Suchen nach der Lücke. Im morgendlichen Verkehr ist es für Eltern und Kinder nicht leicht, den Osteweg zu überqueren. Foto: Gogol

Das Verkehrschaos beginnt um kurz nach 8 Uhr: Dann treffen im Osteweg Autofahrer auf Schüler, die zu Fuß, per Fahrrad, Bus oder gebracht von den Eltern zur Schule kommen. Wer die Straße überqueren will, hat es nicht leicht. Minutenlanges Warten ist angesagt, wenn nicht gerade ein netter Bus-Fahrer die Kinder über die Straße winkt. Deren Blick ist zudem meist von parkenden Autos verstellt, so dass sie sich langsam auf die Straße vortasten müssen, um dann eine Lücke im fließenden Verkehr zu nutzen. Das ist Alltag für Schüler der privaten Phorms-Schule und ihre Eltern. Die fordern nun Tempoo 30 für den Osteweg oder einen Fußgängerüberweg, um die Straße zumindest ein wenig sicherer zu machen.

Nicola Reiner wohnt mit ihrer Familie im Schottmüllerweg, eigentlich kein langer Schulweg für Sohn Sebastian. Fünf Minuten bräuchte der Neunjährige für den Weg, doch seine Mutter schickt ihn lieber schon eine Viertelstunde früher los, erzählt sie, „um dem Trubel zu umgehen.“

Ähnlich geht es Elke Brumm. Ihre beiden Söhne besuchen die Phorms-Schule, in der sie sich als Elternvertreterin in der Arbeitsgruppe Verkehr und Verkehrssicherheit engagiert. Sie würde ihre Kinder gern vom Schweizer Viertel aus mit dem Fahrrad zur Schule schicken, doch die Situation am Osteweg sei einfach zu unübersichtlich, sagt sie. Stattdessen hat sie mit Nachbarn eine Fahrgemeinschaft gegründet.

Ab der Kurve Seehofstraße, die übrigens eine Tempo-30-Zone ist, bis hinter den Schottmüllerweg wünschen sich die Eltern die Verkehrsberuhigung. Bei der Verkehrslenkung Berlin (VLB) stießen sie mit diesem Wunsch bisher auf taube Ohren. Es gebe kein erhöhtes Verkehrsaufkommen und keine erhöhte Unfallgefahr, zudem seien nur wenige Fußgänger unterwegs, heißt es in einem Antwortschreiben an die Eltern.

Christoph Steinig, Sprecher des Nachbarschaftstreffs ZeLi und Bürgerdeputierter im Verkehrsausschuss der Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf, kennt den Straßenabschnitt gut. „Es ist hier sehr unübersichtlich und es wird schnell gefahren“ sagt er. Deshalb untertsützt er die Eltern in ihrer Forderung. Die Argumente der VLB weist er zurück. Dort herrsche noch immer ein „autoorientiertes Denken“.  „Die Reisezeit für Autofahrer wird dort höher bewertet als die Sicherheit von Kindern“, sagt Steinig.

Dass nur wenige Fußgänger zu sehen seien, sei eher die Folge der unsicheren Verkehrssituation. „Viele Eltern bringen die Kinder mit dem Auto, weil sie der Situation nicht trauen“, sagt Elke Brumm, die die Argumente der VLB nicht gelten alssen will. Deren Mitarbeiter hätten sich einfach zur falschen Zeit ein Bild von den Örtlichkeiten gemacht – nicht zu den Stoßzeiten, kurz vor Schulbeginn und kurz nach Schulschluss. Wenn Tempo 30 wenigstens für diese Zeiten gelten würde, dass würde den Eltern schon reichen, sagt Brumm.

Zweites Problem: Im verkehrsberuhigten Bereich vor der Schule ist für Fußgänger oft nur wenig Platz. Foto: Gogol

Seit vier Jahren kämpfen sie und ihre Mitstreiter um eine Lösung. In der Zwischenzeit sind die Schülerzahlen weiter angestiegen. Derzeit besuchen 435 Kinder aus ganz Berlin und dem Umland den Phorms-Campus, jährlich kämen 50 Schüler neu hinzu, so dass sich die Situation weiter verschärfen wird, so Brumm. Hinzu kommen die Kinder aus der McNair-Kita.

Das Problem ist, dass Schule und Kita nicht am Osteweg sondern an der Harry-S.-Truman-Allee liegen – auch wenn die Kita ein Eckgebäude ist. Dort gilt wie vor allen Schulen Tempo 30.

Ein weiteres Problem für die Eltern ist der verkehrsberuhigte Bereich vor der Schule, eine Art gemeinschaftlicher Verkehrsraum. Es fehle ein sicherer Gehweg für die Schüler, ein schmaler Streifen, den die Schüler nutzten, werde oft zugestellt. Poller wünschen sich die Eltern an der Straße, um den Durchgangsverkehr fernzuhalten.

Zwar haben die Bezirksverordneten bereits im vergangenen Jahr Prüfaufträge für Poller an der Harry-S.-Truman-Allee  und Tempo 30 für den Osteweg beschlossen, doch wurde beides von der VLB abgelehnt. „Es ist schon frustrierend, wenn man die lokalen Entscheider auf seiner Seite hat, die anderen aber vom Schreibtisch aus einfach sagen: Brauchen wir nicht“, so Brumm, die bei der VLB Widerspruch eingelegt hat. Das findet auch Steinig. Es könne nicht sein, dass sich die VLB weigere, Beschlüsse aus den Bezirken umzusetzen. Sattdessen müsse die Behörde Lösungen finden. Das könnte seiner Meinung nach im Fall des Ostewegs zum Beispiel ein Mittelinsel sein.

(go)