Bei der Sanierung der Kirchturmspitze wurde eine Schatulle gefunden. Foto: Matthäus-Gemeinde

Bei der Sanierung der Kirchturmspitze wurde eine Schatulle gefunden. Foto: Matthäus-Gemeinde

In der Schatulle fanden sich unter anderen Zeitungen aus dem Jahre 1931. Foto: Matthäus-Gemeinde

In der Schatulle fanden sich unter anderen Zeitungen aus dem Jahre 1931. Foto: Matthäus-Gemeinde

Auch eine Urkunde fand die Gemeinde in der Schatulle. Sie wird im Gemeindehaus gezeigt. Foto: Matthäus-Gemeinde

Auch eine Urkunde fand die Gemeinde in der Schatulle. Sie wird im Gemeindehaus gezeigt. Foto: Matthäus-Gemeinde

Der Kirchturm der Matthäus-Kirche bekommt ein neues, teilvergoldetes Kreuz. Nach einer aufwendigen Turmsanierung erhält die Kirche damit wieder ein Kreuz, das dem ursprünglichen aus dem Jahr 1880 nachempfunden ist. Gleichzeitig werden die Kirchenglocken zum ersten Mal nach langer Pause wieder läuten, wenn die Evangelische Matthäus-Gemeinde am Sonntag, 11. September, mit einem Festgottesdienst um 9:30 Uhr die Bekrönung feiert.

„Ich bin vor allem gespannt auf den Klang der Glocken, die ich bisher noch nie gehört habe“, freut sich Pfarrerin Rajah Scheepers. Kurz vor ihrem Dienstantritt vor mehr als zwei Jahren wurde ein plötzlicher Läutestopp verhängt, nachdem Risse an der Turmspitze einen Absturz des Turmkreuzes befürchten ließen. Die darauf folgende Sanierung des Kirchturms kostete 913.000 Euro und wurde von verschiedenen Geldgebern ermöglicht. Allein die vielen Einzelspender trugen mehr als 125.000 Euro zusammen, unter anderem durch die Übernahme von Steinpatenschaften.

Bereits in der kommenden Woche wird das neue, schmiedeeiserne Turmkreuz in einer siebenstündigen Aktion aufgesetzt, allerdings noch verhüllt bleiben. Am 11. September fährt der Architekt Frithjof Stockburger dann nach dem Gottesdienst mit dem Bau-Aufzug an die Spitze des 64 Meter hohen Kirchturms und enthüllt das neue Kreuz. Die Gemeinde wird das Ereignis per Live-Übertragung in der Kirche verfolgen können.

Mit besonderer Spannung wurde Anfang Juli 2016 eine Schatulle aus dem bisherigen Turmkreuzes geborgen: Gemeindevertreter hatten dort im Oktober 1931 bei dem Aufsatz eines Kupferkreuzes Dokumente der Zeitgeschichte für nachfolgende Generationen hinterlassen. So hatten es auch die Erbauer der Kirche 1880 getan,  doch deren Überlieferungen wurden 1931 laut handschriftlicher Urkunde vernichtet. In der Schatulle wurden Zeitungsartikel, Geldscheine aus dem Ersten Weltkrieg und der Zwischenkriegszeit, ein Foto, eine handgeschriebene Urkunde und diverse Publikationen gefunden. Die Unterlagen werden in der Matthäus-Kirche ausgestellt.

Auch das neue Turmkreuz wird mit einer Schatulle versehen werden. Neben Reproduktionen der alten Unterlagen wird sie die Predigt des Bischofs, einen Brief an die Nachgeborenen, eine Urkunde der Pfarrerin sowie einen aktuellen Gemeindebrief enthalten.

Seit November 2015 wurden bei der Sanierung exakt 24.550 Steine ausgetauscht, rund 22.680 Meter Fugen ausgefräst, 80 Meter Risse verpresst, 5.000 Edelstahlanker gesetzt, 70 Quadratmeter Putz abgeschlagen, 18 Kubikmeter Schutt abgefahren, zwei Tonnen Strahlsand verarbeitet und 1.000 Kaffeebecher leergetrunken, während der Aufzug ungefähr 1.900 Male rauf- und runter gefahren ist, weiß die Kirchengemeinde zu berichten.

Die Sanierung des Matthäus-Kirchturms wurde unter anderem vom Evangelischen Kirchenkreis Steglitz mit 200.000 Euro, der Stiftung Deutsche Klassenlotterie mit 290.000 Euro und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz mit 100.000 Euro ermöglicht.

Die Matthäus-Kirche ist eine der ältesten neogotischen Kirchen in Berlin und eine der größten Südberlins, sie fasst mehr als eintausend Menschen. In den 1920er Jahren entwarf der Architekt Otto Rudolf Salvisberg das Gemeindehaus und fügte dieses mit dem bereits bestehenden Park und der zentral liegenden Kirche zu einem Ensemble zusammen.

(sn)