Treffsicher zeigten sich die Herthaner aus Zehlendorf am Sonnabend in Brandenburg. Foto: Kerstin Kellner

Der FC Hertha Zehlendorf hat das Siegen doch noch nicht verlernt! Zentnerschwere Lasten fielen bei den Herthanern ab, als am Sonnabend nach 93 Minuten  Schiedsrichter Jan Scheller die Partie abpfiff. Glücklich, aber auf Grund der zweiten Halbzeit nicht unverdient, feierten die „Blauen“ auf dem Brandenburger Werner-Seelenbinder-Sportplatz ihren ersten Rückrundendreier.

Die auch nur mit einem Punkt in die Rückrunde gestarteten Havelstädter sahen sich im Stadionheft mit den Zehlendorfern auf Augenhöhe, und die Hoffnung auf einen siegreichen Nachmittag wurde genährt. Es ging auch für die Platzbesitzer gleich gut los. Nach einem Freistoß von links kam in der Mitte ein Angreifer frei zum Kopfball, doch Torhüter Selvedin Begzadic konnte das Spielgerät sicher abfangen.

Vier Minuten später setzten die Gäste ein erstes Ausrufezeichen. Egzon Ismaili sprang in eine Flanke von Emire Cakmakci, doch der gute Sven Roggentin im Tor der Brandenburger verhinderte den möglichen Rückstand mit einem tollen Reflex. Danach war viel Leerlauf im Spiel. Die Heimmannschaft hatte zwar die meisten Spielanteile, doch vor dem Tor waren sie auch meist mit ihrem Latein am Ende. Mit einem Doppelschlag zwischen der 24. und 26. Minute zeigten dann die Südberliner, wie man sich auch selbst schlagen kann. Erst trat Ismaili seinen Gegenspieler im Strafraum unnötig in die Hacken – den fälligen Strafstoß verwandelte Mauersberger sicher, und kurz danach lenkte Dennis Dombrowe eine scharfe Hereingabe in die eigenen Maschen. Resignation und fassungsloses Kopfschütteln machte sich zur Halbzeit bei den Südberlinern breit, denn die Mannschaft siechte nur noch vor sich hin hing praktisch schon am Tropf.

Die Infusion und vermutlich auch die entsprechenden Worte zur Halbzeit durch Trainer Markus Schatte geben der Mannschaft verloren geglaubte Lebensenergie wieder zurück. Nun bekamen die 184 Zuschauer eine Zehlendorfer Mannschaft zu sehen, die sich energisch gegen ein drohendes Debakel stemmte und den schier ausweglosen Versuch startete, doch noch einigermaßen schadlos den Heimweg antreten zu können.

Foto: Kerstin Kellner

Mit einem wahren Sturmlauf banden die Zehlendorfer den Kontrahenten in dessen eigener Hälfte. Es lag lange Zeit an „Teufelskerl“ Roggentin, im Tor der Hausherren,  der seine Mannschaft mit zahlreichen Paraden vor dem Anschlusstreffer bewahrte. In der 53. Minute lenkte er einen Schuss von Burak Mentes zur Ecke, zwei Minuten später parierte er einen wuchtigen Kopfball von Cakmakci, und kurz danach konnte er auch einen strammen Schuss durch Ismaili entschärfen.  Es schien, als ob der Keeper an diesem Nachmittag unüberwindlich sei, doch Melih Hortum fand in der 63. Minute den Schlüssel zum Erfolg. Nach 243 torlosen Minuten mit Beginn der Rückrunde durfte er sich als erster Torschütze im Jahr 2015 feiern lassen. Mit einem überraschenden Drehschuss aus 16 Metern überwand der den Brandenburger Keeper.

Nach langer Verletzungspause kam Maximilian Obst in der 70. Minute zu seinem Comeback und durfte nur vier Minuten später den Ausgleichstreffer durch Niclas Warwel mit bejubeln.  Roggentin hatte gegen den verdeckten Flachschuss keine Abwehrchance. Zwischenzeitlich hatten sich die Brandenburger selbst dezimiert. Nach einer gelben Karte in der 68. Minute (Foulspiel) musste nur fünf Minuten später Castro Dos Santos nach einer Schwalbe den Platz vorzeitig verlassen.

Besonders in der letzten Viertelstunde fand Schiedsrichter Jan Scheller scheinbar großen Gefallen an seinem „Kartenspiel“. Insgesamt acht Gelbe und drei Gelb-Rote Karten deuten eigentlich auf ein sehr ruppiges Spiel hin, welches sich aber keineswegs so  darstellte. In der 82. Minute „opferte“ sich Arber Shuleta, als er einen Abspielfehler seines Mannschaftskameraden wettmachen wollte. Gelb-Rot nach wiederholten Foulspiel war die logische Folge, und auf dem Platz waren wieder Gleichheitsverhältnisse hergestellt.

Jubel nach dem Spiel. Der Bann ist gebrochen, die ersten drei Punkte in der Rückrunde sind eingefahren. Foto: Kerstin Kellner

Trotzdem spielten die Herthaner weiter auf Sieg. In der 84. Minute fand Warwel, nach einem Distanzschuss, in Roggentin wieder einmal seinen Meister, und auch Cakmakci brachte in der 90. Minute das gemeinsame Spielzeug  aus fünf Metern nicht am Keeper vorbei. Eigentlich hatten sich alle schon mit einem Remis abgefunden, doch dann kam noch die Nachspielzeit. In der 91. Minute schlug Obst einen Freistoß aus halblinker Position in den Strafraum, nach einer ersten Kopfballverlängerung fiel der Ball dem Brandenburger Manuel Wajer auf den Kopf und fand von dort seinen Weg ins eigene Tor. Roggentin wurde so durch den eigenen Mann um den (Teil)-erfolg seiner überragenden Leistung gebracht.

Hertha 03 spielte mit: Begzadic – Mentes, Dombrowe, Lorenz, Cakmakci – Warwel, Shuleta, Aagaard (70. Obst), Ismaili – Hortum, Zellner (81. Kim)

Torfolge: 1:0 (24.) Mauersberger FE, 2:0 (26.) Dombrowe ET, 2:1 (63.) Hortum, 2:2 (75.) Warwel, 2:3 (90.+1) Wajer ET

(hain/h03)