Otto Hahn und Lise Meitner in ihrem Labor im Kaiser-Wilhelm-Institut in Dahlem.

Es war eine der bedeutendsten aber auch der schwerwiegendsten wissenschaftlichen Entdeckungen: Im Dezember 1938 entdeckten Otto Hahn und sein Mitarbeiter Fritz Straßmann die Kernspaltung. Im damaligen Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie in Dahlem – heute Hahn-Meitner-Institut – beschossen Hahn und Straßmann Uran mit Neutronen. Dabei stellten sie fest, dass Uran sich aufspaltet, unter anderem Barium freisetzt. Im Januar 1939 lieferten Lise Meitner und ihr Neffe Otto Frisch die kernphysikalische Erklärung für die Kernspaltung aus ihrem schwedischen Exil heraus.

Meitner, die jüdische Abstammung war, war 1938 emigriert. Hahn hatte große Sorge um seine Mitarbeiterin und so im Juli 1938 ihre illegale Ausreise organisiert. Über die Forschungen in Berlin hielt er sie per Brief auf dem Laufenden. Ende 1938 berichtete er ihr auch so von dem Experiment mit Straßmann und fragte sie „Wäre es möglich, dass das Uran 239 zerplatzt in ein Ba (Barium) und ein Ma (Masurium, älterer Begriff für Technetium; Anmerkung der Red.)? Es würde mich natürlich sehr interessieren, Dein Urteil zu hören. Eventuell könntest du etwas ausrechnen und publizieren.“ Was sie dann auch tat.

Für die Entdeckung der Kernspaltung wurde Hahn 1944 den Nobelpreis verliehen, Meitner und die anderen Mitarbeiter hingegen ging leer aus.

Die Kernspaltung erschloss eine neue Energiequelle – und eine neue Form der Kriegsführung. Sowohl in Deutschland, als auch in der Sowjetunion, Japan und den USA wurde an der Atombombe geforscht. Aus Angst, die Deutschen könnten die Bombe zuerst entwickeln, unterstützte Albert Einstein die us-amerikanischen Wissenschaftler. Am 16. Juli 1945 wurde südlich der Stadt Los Alamos in New Mexico die erste Atombombe getestet. Nur drei Wochen später fielen die ersten Atombomben auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki. Hunderttausende Menschen kamen dabei ums Leben. Hahn und Meitner protestierten gegen die militärische Nutzung ihrer Entdeckung. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg setzte ein Wettrüsten ein, das erst mit dem Ende des Kalten Krieges endete. Gebannt ist die Gefahr nicht, denn auch Staaten wie der Iran betreiben Atomprogramme.

Aber auch die zivile Nutzung der Kernspaltung zur Gewinnung von Energie birgt Gefahren. Immer wieder kam es zu Stör- und Unfällen in Kernkraftwerken. Welche Folgen solche Unfälle für Menschen und die Natur haben kann, machte das Unglück von Tschernobyl am 26. April 1986 erstmals vielen Menschen deutlich. In dem Atomkraftwerk kam es zur Kernschmelze mit anschließender Explosion. Es war der bisher folgenschwerste atomare Unfall, aber nicht der letzte. Im März havarierte in japanischen Fukushima aufgrund eines Seebebens ein Atomkraftwerk. Deutschland reagierte darauf mit der Energiewende.

Mit Vorträgen und Rundgängen erinnert der Fachbereich Biologie, Chemie, Pharmazie der Freien Universität am 17. Dezember an die Entdeckung der Kernspaltung vor 75 Jahren. Die Veranstaltung findet im Gebäude statt, in dem Otto Hahn und Lise Meitner mehr als zwei Jahrzehnte lang gearbeitet hatten.

(sn)