Sie wurde als Spitzenspiel angekündigt – die Partie zwischen Hertha 03 Zehlendorf und dem BSV Hürtürkel. Doch wurde das Spiel diesem Attribut über weite Strecken nicht gerecht.

Die Vorteile lagen eigentlich fast ausschließlich auf Seiten der Heimmannschaft: Zum ersten Mal in diesem Jahr durften die Zehlendorfer wieder die Rasenfläche im heimischen Ernst-Reuter-Stadion betreten, zudem mussten die Gäste das Handicap bewältigen, dass sie innerhalb von 42 Stunden das zweite schwere Auswärtsspiel bestritten. Die Gäste aus Tempelhof spielten dann auch überaus ökonomisch.

Nur sporadisch starteten die Tempelhofrt eigene Angriffe, die aber durch glänzendes Kurzpassspiel durchaus für Gefahr sorgten. Auf der anderen Seite versuchten die Zehlendorfer meist mit langen Bällen und Diagonalpässen die Gästeabwehr zu überwinden, leider fehlte beim letzten Pass die Präzision.  Zwanzig Minuten lang plätscherte das Spiel vor sich hin, dann ließen sich die Zehlendorfer Abwehrspieler zu unnötigen Fouls in Strafraumnähe hinreißen – was für die Gäste ein gefundenes Fressen war, hatten sie doch mit Safa Sentürk einen gefährlichen Freistoß-Strategen in den eigenen Reihen. So kam es, wie es kommen musste. In der 28. Minute legte sich Sentürk den Ball einen Meter vor der Torauslinie zum Freistoß zurecht, scharf flog der Ball durch den Fünfmeterraum, und am zweiten Pfosten stehend konnte Halil-Ibrahim Ince das Leder  gänzlich ungedeckt per Kopf in die Maschen befördern.

Der Führungstreffer spielte den Gästen noch mehr in die Karten und führte bei Hertha 03  zur totalen Verunsicherung. Nnichts wollte mehr gelingen, auch der Kampfeswille ging vollkommen verloren. Hürtürkel hatte bis zur Pause die absolute Kontrolle über das Geschehen, abgeklärt und fast schon unterkühlt spielte die Mannschaft die restliche Zeit herunter.

Mit Firat Karaduman für Sami Simsek brachte Trainer Timo Szumnarski zu Beginn der zweiten Hälfte einen frischen und agilen Angreifer ins Spiel, der im weiteren Verlauf die Zehlendorfer Angriffsbemühungen beleben konnte. In der 50. Minute tauchten aber zunächst die Gäste wieder gefährlich vor dem Zehlendorfer Tor auf. Doch Torwart Robin Carly parierte dem Schuß von Sentürk aus kurzer Distanz . Erst jetzt legten die Gastgeber die bisher gezeigte bleierne Müdigkeit ab und erspielten sich viele gefährliche Torraumszenen.

Nach einem Pass in die Tiefe kam Firat Karaduman in der 60. Minute an den Ball, doch bei zuviel Rücklage flog das Spielgerät über das Tor. Auch in der 71. Minute stand Karaduman im Brennpunkt des Geschehens. Nach einem langen Ball von Christopher Bräuer in den Strafraum war er mit einem gefährlichen Kopfball zur Stelle. Doch diesmal verhinderte Hürtürkels Torwart Nihat Celik  den Einschlag. Noch einmal (75.) lag der jetzt durchaus verdiente Ausgleich für die Hausherren in der Luft, jedoch scheiterte Marcel Czekalla mit seinem Schuss am aufmerksamen Torhüter der Gäste.

Die brutale Effektivität der Gäste drückte sich dann nur eine Minute später mit dem zweiten Treffer aus. Bezeichnenderweise durfte wieder Sentürk zu einem Freistoß antreten. Mit viel Gefühl segelte der Ball in den Strafraum, und der lange Dündar Yaka konnte das Leder mit einer Kopfballverlängerung ins lange Eck befördern.

Zehlendorf packte nun zwar die Brechstange aus und wollte sich keineswegs mit der drohenden Niederlage abfinden, doch auch bei den letzten Versuchen waren die Protagonisten nicht vom Glück begünstigt. In der 86. Minute wurde ein Schuss von Darius Niroumand im letzten Moment zur Ecke abgefälscht, und auch der Freistoß durch den eingewechselten Sükrü Caliskan in der Nachspielzeit klatschte nur gegen das Quergestänge des gegnerischen Tores. So hieß es nach 90 Minuten 0:2 für Hürtürkel.

Zehlendorf versäumte es lange Zeit, den Gegner zum Laufen zu bringen, um so einen möglichen Kräfteverschleiß des Kontrahenten herbeizuführen. Zudem hatte man auf den Rängen das Gefühl, dass es bei einigen Akteuren an der nötigen Entschlossenheit fehlte. Man vermisste die absolute Gier, um sich wieder in der Spitzengruppe der Liga zu etablieren und sich somit eine gute Ausgangsposition im Kampf um den Aufstieg zu erobern.

(hain/h03)