FU-Präsident Peter-André Alt (links) überreichte Daniel Barenboim den Freiheitspreis. Foto: Gogol

Einem Ausnahmemusiker und einem „Ausnahmemenschen“, wie Staatssekretär Klaus Nevermann sagte, verlieh die Freie Universität Berlin in Dahlem am Mittwoch ihren Freiheitspreis: Daniel Barenboim. Mit dem Preis würdigte die Universität Barenboims besonderes Engagement um einen Dialog im Nahen Osten, das sich vor allem in seinem 1999 zusammen mit Edward Said gegründeten East-Western Divan Orchestra ausdrückt. In diesem Orchester spielen junge Musiker aus Israel, Palästina und arabischen Ländern gemeinsam. Dieses Zusammenwirken wecke Verständnis füreinander, so FU-Präsident Professor Dr. Peter-André Alt. Grundlage für Freiheit, so Alt, sei Verständnis. Dieses schaffe Barenboim durch seine Kunst.

Das Orchester sei ein „politisches und künstlerisches Wunder“, das sich bei jedem Konzert neu ereigne, sagte Professor Dr. Wolf Lepenies, Rektor des Wissenschaftskollegs zu Berlin a.D und Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, in seiner Laudatio. Das Divan-Orchester sei eine „verwirklichte Utopie“und eine „Lektion in Realpolitik“, so Lepenies weiter. Das Orchester könne zwar den politischen Status Quo nicht ändern, aber es sei ein „Symbol, dass man sich mit den Gegebenheitn nicht abfinden muss“. Einen „mutigen Staats- und Weltbürger“ nannte Lepenies Barenboim.

Lepenies würdigt aber nicht nur das politische Engagement Barenboims sondern auch sein Werk als Musiker und Dirigent, der seit sechs Jahrzehnten um die Weltreise, „um die Menschen mit Musik zu erfreuen“. Er habe die Staasoper und -kapelle zu einem „weltweiten Spitzenorchester gemacht“. Konzerte mit ihm seien „Momente des Glücks“.

Barenboim sagte er sei stolz und glücklich über diese Auszeichnung. Ziel des Divan-Orchesters sei es, Verständnis und Akzeptanz zu fördern, so der Preisträger in seiner Rede. Und das gehe über eine bloße Toleranz, etwas nur zu ertragen, hinaus. Für den Konflikt zwischen Israel und Palästina, zeigte er sich überzeugt, könne es keine politische oder militärische Lösung geben, sondern nur eine menschliche. Und zu der könne die Musik beitragen, sie könne die Menschen neugierig machen aufeinander. „Musik kann zeigen, dass der Mensch am Nachbarpult mir viel näher ist als gedacht, dass er ähnliche Freude empfindet und ähnlichen Schmerz“, so Barenboim.

In den Heimatländern der Divan-Musiker aber ist diese Botschaft noch nicht angekommen. Das Orchester lebt im spanischen Exil, weil es im Nahen Osten nicht akzeptiert werde. Er habe wenig Hoffnung, so Barenboim, dass sich dies in naher Zukunft ändern werde, aber er mache trotzdem weiter. Unter anderem mit der Gründung der Barenboim-Said-Akademie, die 2015 in Berlin ihre Arbeit aufnehmen wird. Sie soll junge Musiker aus Israel und den arabischen Ländern ausbilden.

„Freiheit ist kein Geschenk, sie verlangt Disziplin“, so Barenboim, „und eine große persönliche Verantwortung. Im Divan-Orchester stellen wir uns dieser Verantwortung jeden Tag. Der Friedenspreis ist eine Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“

(go)