An der Riemeisterstraße 78 stratet die SPD-Abteilung Krumme Lanke ihre Putzaktion. Sebastian Gröning-von Thüna (vorne kniend) reinigte dort die Steine für das Ehepaar Prager. Foto: Gogol

Berlinweit griffen am Sonntag SPD-Mitglieder und andere Freiwillige zu Putzlappen und Metallreiniger, um Stolpersteine zu putzen und so an die Schicksale der Menschen zu erinnern, die während des Zweiten Weltkriegs verfolgt, vertrieben und getötet wurden.

Die Mitglieder der Abteilung Krumme Lanke trafen sich um 11 Uhr vor dem Haus Riemeisterstraße 78, um gemeinsam ihre Putztaktion zu starten. In dem Haus hatten Eugen und Gertrud Prager bis zu ihrer Deportation nach Riga im Jahre 1942 gewohnt. Eugen Prager war Sozialdemokrat, kannte Clara Zetkin und August Bebel, er war Journalist und Publizist, schrieb unter anderem für die SPD-Zeitung „Vorwärts“ und die Leipziger Volkszeitung, berichten Ulrike Wöhring, die Vorsitzende der Abteilung, und Sebastian Gröning- von Thüna, der an diesem Tag die Patenschaft für die beiden Steine übernommen hat. Der Autodidakt Prager saß sogar als Referent in der Reichstagsfraktion der SPD, der er bereits Anfang des 19. Jahrhunderts beigetreten war.

2006 wurden die Stolpersteine für das Ehepaar verlegt. Aufgefallen sind sie Wöhring bisher kaum, obwohl die regelmäßig dort mit dem Fahrrad entlang fährt. Mit der Putzaktion sollen die Steine wieder zum Glänze gebracht werden. Über die Putzaktion hinaus beschäftigten sich die Mitglieder mit der Geschichte der Menschen, für die die Steine verlegt wurden. „Der, an den man sich erinnert, ist nicht tot“, sagt Wöhring, deshalb putze man auch gegen das Vergessen an. Und das nicht nur vor dem Haus der Eheleute Prager, sondern an 14 weiteren Orten. Insgesamt 35 Stolpersteine steheen auf der Liste der Abteilung an diesem Wochenende, für das sich die Berliner SPD ganz bewusst entschieden hat. Es ist das Wochenende vor dem 8. Mai, dem Tag der Befreiung.

(go)