Die Zietenstraße in Lankwitz trägt den Namen eines preußischen Generals. Foto: Gogol

In ganz Berlin gibt es nur eine Straße mit X, die Xantener Straße – aber die liegt leider nicht in Steglitz-Zehlendorf. Zwar sieht es mit Straßennamen mit dem Anfangsbuchstaben Y ein wenig besser aus – Kauperts verzeichnet immerhin fünf Straßen in Berlin –, doch keine von ihnen liegt im Südwesten. Und so überspringen wir die beiden Buchstaben und landen beim Z und der Zietenstraße in Lankwitz.

Benannt ist die Straße nach dem Militär Hans Joachim von Zieten. Er war einer der bekanntesten Reitergeneräle Preußens. Er war unter anderem Chef des Leibhusarenregiments Friedrich II. und reorganisierte die preußische Reiterei. So formte er aus der leichten Kavallerie eine schnelle, beweglichen Angriffstruppe. Im Siebenjährigen Krieg war er an den Siegen von Leuthen, Liegnitz und Torgau beteiligt. Die von ihm entwickelte Überraschungstaktik brachte ihm den Namen „Zieten aus dem Busch“ ein.

Seit 1894 trägt die Straße, die zwischen Kaiser-Wilhelm-Straße und Dessauerstraße verläuft, den Namen des Generals. Ringsherum gibt es weitere Straßen, die an Generäle aus der preußischen Geschichte bis hin zum Ersten Weltkrieg erinnern, weshalb der Kiez aus „Generalviertel“ genannt wird. Mit der Umbenennung der Margareten- und der Prinz-Wilhelm-Straße 1884 in Seydlitzstraße, benannt nach dem preußischen Kavalleriegeneral Friedrich Wilhelm von Seydlitzstraße, begann diese Tradition. Auch die Zietenstraße trug bis 1894 einen anderen, wenn auch sehr ähnlichen Namen: Zietemannstraße. Benannt war sie nach dem Grundbesitzer Carl Zietemann, einem Siedlungsbegründer von Lankwitz. Auf dem sogenannten Zietemann’schen Gelände wurden vor allem Häuser für Handwerker, Kaufleute und Beamte aus Berlin errichtet. Es wurde spöttisch das „Klamottenviertel“ genannt.

An der Zietenstraße wurde Filmgeschichte geschrieben: Das erste deutsche Film-Atelier stand ab 1904 auf dem Grundstück Nummer 10. Die Deutsche Mutoskop- und Biograph GmbH errichtete dort eine zirka 700 Quadratmeter große Glashalle auf einem mehrgeschossigen Unterbau. In den unteren Räumen lagen die Büros und die Fabrikationsräume, im Glasbau fanden die Aufnahmen stand. Die geschäftliche und künstlerische Leitung lag in den Händen von Paul von Woringen. Gerhard Dammann drehte dort ab 1911 seine Humoresken, Franz Porten1912 den „Film von der Königin Luise“, ein Jahr später inszeniert Friedrich Fehér eine Filmfassung von „Emilia Galotti“.

Dreharbeiten fanden aber nicht nur im Studio statt, sondern unter anderem auch an der Dorfkirche und dem Lankegraben statt.

Die Einführung des Tonfilms bedeutet das Ende für das Studio. 1933 meldet das Jahrbuch der Filmindustrie das Aus für das Studio, das seit 1922 zur Muto-Großatelier für Filmherstellung GmbH gehörte. 1943 wurde das Atelier bei Bombenangriffen zerstört.

Die filmische Traditionn der Straße aber lebt weiter: Im vergangenen Jahr eröffnete das Ehepaar Angela und Mario Schulz das „Film-Kultur-Café“ an der Ecke zur Derfflingerstraße. Unter den Blicken von Romy Schneider, Marikka Röck und Marilyn Monroe kann man dort nicht nur Kaffee trinken. Die beiden Besitzer laden regelmäßig zu Filmabenden ein.

Zuhause an der Zietenstraße ist auch die Kreuzkirche Lankwitz. Auf dem Grundstücke mit der Nummer 11 steht ein moderner Kirchenbau, der erst 2010/11 errichtet wurde. Er gehört der evangelisch-methodistischen Gemeinde. Der Neubau wurde notwendig, weil die die Gemeinde aus allen Nähten platzte. Mitgenommen wurde aber die Orgel. Die ist rund 35 Jahre älter der Kirchenbau. 1975 wurde sie für die evangelisch-methodistische Kirche Steglitz an der Lepsiusstraße gebaut. 1981 wurde sie in die Kreuzkirche umgesetzt und erweitert, 2011 dann in den Kirchenneubau umgesetzt und umintoniert.

(go)