Ein Bild aus den Anfängen des Vereins von 1919. Fotos: Sammlung Eversberg

Es war 1913, als eine Tanzstundengemeinschaft beschloss, nicht nur gemeinsam zu tanzen, sondern auch Tennis zu spielen. Gesagt, getan: 1913 gründeten sie den Steglitzer Tennis Klub (STK), der in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen feiert. Mit von Anfang an dabei waren auch Frauen, erzählt Peter Eversberg, vom Hockeyvorstand des STK und Sohn des Mitbegründers Alfred Eversberg. Er weiß viel über die Geschichte des Vereins, von seinem Vater, aber auch aus eigenem Erleben.

„Frauen waren auch in der Gründungsgemeinschaft dabei. Das war ganz demokratisch“, berichtet Eversberg. Es waren starke Frauen darunter. „Eine hatte ihren eigenen Stuhl, auf dem durfte nur sie sitzen“, erzählt Eversberg lachend. Und auch an zwei andere Frauen erinnert er sich. Zehn Jahre lang standen sie sich im Endspiel gegenüber. Außerhalb des Platzes waren sie Freundinnen, doch im Spiel hätten sie „mit Haken und Ösen gekämpft“.

1914 zogen die männlichen Mitglieder als Lübbener Jäger in den Ersten Weltkrieg, einige kamen nie wieder. Die, die überlebten, kauften nach ihrer Rückkehr an der Geliéu-Straße ein Grundstück, auf dem sie die ersten Tennisplätze anlegten. Doch das reichte schon bald nicht mehr. „Tennis war ein reiner Sommersport. Man suchte einen Ausgleich für den Winter“, erzählt Eversberg. Den fand man im Hockey. Keine ungewöhnliche Kombination, so Eversberg. Auch andere Vereine vereinten unter ihrem Dach Tennis und Hockey, der Z88 zum Beispiel, bei dem sein Vater vorher gespielt hatte.

Hockeyplatz Marke Eigenbau

Einen eigenen Hockeyplatz hat es damals, 1927, noch nicht gegeben, gespielt wurde unter anderem im Lichterfelder Stadion und anderen öffentlichen Plätzen. Das eigene Hockeystadion bauten die Steglitzer erst in den 1960er Jahren. Ab 1961 wurde mit Hilfe der Amerikaner an der Wiesenbaude mit eigenen Kräften das Stadion gebaut. Auch Eversberg kann sich erinnern, dass er als Lehrling nach Feierabend zum Vereinsgelände kam, um dort noch mit anzupacken. So wie viele andere Mitglieder des Vereins. „Das war selbstverständlich.“

Der Zweite Weltkrieg hatte dem Verein zugesetzt. Um das Gelände nicht zu verlieren, wurden die Tennisplätze zu Gärten umgewandelt. Gemüse wurde dort nun für einige Zeit angepflanzt. „Es war eine Frage des Überlebens.“ Das Clubhaus aber wurde weitergenutzt.

1953 begann Eversberg seine Laufbahn im Verein, in der neugegründeten Hockey-Kindermannschaft. Auch wenn er eher dem Hockey denn dem Tennis zugetan war, an den Boris-Becker-Boom der 1980er Jahre kann sich auch Eversberg noch erinnern. „Alles wälzte sich auf dem Platz. Auch Kinder, die das nicht wollten“. Und das, obwohl Tennis damals als elitär galt, weil es teurer war, wenn man sich die gesamte Ausrüstung zulegen musste. Auch Aufnahmegebühren mussten gezahlt werden. Das sei heute nicht mehr so. Auch sei der große Boom vorbei. Doch Nachwuchssorgen plagten den 700 Mitglieder starkenVerein derzeit nicht so sehr. Allerdings brechen die Jugendlichen mit 14 Jahren meist weg. Der Schule wegen. Dafür gebe es seit einigen Jahren beispielsweise eine Elternhockey-Mannschaft, die auch Turniere spielt, erzählt Eversberg.

„Sport ist nicht Fußball“

Was er heute manchmal vermisst, ist der Zusammenhalt. „Der Club war früher Mittelpunkt der Gemeinschaft“, sagt er. Es habe große Bälle gegen, unter anderem im Wrangelschlösschen. „Früher wurde das gesellschaftliche Leben sehr gepflegt. Man traf sich öfter als heute. Da gab es nicht so viele Ablenkungen.“ Er bedauere, dass es das heute kaum noch gebe, so Eversberg. „Ich bin da reingeboren, ich bin ein richtiger Vereinsmensch“, wenn auch lieber in der zweiten Reihe.

Vor vier Jahren legten die Steglitzer noch einmal Hand an und bauten ein neues Clubhaus für die Hockeyabteilung an der Lessingstraße, wo sie auch einen Platz haben. Doch dort gebe es Ärger mit einem Nachbarn, erzählt Eversberg voller Unverständnis. Das Paar riefe ständig die Polizei und drohe dem Verein mit Klagen, weil es ihnen zu laut sei und die Kinder sie stören. „Die sehen nicht, dass wir hier Sozialarbeit leisten.“

„Es ist nicht einfach zu überleben für Randsportvereine“, sagt Eversberg. Dem STK sei es beispielsweise nie gelungen, einen bedeutenden Sponsor zu finden. „Wir mussten immer knapsen und wurden schon oft totgesagt.“ Doch Totgesagte leben bekanntlich länger. Damit das auch bei STK so bleibt, wünscht sich Eversberg zum 100. Geburtstag des Vereins eine bessere Förderung und mehr Akzeptanz. „Sport ist nicht Fußball“, hebt Eversberg hervor. Auch wenn man beim Schauen der Sportschau oft einen andern Eindruck habe.

Und noch eine Ehre wird dem Verein zum 100. Geburtstag zuteil: Er richtet die Deutsche Hockey-Meisterschaft der dritten Mannschaften aus. 500 Spieler aus ganz Deutschland werden sich dann in Steglitz tummeln und gegeneinander antreten.

(go)