Am 27. Februar lädt die Verkehrsverwaltung ins Kino ein: Im Saal 1 des Titania will Senatorin Manja Schreiner über die Pläne zur Zukunft des Quartiers rund um den Schlangenbader Tunnel und die Schildhornstraße sprechen.
Eine marode Brücke sowie ein sanierungsbedürftiger und vor einigen Monaten kurzfristig gesperrter Tunnel – rund um die A 104 und entlang der Schildhornstraße muss etwas geschehen. Was genau, ist bisher wenig konkret und teilweise umstritten.
So soll der gesperrte Tunnel unter der „Wohnmaschine“ Schlangenbader Straße saniert werden. Hauptgrund ist, so stellte es die Verkehrsverwaltung in der Beantwortung einer parlamentarischen Antwort im Dezember dar, die Überlastung der angrenzenden Wohnviertel durch Ausweichverkehre. „Die im Rahmen der Tunnelsperrung getroffenen verkehrsorganisatorische Anordnungen sowie weiträumigen Umfahrungen reichen nicht aus, um diese Verkehre verträglich abzuwickeln.“, heißt es.
Konkrete Zahlen liegen dazu nicht vor, das bemängelt auch die SPD im Nachbarbezirk Charlottenburg-Wilmersdorf. In einer Stellungnahme von Partei und BVV-Fraktion heißt es: „Es gibt bisher keinerlei langfristige verkehrswissenschaftliche Untersuchungen, die aufzeigen, dass die aktuelle Schließung des Tunnels, wie von der CDU behauptet, zwangsläufig ein Verkehrschaos in den umliegenden Straßen verursacht.“ Die Investition von bisher geschätzten 32,5 Millionen Euro für die Sanierung sei ein „eklatanter Irrweg“. „Wir setzen uns entschieden dafür ein, die Schließung als Ausgangspunkt für den Rückbau der A 104 bis zur Konstanzer Straße zu nutzen. Die freigewordenen Flächen könnten dann für bezahlbaren Wohnraum und soziale Einrichtungen wie Kindergärten, Sportplätze und öffentliche Grünflächen genutzt werden.“
Allgemeiner Konsens ist dagegen der Rückbau der Brücke. Hier kann sich die Verwaltung auf eine Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2022 stützen. Ein interdisziplinäres Bearbeitungsteam aus Verkehrsplanern, Stadtplanern und Bauingenieuren hielt zwei Varianten für realisierbar: Eine Möglichkeit wäre, den Verkehr ebenerdig über den Breitenbachplatz und dann weiterhin durch den Tunnel unter der Überbauung Schlangenbader Straße zu führen. In einer anderen Variante wird darüber hinaus auch die Tunnelverbindung geschlossen.
Ein städtebaulicher Wettbewerb des Architekten- und Ingenieurvereins (AIV) brachte innovative Gestaltungsideen. Unter dem Motto „Stadt statt A 104“ waren im vergangenen Jahr junge Planerinnen und Planer aufgerufen, dem Quartier ein neues Gesicht zu geben. Eingegangen waren über 100 Beiträge, von denen 13 Arbeiten ausgezeichnet wurden.
Last but not least gibt es noch die engagierte Nachbarschaft, allen voran die Bürgerinitiative Breitenbachplatz, die ihr Ziel („Wir wollen unseren Platz zurück!) in greifbarer Nähe weiß.
Wie es zwischen Wohnmaschine und Bierpinsel weitergeht, bleibt also eine spannende Frage. In einer ersten Bürgerveranstaltung trifft nun eine kritische Öffentlichkeit auf mögliche Konzepte der Verwaltung. Langweilig wird das sicher nicht werden.
Informationsveranstaltung „Brücken über den Breitenbachplatz“ und „Tunnel Überbauung Schlangenbader Straße“
Dienstag, 27. Februar
18 bis 20 Uhr
Cineplex Titania, Saal 1
Gutsmuthsstraße 27/28, 12163 Berlin
Eine Anmeldung ist nicht notwendig
Daniela von Treuenfels
Einige Ergänzungen und Richtigstellungen:
1. Zur Verkehrssituation:
Es ist keine auf Zeit angelegte wissenschaftliche Untersuchung erforderlich. Man kann seit beinahe einem Jahr sehen, was die Sperrung in einem weiträumigen Kiez von Südwestkorso bis Mecklenburgische Strasse und Breitenbachplatz bis Heidelberger anrichtet. Ein Verkehr, der sich durch dafür gar nicht ausgelegte reine Anwohnerstrassen quält und für den erwiesen keine leistungsfähige Umleitung ausgewiesen werden kann. Der Verkehr ist sogar gezählt worden. Wem das nicht reicht, der will nicht sehen! Wer behauptet, die Zahlen lägen nicht vor, nur weil sie nicht dem gewollten Ergebnis entsprechen, handelt bestenfalls unehrlich!
2. zur Machbarkeitsstudie: interessant, dass als Alibi für die vermeintliche Machbarkeit immer diese Untersuchung herangezogen wird, zu der mind. zwei Dinge festzuhalten sind: erstens sind in dieser Untersuchung, deren Untersuchungsraum ausschließlich und explizit ausschließlich der Breitenbachplatz und der bereits 2 Meter in Schlangenbader und Dillenburger hinein aufhörte, gar keine Verkehrsauswirkungen untersucht worden für die umliegenden Kieze! Eine Untersuchung eines Platzes, der Verkehrsknoten ist, ohne eine gründliche Untersuchung der Verkehrsströme, ist nichts wert. Dafür hätte man sich auch maue Radwege und ebenfalls dürftigen ÖPNv in der Umgebung anschauen müssen.
Zweitens ist die Tunnelsperrung noch weniger und nur am Rande geprüft worden. Es ging hauptsächlich um die Brücke. Klares Ergebnis (in der Studie als rot, nicht machbar gekennzeichnet), die Sperrung des Tunnels ist NICHT MACHBAR. Aus zwei Gründen: Wegen der Verkehrsauswirkungen und wegen des Denkmalschutzes der Schlange!
Wenn, hätte man vor der Schließung eine Verkehrsstudie machen müssen, jedenfalls nicht wahrheitswidrig behaupten, die Untersuchung habe ergeben, die Schliessung sei machbar.
3. Damit verbunden ist eine völlig einseitige Betrachtung des ganzen Problems rein aus Interessenlage einer kleinen Gruppe „engagierter Bürger“, die nicht einmal die Interessen der Anwohner rund um den Breitenbachplatz im Blick haben. Die wollen nämlich keinesfalls alle, dass der Tunnel dicht bleibt! Noch weniger haben diese “Bürger” die Interessen der Anwohner in den Nachbarkiezen im Blick. Traurig ist, dass Medien wie Politik diese egozentrische Position mittragen.
Auch hier im Artikel wird nicht erwähnt, dass sich gleich nebenan schon vor Monaten eine Bürgerinitiative „engagierter Bürger“ gebildet hat, weil die Schliessung eben nicht machbar ist sondern bis heute zu chaotischen Verkehrsverhältnissen geführt hat, nicht theoretisch sondern real. Bürger, die nicht nur aus dem eigenen Bauchnabel argumentieren, sondern u.a, dass die Verkehrssituation erheblich zu Emissionen, Dreck, Feinstaub, CO2, Lärm führt. Wird ignoriert. Dass für Fussgänger, Radfahrer, insbesondere vulnerable Menschen wie Mobilitätseingeschränkte und Kinder die Situation erheblich gefährlicher geworden ist. Wird ignoriert.
Die Bürgerinitiative Schlangenbader Tunnel hat ausdrücklich die Belange dieser Gruppe oben angestellt. Ebenfalls wichtig und nachlesbar setzen wir und nicht nur dafür ein, dass der eigene Vorgarten schön ist, sondern gucken auch danach, was das für Auswirkungen auf die Nachbarstrassen hat. Der hier unterstützte Egoismus ist wirklich einem guten Miteinander nicht zuträglich.
4. zur SPD. Von der hatten wir einige im Gespräch. Unisono wurde begeistert die Machbarkeitsstudie kommunikativ hochgehoben unter dem Slogan, das sei machbar. Auf Nachfrage stellte sich heraus, dass keiner diese Studie wirklich gelesen hatte! Allerdings steht die SPD damit nicht alleine. Fast keiner kennt dieses Papier samt offensichtlicher und eklatanter Mängel.
Zur Wahrheit an der Stelle auch, dass sich die SPD C-W wie andere Parteien der BVV zwar für Parkbänke eines Steglitzer Platzes einsetzen, nicht aber für Geschwindigkeitsbegrenzungsmassnahmen und Warnschilder, um im eigenen Bezirk für mehr Schulwegsicherheit zu sorgen!
4. es geht eben nicht nur um das Gebiet zwischen „Wohnmaschine“ und Bierpinsel. Auch dieses abfällige Framing ist bezeichnend! Das, was so abgewertet wird, ist Wohnkiez tausender Menschen, Familien, älterer Mitbürger, die hier zu sozialverträglichen Preisen weit überwiegend barrierefreien oder -armen Wohnraum finden, fast alle mit Terrasse oder zumindest Balkon in einer Gegend, die ansonsten elitären Wohnraum bietet, weit überwiegend nicht barrierfrei. Wo man diese Menschen und ihr Belange ignoriert, werden sie auch noch abgewertet! Im Übrigen steht „die Schlange“ immer noch zukunftsweisend für ökologisches Bauen, Kiezblock, als es den Begriff noch lange nicht gab.
Das Projekt ist nur realisierbar, wenn Egoismen zurückstecken und man alle Belange ernst nimmt! Und Sicherheit gerade von Kindern, schwerbehinderten Menschen und älteren Mitbürgern muss vorgehen vor Träumen von einem Stadtplatz aus Kaisers Zeiten.