Hallervorden (links) neben zwei Darstellern der neuen Spielzeit: Antje Rietz (Mitte) und Boris Aljinovic (rechts), Foto: Junia Greb-Georges

 

Im Schlosspark Theater gibt es dieser Tage gleich zwei Gründe, um zu feiern: Den Beginn der 15. Spielzeit am 1. September und den Geburtstag des Intendanten Dieter Hallervorden, der heute 88 Jahre alt wird. Im Interview mit den Stadtrand-Nachrichten vor wenigen Tagen verriet Hallervorden, woraus er im Alltag seine Energie zieht und warum das neue Stück „Onkel Wanja“ die Bezeichnung als Komödie durchaus verdient hat. 

Stadtrand-Nachrichten: Das Schlosspark Theater ist eine Institution in Steglitz. Was verbinden Sie mit dem Bezirk? 

Hallervorden: Da sind Sie bei mir an der falschen Adresse. Ich habe keine Zeit mir schöne Gebäude oder historische Monumente im Bezirk anzusehen. In Steglitz bin ich nur, weil sich mein Theater hier befindet. Mit einer Ausnahme: Ab und zu bin ich im Botanischen Garten. 

Stadtrand-Nachrichten: Am 2. September feiert das Stück „Onkel Wanja“ nach einem Werk von Anton Pawlowitsch Tschechow Premiere. Die Handlungszusammenfassung klingt nicht nach einem Stimmungskracher und die Atmosphäre wird bisweilen sogar als lethargisch beschrieben. Was fasziniert Sie daran und wonach wählen Sie die Stücke aus, die im Schlosspark Theater aufgeführt werden? 

Hallervorden: Das Motto des Schlosspark Theaters lautet „Geist und Humor“. Dieses Motto erfüllen die Werke von Tschechow. Das Werk ist für unsere Aufführungen neu übersetzt worden. Dadurch kommt hervor, wieviel Humor darin steckt. Es ist keine düstere Geschichte, sondern eine, die das Leben in all seinen Facetten darstellt. Der Regisseur hat es mit seiner ukrainischen Frau übersetzt. Die Testvorstellung am 31. August lief fulminant. Der Eindruck, den man beim Lesen hat, ist ein völlig anderer als der, den man live auf der Bühne, insbesondere in dieser Inszenierung bekommt. 

Stadtrand-Nachrichten: Sie haben nicht nur Fans, in den letzten Jahren gab es häufiger Kritik an Ihnen, unter anderem wegen öffentlicher Äußerungen zum Thema Gendern und in der so genannten Winnetou-Debatte.  Sind Sie im Alter konfrontativer geworden? 

Hallervorden: Nein, als politischer-satirischer Kabarettist bin ich schon immer so gewesen. In Deutschland gilt die Meinungsfreiheit und ich finde, man muss dieses Recht in Anspruch nehmen. Auch dann, wenn man damit gegen den Strom schwimmt. Gleichzeitig habe ich genau für diese Äußerungen auch viel Zuneigung bekommen. Dass positive Meldungen nicht so schnell verbreitet werden, wie Kritik, ist mir egal. Ich sage meine Meinung und habe einen bestimmten Standpunkt, unabhängig davon, ob das den Menschen gefällt oder nicht.  

Stadtrand-Nachrichten: Neben Ihren Theater-Tätigkeiten sind Sie in Ihrem Leben bereits musikalisch aktiv gewesen, haben in Fernseh- und Kinofilmen mitgewirkt, als Synchronsprecher anderen Ihre Stimme geliehen, Hörbücher eingesprochen und engagieren sich politisch. Gibt es etwas, das Sie noch nicht probiert haben und unbedingt noch angehen möchten? 

Hallervorden: Ich würde gerne meinen Beruf in der Sprache ausüben, die ich neben meiner Muttersprache am meisten liebe, nämlich Französisch. Damit meine ich, dass ich gerne einmal in Paris spielen würde. Ob ich diese Idee umsetzen kann, weiß ich aber noch nicht. 

Stadtrand-Nachrichten: Sie werden in wenigen Tagen (am 5. September) 88 Jahre alt und leiten in Berlin neben dem Schlosspark Theater, das Theater „Wühlmäuse“ und in Dessau das Mitteldeutsche Theater. Woher nehmen Sie die Energie? 

Hallervorden: Ich treibe seit Jahren jeden Tag Sport. Bereits vor dem Frühstück bin ich eine halbe Stunde auf meinem Hometrainer und schwimme 30 Minuten. Außerdem habe ich ein Gerät, in dem man kopfüber hängt. Außerdem bin ich neugierig und lernbegierig geblieben und habe eine große Lebenslust. Dazu kommt, dass mein Beruf gleichzeitig mein Hobby ist. Ursprünglich habe ich Romanistik und Publizistik studiert, weil ich politischer Auslandskorrespondent werden wollte. Was ich heute anstelle dessen mache, fällt mir so leicht, wie einem Kind das Versteckspiel. Manchmal wundere ich mich, dass ich für meinen Beruf bezahlt werde. (lacht) 
 

Das Interview führte Junia Greb-Georges 
 

 

Neu auf dem Spielplan 2023/2024 sind die Eigenproduktionen 
 
„Onkel Wanja“  
„Die Maria und der Mohamed“ 
 „Knapp daneben ist auch vorbei (Glorious)“ 
„Achtsam morden“  
 
als Gastspielproduktionen die Stücke 
 
„Höchste Zeit“ 
„Hausmeister Krause: Du lebst nur zweimal“ 
 „Elvis – A Tribute To The King Of Rock’n Roll“ 
„Oskar und die Dame in Rosa“ 
 
Wieder aufgenommen wurden die Eigenproduktionen „Love Letters“, „Adel verpflichtet“, „Ein deutsches Leben und „Der letzte Raucher“ sowie die Gastspielproduktionen „Die Judenbank“ und „Gut gegen Nordwind“.  
 
Weitere Informationen zum Theater, den Stücken und den aktuellen Spielplan finden Sie unter: www.schlossparktheater.de