Didi und Phil sollen nach elf Jahren wieder gemeinsam auftreten. Foto: DERDEHMEL

Sie sind wieder da: Die Sonny Boys. 1973 standen sie schon einmal auf der Bühne des Schlosspark Theaters in Steglitz. Doch dieses Mal heißen sie nicht Willie und Al, sondern Didi und Phil. Am Sonnabend feierte die Komödie von Neil Simon unter der Regie von Thomas Schendel Premiere.

Didi und Phil sind ein abgehalftertes Komiker-Paar, das seit elf Jahren keinen Kontakt mehr zueinander hat. 42 Jahre standen sie gemeinsam auf der Bühne und wurden vor allem wegen ihres – heute nicht mehr lustigen – Arzt-Sketches gefeiert. Als Phil aussteigt, verkrachen sich die „Sonny Boys“ und ziehen sich – mehr oder weniger freiwillig – aus dem Showgeschäft zurück. Nun allerdings kommt die Anfrage eines Fernsehsenders, ob sie für eine Sendung über „Die große Zeit des Varietés“ noch einmal gemeinsam ihren Sketch spielen wollen.

Als sie selbst stehen Dieter Hallervorden und Philipp Sonntag auf der Bühne – und doch wieder nicht. Denn wer würde Dieter Hallervorden schon als „verrenteten Komiker mit schleichender Demenz und eher fragwürdiger Lebensleistung“ beschreiben, so wie es Schlendel für den „Didi“ in einem Brief an den Verlag des Stückes tut, in dem er darum bittet, die „Sonny Boys“ ins heutige Berlin holen zu dürfen. Und auch Philipp Sonntag ist wohl kaum – anders „Phil“ – ein Schauspieler, der sich zu seiner Tochter in die uckermärkische Provinz zurückgezogen hat, weil er den Abstieg nicht mehr ertragen konnte. So entsteht eine merkwürdige Verschmelzung von Realität und Fiktion. Davon zeugt auch das Bühnenbild von Daria Kornysheva. An der Wand ist ein großes Plakat der „Sonny Boys“ halb zu sehen – mit einem Bild von Dieter Hallervorden – oder besser „Didi“ –, darüber das Logo der Wühlmäuse, in dem das Komiker-Duo einst angeblich auftrat. Hinzu kommen die Namen der Kollegen, wie Jochen Busse, Gaby Köster und Mario Bath, mit denen Schlendel die alten Namen ersetzte.

„Sonny Boys“ ist eine Komödie, Gag reiht sich an Gag. Und die kommen gut an beim Publikum. Dieter Hallervorden ist wieder der der alte „Didi“. Man erkennt ihn an bestimmten Gesichtsausdrücken, Gesten, Bewegungen, die man als gelernter Nonstop-Nonsens-Zuschauer sofort wiedererkennt. Gegen das flippige Spiel Hallervordens, der ständig gegen seinen Ex-Partner stänkert, ist Sonntag der absolute Widerpart. Nicht nur ruhig, sondern stocksteif ist dieser „Phil“, der Sicherheit im Aufzählen von Listen findet und bei der geringsten Änderung im Stück nicht weiterspielen will.

Wer eine tragische Komponente erwartet, ein Spiel um die Vergänglichkeit des Ruhms und die Einsamkeit des Alters, wie etwa in den „Socken Opus 124“ , wird enttäuscht sein. Doch das waren am Premierenabend wohl nur die wenigsten – wenn überhaupt jemand. Die Schauspieler ernteten zahlreiche Lacher und am Ende viel Applaus. Anders als ihre gleichnamigen Bühenrollen „Didi“ und „Phil“ gehören Hallervorden und Sonntag noch lange nicht in ein Heim für alternde Schauspieler.

(go)