Die Iltisstraße ist nicht nach dem Tier benannt, sondern nach dem Kanonenboot „Iltis“, das unter seinem Kapitän Wilhelm Lans die Forts Taku beschoss. Fotos: Gogol

 

Manche Straßennamen in Steglitz-Zehlendorf führen in die Irre. Die Iltisstraße in Dahlem etwa ist nicht nach dem possierlichen Tier benannt, sondern nach dem Kanonenboot „Iltis“ der kaiserlichen Marine, das am 17. Juni 1900 während des sogenannten Boxeraufstandes in China das Fort Taku vor seiner Erstürmung beschoss. Kapitän des Schiffes war Wilhelm Lans. Und so gehört die Iltisstraßee zu einem Trio – die beiden anderen sind die Taku- und die Lansstraße –, das an die Zeit der deutschen Kolonialherrschaft in China erinnert. Ein gleiches Trio aus Iltis-, Taku- und Lansstraße gibt es auch in Köln.

Die „Iltis“ lief am 4. August 1898 in Danzig vom Stapel und war eines von insgesamt sechs Booten, die speziell für den Einsatz in den deutschen Kolonialgebieten gebaut worden waren. Auch in China trat das Deutsche Kaiserreich als Kolonialmacht auf, hatte sich durch Erzwingung eines Pachtvertrages das Gebiet Kiautschou mit der Hauptstadt Tsingtau gesichert. Dort entstand ein Flottenstützpunkt der Kaiserlichen Marine.

Der Boxeraufstand war eine chinesische Bewegung, die sich gegen den europäischen, nordamerikanischen und japanischen Imperialismus erhob, der das Land ausbeutete. Der Name bezieht sich auf die klassische Kampfkunstausbildung der Aufständischen.

Die Boxer wehrten sich mit Attacken gegen Ausländer und christliche Chinesen. Im Frühjahr und Sommer 1900 führte dies schließlich zu einem Krieg zwischen China und einem Bündnis aus acht Staaten – dem Deutschen Reich, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Österreich-Ungarn, Russland und den USA. Ein Schauplatz des Krieges waren die Taku-Forts an der Mündung des Flusses Hai He (Peiho). Am 17. Juni 1900 griffen die Marineeinheiten der acht Staaten die chinesisch besetzen Forts an. Unter den Booten auch die „Iltis“, die die Fords bombardierte, bis sie durch Beschuss  außer Gefecht gesetzt wurde. Kapitän Lans wurde dabei schwer verwundet.

Mit der Eroberung der Forts sicherten sich die Kolonialmächte den Land- und Seeweg nach Peking. Zugleich war die Schlacht der Beginn der blutigen Niederschlagung des Boxeraufstandes.

Seit 20. Juni 2011 informiert eine Stele an der Kreuzung der Lans- Ecke Iltisstraße über die Ereignisse hinter den Straßennamen. Vielen Nichtregierungsorganisationen geht das aber nicht weit genug, sie fordern eine Umbenennung der Straßen. 1998 hatte die Freie Universität (FU) vorgeschlagen, die Iltis- in Rudi-Dutschke-Straße umzubenennen, was jedoch keine Mehrheit im Bezirk fand.

Die Iltisstraße wurde um 1900 auf dem früheren Gelände der Domäne Dahlem angelegt. Sie verbindet die Brömmer- mit der Lansstraße, den U-Bahnhof Dahlem-Dorf mit den Museen Dahlem. Die Iltisstraße liegt im Universitätsviertel rund um die FU. Neben einem Privathaus gibt es an der Iltisstraße nur universitäre Einrichtungen, unter anderem die Studentenverwaltung mit dem Immatrikulationsbüro und der Zulassungsstelle, das John F. Kennedy-Institut für Nordamerikastudien grenzt an, sowie den Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften mit seinen Koreastudien.

(go)