In seltener Einmütigkeit zeigten sich im Stadtplanungsausschuss die Mitglieder aller vier Fraktionen am Dienstagabend. Sie begrüßten das vorgestellte Projekt Pedelec-Korridor, favorisierten das gleiche Modell für ein Radhaus am S-Bahnhof Zehlendorf und machten sich Sorgen um wegfallende Parkplätze entlang der Strecke.

Planer von der Entwurfs- und Ingenieurbüro Straßenwesen GmbH (EIBS) waren in den Ausschuss gekommen, um ihre Pläne für die Einrichtung eines Pedelec-Korridors aus Kleinmachnow kommend über Berlepschstraße, Krummes Fenn, Lindenthaler Allee bis zur Clayallee vorzustellen. Ziel dieses Ausbaus soll es sein, vor allem Menschen aus dem Berliner Umland zu bewegen, statt mit dem Auto mit dem Fahrrad oder dem Pedelec nach Berlin zu kommen, um dann dort in den öffentlichen Nahverkehr umzusteigen. Dazu muss der Streckenabschnitt ertüchtigt, Radstreifen auf der Straße markiert und Parkmöglichkeiten verlegt werden.

Sorgen bereitete den Bezirksverordneten, dass die Spuren für den Autoverkehr auf einem Abschnitt der Argentinischen Allee von zwei auf eine Spur reduziert werden soll. Sie befürchteten, dass die Straße dann weniger leistungsfähig sei und zu noch längeren Staus gerade zu den Stoßzeiten führen würde. Georg Boroviczeny (Piraten) ging nach der Vorstellung der Pläne davon aus, dass 20 bis 25 Prozent der Stellplätze wegfallen würde und forderte von den Planern eine genauere Prüfung. Die verwiesen auf ihre Untersuchung, waren aber auch bereit weitere Hinweise aufzunehmen.

Neben der Ertüchtigung gehören auch neue und sichere Abstellmöglichkeiten für Pedelcs und Fahrräder zu dem Konzept. Diese sollen an den S-Bahnhöfen Wannsee, Mexikoplatz und Zehlendorf sowie am U-Bahnhof Krumme Lanke geschaffen werden. Während an den Bahnöfen Wannsee, Mexikoplatz und Krumme Lanke unter anderem Boxen aufgestellt werden sollen, ist für den S-Bahnhof Zehlendorf ein Parkhaus für Fahrräder geplant. Zwei Varianten stellten die Planer vor. Variante eins ist ein vollautomatisches Fahrradhaus mit fünf Ebenen, das Platz für 120 Räder bietet. Es hat eine Größe von 55 bis 60 Quadratmeter und ist 10,5 Meter hoch. An sechs Toren könnten die Radler ihre Zweiräder schnell und unkompliziert abgeben, allerdings nicht kostenlos. Errichtet werden soll das Radhaus hinter dem WC-Häuschen. Ergänzt werden soll das Radhaus durch doppelstöckige Fahrradständer und zusätzliche Bügel. Insgesamt könnten in dieser Variante zukünftig 396 Fahrräder abgestellt werden – derzeit sind es 242.

Variante zwei ist ein individuelles Parkhaus, zweigeschossig mit Abstellboxen auf der einen und Doppelabstellern auf der anderen Seite, eine Toilette oder eine Servicestation könnten in dem Gebäude integriert werden. 320 Stellplätze wären mit dieser Variante möglich.

Die Bezirksverordneten bevorzugten eindeutig die erste Variante, nicht nur weil diese mehr Stellplätze bietet, sondern auch weil sie befürchteten, dass mit Variante zwei dort eine „tote Ecke“ entstehen könnte.

Vor allem der Ausschussvorsitzende Torsten Hippe (CDU) machte klar, dass der Bezirk Wert auf eine angemessene Gestaltung des Gebäudes lege. „Wir lassen uns die Ecke nicht kaputtmachen“, betont er. Gleiches gelte auch für die geplanten Stellplätze an den anderen Bahnhöfen. „Das muss nach etwas aussehen“ und in die Umgebung passen, forderte er.

Finanziert werden Strecke und Fahrradstellplätze vom Senat im Rahmen eines Modellprojektes, für das die EBIS derzeit einen Förderantrag vorbereitet. Läuft alles nach Plan, könnten die europaweiten Ausschreibungen noch in diesem Jahr stattfinden, der Bau im kommenden Jahr beginnen. Zehn Jahre soll das Projekt laufen. Die Herausforderung sei es, einen Betreiber zu finden, da es bisher kein einziges Fahrradparkhaus gebe, das sich selber trägt, erklärten die Planer. Hippe stellte klar, dass der Bezirk nach Ablauf dieser Zeit das Radhaus nicht übernehmen werden.

(go)