Liva Strazdina und Annalena Piper (von links) haben einen Kompromiss geschlossen: Erst spazieren, dann Fußball. Foto: Gogol

Mittwoch, 20.45 Uhr: Anpfiff Deutschland gegen Niederlande. Auch Zehlendorf-Mitte ist fast wie leer gefegt. Fast. Es gibt doch tatsächlich einige Leute, die nicht vor einem Fernseher oder einer Leinwand sitzen – obwohl sie nicht arbeiten müssen.

Nicht ganz freiwillig sitzt Ingo Schädlich im Tomasa. Er wirkt ein wenig hibbelig, vor allem als kurz mal Fanfaren zu hören sind. Ein Tor für Deutschland? Schädlich will eigentlich Fußball gucken, doch er kommt nicht los. Begleiterin Heike Schneider lässt ihn nicht gehen – seit 25 Minuten. Doch sie gibt sich nicht mehr wirklich Chancen, ihn noch lange halten zu können. Sie interessiert sich nicht für Fußball, er nur zur WM und EM.

Ähnlich sieht es bei den beiden Freundinnen Liva Strazdina und Annalena Piper aus. Liva will schauen, Annalena nicht. Sie haben einen Kompromiss geschlossen. Und so spazieren sie kurz nach Anpfiff über die Clayallee, essen eine Kleinigkeit, wollen noch zu Kaisers. Danach geht es ab vor den Fernseher.

„Es regt mich zu sehr auf. Ich brauche danach immer 30 bis 45 Minuten um wieder runter zu kommen“, erklärt Wolfgang Kaczmarek, warum er vor Uncle Sam’s sitzt und nicht vor einer Leinwand. Er schaue sich das Spiel an, wenn Deutschland gewonnen hat, sagt er. Und wenn Deutschland verliert – „dann ärgere ich mich nicht über die anderthalb Stunden verlorene Lebenszeit.“ Stattdessen trinkt er lieber ein Bier mit seiner Frau Susi.

Christian Teterra kommt gerade von der Arbeit und will nach Hause, etwas zu Essen kochen und vor dem Fernseher entspannen. Aber nicht bei Fußball. „Ich interessiere mich nicht für Fußball. Ich interessiere mich auch sonst nicht für Sport“, sagt er. Und auch die Euphorie bei Europa- und Weltmeisterschaften reiße ihn nicht mit.

Ebenfalls auf dem Weg nach Hause ist Peter Gubela. „Bei uns in der Familie ist das ganz streng getrennt: Meine Frau und meine Tochter sind die Fußballfans, ich eher nicht“, erzählt er. Er kommt gerade von einer Probe – seine Tochter heiratet demnächst. Den Zwischenstand beim Deutschlandspiel kennt er, „schließlich muss man darüber diskutieren können“, so Gubela. Obwohl er zugibt, dass er nicht wirklich Ahnung habe. Er freue sich mehr auf die interessanten Endspiele.

(go)