34 Vereine und Verbände suchten nach freiwilligen Helfern. Fotos: Gogol

Es war vor sechs Jahren, da hatte Hartmut Röder genug – genug vom Dreck und Müll, genug vom Graffiti, genug von zerstörten Bänken. Er nahm all seinen Mut zusammen und begann, den Lilienthalpark aufzuräumen. Seitdem tut er das jeden Freitag, außer wenn es regnet. Zuerst allein, seit anderthalb Jahren wird er dabei von Rosemarie Lehmann unterstützt. Beide präsentierten sich als Ehrenamtler auf der Freiwilligenbörse am Sonnabend im Rathaus Zehlendorf.

Wenn es kein Denkmal für Lilienthal gewesen wäre, wer weiß, ob Röder sich damals an die Arbeit gemacht hätte. So war es ihm eine Herzenssache gewesen. Wenn er los ziehtt, hat Röder stets eine „Werkstattfahrzeug“ dabei, wie Lehmann es nennt. Der ist gut bestückt, mit Besen und Schaufeln, Müllgreifern, Käschern und einem Akkuschrauber. Die Hauptaufgaben der beiden Ehrenamtler: Bänke reparieren und Graffiti entfernen. Aber auch Flaschen und Schwimmkerzen aus dem Spiegelteich fischen, Einmal-Grills, Glas und Müll entsorgen, um den Park wieder „wochenendfein“ zu machen. Alleinkämpfer sind Röder und Lehmann nicht – sie erhalten Unterstützung vom Mittelhof e.V., einer Bürgerinitiative und auch vom Bezirksamt. Personell könnten die beiden allerdings noch gut Hilfe vertrage. Wer die beiden unterstützen will, kann jeden Freitag zwischen 14 und 18 Uhr in den Park kommen, ist der Werkzeugwagen da, sind es auch die beiden.

Wer weniger Müllsammeln mag, aber sich trotzdem engagieren will, der fand im Bürgersaal noch 33 weitere Verbände und Vereine, die sich über Unterstützung freuen würden. Etwa das Blindenhilfswerk. Das brauchen Freiwillige vor allem für Sonderaktionen, erklärte Thomas Schmidt, vom Verein. Etwa zum Laub fegen oder als Hilfe bei Feiern. Im kommenden Jahr wird auch wieder ein „Garten der Sinne“ für Schüler angeboten. Von Mai bis zu den Sommerferien können Schulklassen erfahren, wie man die Umwelt auch ohne Augen erfahren kann. Dazu braucht das Blindenhilfswerk Freiwillige, die die Klassen herumführen.

Sehr interessante Gespräche habe er geführt, erzählte Schmidt. Es habe auch schon Interessenten gegeben.

Ganz anders beim Technischen Hilfswerk (THW) Steglitz. Kaum jemand schaute am Stand vorbei, an dem Dienststellenleiter Ulrich Vogel und Horst Schwarzer, zuständig für Öffentlichkeitsarbeit, gern über ihre Arbeit informiert hätten. Darüber, dass man bereits mit elf Jahren in die Jugendgruppe eintreten kann, dass die Kameraden weltweit tätig sind, bei Katastrophen ausrücken, wenn es darum geht, Mensch und Tier zu retten. Auch Erwachsene werden gerne aufgenommen, vor allem Handwerker, Menschen, die gut mit Computern umgehen können oder Ingenieure. Dass das THW unter Nachwuchsmangel leidet, liege auch daran, dass die Jungs heute lieber am Computer spielen, weiß Schwarzer.

Darum, Tiere zu retten, geht e auch dem Verein Tier & Mensch. Über Massentierhaltung aufklären wollen Helga Salehi und Imke Vogel-Okra. Dazu hatten sie reichlich Informationsmaterial mitgebracht, nicht nur zu den Auswirkungen von Massentierhaltung, sondern auch darüber, was Heimtiere brauchen und über richtige Ernährung. Tierschutzlehrerin Salehi erzählte auch über ihre Projekte, etwa in Afrika, wo sie zusammen mit Kindern ein Stück über den Tierschutz einstudiert hat.

Auch dieser Verein sucht Freiwillige, die auf Veranstaltungen Stände betreuen und Flyer verteilen. Wer Tier &  Mensch unterstützen will, kann sich am Mittwoch, 5. September, bei einer Zusammenkunft im Bürgertreffpunkt S-Bahnhof Lichterfelde West, über die Arbeit informieren. Ab 18 Uhr sind alle Interessierten willkommen.

Auch wenn es in diesem Jahr weniger Besucher waren als im Jahr zuvor war Dagmar Michaelis-Ollrogge von der Freiwilligenagentur mit dem Interesse an der Börse zufrieden. Das sei aber kein Zeichen für nachlassendes Engagement, sagt sie. Das Interesse an Freiwilligendienst sei eher gestiegen. Und die Leute würden auch jünger. Viele wollten in ihrer Freizeit etwas Sinnvolles tun, weiß sie aus Gesprächen. Allen, die noch nicht wissen, was das Richtige für sie sein könnte, für den ist die Freiwilligenagentur der erste Ansprechpartner, und das seit mittlerweile zehn Jahren.

(go)