Für kleines Geld gibt es (fast) alles, auch Tischdecken. Fotos Gogol

Im Gang stehen Ständer mit Blusen und Hosen, auf einem Tisch liegen Schals, Schuhe sind paarweise auf der Treppe sortiert, dazwischen stehen Tische und Stühle, dort lassen sich die Besucher Kaffee und selbstgebackenen Kuchen schmecken. Es ist der letzte Freitag vor Weihnachten – und in der Paulusgemeinde in Zehlendorf ist wie jeden Freitag Trödel-Café. Schon vor 14 Uhr stehen die ersten Menschen vor dem Gemeindehaus am Teltower Damm. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Gemeinde sind da schon ein paar Stunden auf den Beinen. Um 8 Uhr trudelten die ersten ein, um die Spenden vorzusortieren und aufzubauen.

„Von Schuhen bis zum Pelzmantel, vom Telefonkabel bis zum Fernseher, Bilder, Uhren Kinderspielzeug – hier findet man alles“, sagt Lothar Prange von der Gemeinde. Jetzt zur Weihnachtszeit gibt es auch die passenden Dekorationsartikel, von der Tischdecke über kleine Figürchen bis hin zum Weihnachtsmannmantel. Ausschließlich Spenden werden dort verkauft, manches kommt aus Haushaltsauflösungen. Die Erlöse gehen ausschließlich an den Förderverein der Paulusgemeinde. Der finanziert davon die Arbeit mit den Konfirmanden, aber auch die Gemeindeschwester und den Hausmeister.

Angefangen hat alles vor 14 Jahren in einem kleinen Raum erzählt Prange. Mittlerweile sei man sowohl räumlich als auch personell an der Grenze. Letzteres vor allem, weil sich kaum noch Ehrenamtliche finden ließen, die regelmäßig das Trödelcafé betreuen. Kunden hingegen kämen immer mehr. Durch Mundpropaganda habe sich herumgesprochen, dass es diesen Trödelmarkt gibt. „Es sind auch immer wieder neue Gesichter dabei, wir haben aber auch Stammkunden“, erzählt Prange. Das Klientel sei sehr unterschiedlich, so Prange. Es gebe auch Kunden, die es eigentlich nicht nötig hätten, aber gute Sachen preiswert kaufen wollten, andere Kunden könnten sich nichts Teureres leisten. Doch trotz des geringen Preises würde trotzdem gestohlen, erzählt Prange.

Was im Trödelcafé nicht verkauft wird, wird weitergegeben, an das Deutsche Rote Kreuz oder andere soziale Projekte in Berlin.

Es sei ein „Ort der preiswerten Verlockungen“, sagt Klaus Rehder. Er war am Freitag das erste Mal zu Gast beim Trödelcafé. Verschiedene Gründe führten den Zehlendorfer dorthin. Unter anderem wollte er Kindheitserinnerungen auffrischen und sich den Saal im Gemeindehaus anschauen. Sonst sei er auf dem Trödelmarkt einer anderen Gemeinde unterwegs. Was ihn an Trödelmärkten wie diesem gefällt: „Es ist ein Ort der persönlichen Begegnungen“. Man trifft andere Leute und kommt mit ihnen ins Gespräch. Zudem müsse man hier keine schwerwiegenden Entscheidungen treffen. Mit den Preisen sei das fast im Schlaraffenland.

Freundinnen treffen, etwas für die Enkelkinder oder sich selbst kaufen – das verbindet eine Lichterfelderin mit dem Trödelcafé. Sie komme regelmäßig vorbei, etwa wenn etwas im Haushalt ersetzt werden müsse. Aber sie spende aus selbst regelmäßig – die Familie sei groß, da falle immer etwas zum Spenden an. Zudem sei sie sehr angetan von den ehrenamtlichen Helfern. „Das will ich unterstützen“.

Bis Ende des Jahres macht das Trödelcafé Ferien – die Weihnachtssachen müssen aussortiert, andere wieder hervorgeholt werden. Das brauche Zeit, so Prange. So öffnet das Trödelcafé erst wieder am 11. Januar.