Im Bali-Kino diskututierten Vertreter aus dem Bezirk, aus dem Abgeordnetenhaus, der Senatsverwaltung und der Deutschen Bahn mit interessierten Bürgern, wo der S-Bahnhof Zehlendorf seinen zweiten Zugag erhalten soll. Foto: Gogol

Zufrieden verließen wohl alle das Bali-Kino nach der Diskussion zum zweiten Zugang am S-Bahnhof Zehlendorf: Bahn, Senatsverwaltung, Bezirks- und Landespolitik und Bürger. Konstruktiv war der Austausch, ja fast schon ein „Arbeitsgespräch“ fand Moderatorin Bezirksstadträtin Christa Markl-Vieto (Grüne). Erfolgreich war es vor allem, weil schnell klar wurde, dass im Gegensatz zu allem, was man im Bezirk bisher wusste, Senat und Deutsche Bahn sich noch auf keine Variante für den Zugang geeinigt hatten. Im Gegenteil: Drei Varianten sollen geprüft werden, darunter auch ein Zugang am Postplatz, der von Bezirk und Bewohnern favorisiert wird.

Bisher war man davon ausgegangen, dass die Senatsverwaltung den zweiten Ausgang im Zuge der Brückensanierung direkt unter diese setzen wollen. Doch dort sei es viel zu eng und vor allem gefährlich, fand Reinhard Crome vom Aktionskreis Zehlendorf-Mitte Teltower Damm, der in das Thema einführt. Der Aktionskreis favorisiert einen Zugang am Platz vor dem Kaiserlichen Postamt. Dadurch würden die Schulen, die Musikschule, die Bibliothek und das Finanzamt viel besser angebunden, sagte Crome. Das fanden auch 2.056 Einwohner, die dafür unterschrieben hatten. Die Listen überreichte Markl-Vieto an Axel Schwipps von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt. „Sie rennen bei uns offene Türen ein“, sagte er. Der zweite Zugang zum S-Bahnhof sei unstrittig und habe höchste Priorität. Das Problem: Man müsse in eine gewachsene städtebauliche Struktur hineinbauen sowie integriert planen – also sowohl den Bahnverkehr als auch Fußgänger, Radfahrer und den öffentlichen Personennahverkehr berücksichtigen.

Drei Varianten habe man derzeit, die anhand eines Kriterienkatalogs überprüft werden sollen. Variante eins: Da die Brücke ohnehin neu gebaut werden muss, soll der kombinierte Fuß- und Radweg darunter verbreitert werden. Der Zugang zur Bahn erfolgt über eine Treppe. Variante zwei: Hinter den Widerlagern wird ein Tunnel gebaut. Variante drei: Zugang auf dem Postplatz. Allerdings gebe es dort das Problem, dass man einen Höhenunterschied mit Hilfe einer Rampe ausgleichen müsste. Der Zugang würde über einen Tunnel erfolgen. Eine Brücke käme nicht infrage, so Schwipps, da die 71 Meter lang sein müsste. Die sei städtebaulich schwierig und „wir kriegen die Radfahrer nicht rüber“.

Publikum und die meisten Diskutanten auf dem Podium hatten einen Favoriten: den Postplatz. Nicht nur, dass ein Zugang dort die genannten Institutionen besser anbinden würde, nur dort gebe es ausreichend Platz, um Fahrräder abstellen zu können, betonte Günther Drobisch vom Stadtplanungsamt des Bezirks Steglitz-Zehlendorf. Bernhard Steinhoff, Bezirksverordneter der Grünen, betonte, dass mit dem Zugang am Postplatz ein neuer, wichtiger Stadtplatz in Zehlendorf-Mitte entstehen würde, der eine Verbindung zu den Wohnquartieren, Schulen und so weiter schaffen würde. Die Wege wären dann „kurz, direkt und ohne Gefährdung“. Sogar Patrick Malter, Leiter Bahnhofsmanagement Berlin der Deutsche Bahn AG, gab zu, dass er persönlich die Postplatz-Variante „charmant“ finde. Er hatte sich vor der Bürgerversammlung, zu der die Grünen-Fraktion der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Steglitz-Zehlendorf eingeladen hatte, die Situation vor Ort angeschaut und fand das bestätigt, was die Zuhörer zuvor geschildert hatten: die Enge unter der Brücke am Teltower Damm. Zudem wünsche sich auch die Bahn mehr qualitativ gute Abstellmöglichkeiten für Fahrräder, sagte Malter. Es sei schwer, dafür geeignete Flächen zu finden.

Für die Varianten mit der Verbreiterung oder dem Tunnel hinter dem Widerlager gab es nur wenig Unterstützung. Zwar sei der Zugang am Teltower Damm wegen der Erreichbarkeit der Busse besser, aber die Aufweitung sei aus städtebaulicher Sicht nicht zuträglich, fand Drobisch. „Die historischen Bezüge werden zerstört“, sagte er. Zudem wurde aus dem Publikum angemerkt, dass zwar der Weg unter der Brücke breiter würde, doch schon ein paar Meter weiter, am Fürstenhof, bleibe es genauso eng.

Uwe Köhne, Fraktionsvorsitzender der Grünen in der BVV, forderte die Senatsverwaltung auf, den Kriterienkatalog für die Bewertung der Varianten mit dem Bezirk abzustimmen, Vertreter des bezirklichen Behindertenbeirats baten darum, auch sie rechtzeitig bei den Planungen einzubinden. Beides versprach Schwipps, wofür er Applaus bekam.

Im Gespräch zu bleiben, Planer der Senatsverwaltung noch einmal einzuladen, wenn es eine Entscheidung gebe, darauf verständigte man sich zum Ende des fast zweistündigen Gesprächs.

(go)