Wie viele Menschen an der Innderdeutschen Grenze starben, ist bis heute nicht bekannt. Foto: Andreas Praefcke

Mehr als 20 Jahre nach der Wende haben Wissenschaftler der Freien Universität (FU) den Auftrag erhalten, das Schicksal aller Opfer des DDR-Grenzregimes zu erforschen. In dem von Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU)  sowie den Länder Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Hessen finanzierten und  am Freitag an der Gedenkstätte Berliner Mauer vorgestellten Projekt sollen alle Todesfälle an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze untersucht und die Biografien der Opfer erstellt werden. Das Schicksal dieser Opfer ist noch nicht grundlegend erforscht.

Die Wissenschaftler wollen in Zusammenarbeit mit dem Team des Centers für digitale Systeme (CeDiS) der FU eine ausführliche und insbesondere für die politische Bildung und den Schulunterricht aufbereitete Präsentation der Biographien aller Männer, Frauen und Kinder im Internet zugänglich machen, die Opfer des DDR-Grenzregimes an der knapp 1.400 Kilometer langen innerdeutschen Demarkationslinie wurden. Der Leiter des Forschungsverbunds SED-Staat, Prof. Dr. Klaus Schroeder betonte, die Erinnerung an sie sei auch mehr als 20 Jahre nach dem Fall der Mauer wichtig: „Ihre Beweggründe und ihr Leben vor dem Fluchtversuch sollen nicht in Vergessenheit geraten.“

Für ihre Untersuchung werten die Wissenschaftler Archive in Ost- und Westdeutschland aus, darunter Schriftgut mehrerer Landesarchive, des Bundesarchivs, der Stasiunterlagenbehörde, der Zentralen Erfassungsstelle der Landesjustizverwaltungen für DDR-Unrecht in Salzgitter, des Freiburger Militärarchivs. „Durch die Befragungen von Verwandten und Freunden der Todesopfer sollen die in den DDR-Überlieferungen häufig anzutreffenden diffamierenden Darstellungen über die ums Leben gekommenen korrigiert werden“, sagt Dr. Jochen Staadt vom Forschungsverbund SED-Staat der FU.

Mehr als vier Millionen Menschen verließen zwischen 1949 und 1989 die DDR, weil sie mit den politischen Verhältnissen und den Lebensbedingungen in diesem Staat nicht einverstanden waren. Mindestens 136 Menschen kamen dabei an der Berliner Mauer ums Leben. Wieviele allerdings an derdeutsch-deutschen Grenze ihr Leben ließen, ist bis heute nicht erfasst.

Das Projekt läuft bis Ende 2015.

(sn)