Da sind die vier Schmuckstücke, an deren Restaurierung auch Andreas Rietz maßgeblich beteiligt war. Fotos Gogol

„Es geht nichts über ein authentisches Stück am authentischen Ort“, freute sich Dr. Samuel Wittwer, Direktor der Abteilung Schlösser und Sammlungen bei der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) Berlin-Brandenburg, am Mittwoch über die Rückkehr von vier restaurierten Schinkel-Sesseln ins Schloss Glienicke.

Die Sessel waren 1828 nach einem Entwurf Karl-Friedrich Schinkels für das Weiße Stuckzimmer des Schlossen gefertigt worden. Seitdem hatten die Stühle eine wechselvolle Geschichte hinter sich, berichtete Dr. Henriette Graf, Kustodin Möbel bei der SPSG. Erst 1930 wurden sie das erste Mal archivalisch greifbar, standen während der Teilung Deutschlands im Kunstgewerbemuseum, 1981 tauchten zwei von ihnen bei einer Schinkel-Ausstellung in Hamburg auf. Durch die Trennung der vier Sessel wurden sie unterschiedlich restauriert. 2005 dann kamen die vier Sessel zur Stiftung und konnten nun dank einer Spende der Hermann-Reemtsma-Stiftung einheitlich restauriert werden.

Einer der Sessel musste dabei als Vorlage dienen, erläuterte Restaurator Andreas Rietz, einer von sieben Freiberuflern, die nach Maßgabe der SPSG an den Objekten arbeiteten. Alte Schichten mussten freigelegt werden, die Fassung konserviert, manchmal auch rekonstruiert werden. Die Sitze wurden mit Rosshaar aufgepolstert, Stoffe mussten gereinigt, aufgearbeitet und rekonstruiert werden, führte Katja Müller von der Restaurierungswerkstatt der SPSG aus. Das sei „wie Schönheitschirurgie“, versuchte Wittwer den Aufwand deutlich zu machen. Warum man dies auf sich nehme, erläuterte er auch: Es sei die „ästhetische Verantwortung“ die man gegenüber solchen Meisterwerken habe. Und deshalb sei er, „dankbar, dass die Hermann-Reemtsma-Stiftung dies eingesehen hat“.

Begeistert von diesen Möbeln, die „ins 20. Jahrhundert weisen“, zeigte sich Dr. Sebastian Giesen, Geschäftsführer der Reemtsma-Stiftung. Erst durch die Rückkehr der Stühle in das Weiße Stuckzimmer werde der Raum anders verständlich und das Ensemble viel schlüssiger.

Die vier Schinkel-Sessel standen einst im Esszimmer des Prinzen Carl. Von der Form seien sie nicht schön, so Graf, sie machten eher einen plumpen Eindruck, seien nur weiß eingefasst. Doch habe sich Schinkel damals auf geometrische Formen bezogen, erläuterte die Kustodin, zudem erinnerten die Sessel an die englische Möbelkunst.

Für Wittwer war die Rückkehr der Sessel eine „Sensation“ und die „Wiedergeburt des Schinkel-Museums“.

(go)