Der Herr der Schutzriegel: Georg von Strünck ist Experte, was die mechanische Sicherung von Türen angeht. Am Dienstagabend gab er Tipps. Foto: Gogol

„Sie sind unsere Augen im Kiez“ und „Rufen Sie die 110“ – das waren die wohl wichtigsten Botschaften des Informationsabends über Einbruchschutz im Steglitzer Rathaus. Polizei und das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf hatten gemeinsam zu dem Abend eingeladen, der unter dem Titel „Mit dem Bürger – Für den Bürger – Gemeinsam für Sicherheit“ stand.

In drei kleinen Vorträgen informierten Polizeibeamte, wie man sich vor Einbrechern schützen und die Polizei dabei unterstützen kann, die Diebe zu schnappen.

Der erste Ratschlag, den Polizeioberrat Oliver Hartwich den rund 40 Zuhörern gab, war, mit offenen Augen durch sein Wohngebiet zu gehen und auf sein Bauchgefühl zu hören. Wenn man den Eindruck habe, irgendetwas stimme nicht, sollte man die Polizei rufen. Rund 70 Prozent aller aufgeklärten Wohnraumeinbrüche gingen auf Anrufe von aufmerksamen Nachbarn und Anwohnern zurück, konnte der Leiter des Polizeiabschnitts 45 berichten. Der Anruf bei der Polizei sei „kostenlos, aber nicht umsonst“, betonte Hartwich an diesem Abend immer wieder. Lieber rücke man einmal umsonst aus als einmal zu wenig. Angst, dass man die Kosten für den Einsatz übernehmen muss, wenn man sich geirrt hat, müsse man nicht haben, betonte Hartwich.

Steglitz-Zehlendorf ist beliebt bei Einbrechern – das „Sahnetortenstück von Berlin“, wie der Leiter des Kommissariats für Einbruchsdelikte, Ingo Grahlmann, sagte. Das zeigte Hartwich mit einem Blick auf den Kriminalitätsatlas. Tiefrot eingefärbt ist der Bezirk, vor allen Zehlendorf-Nord ist stark von Einbrüchen in Häuser und Wohnungen betroffen. Fast täglich wird versucht, irgendwo einzusteigen. Dass gut die Hälfte der Versuche scheitere habe zwei Gründe, erklärte Hartwich: wachsame Nachbarn und gute Sicherungstechnik. Über erste hatte Hartwich gesprochen, zweites stellte Kriminalhauptkommissar Georg von Strünck vor. Türen und Fenster müssen Tätern drei bis fünf Minuten standhalten, weiß er. Dafür empfahl unter anderem abschließbare Fenster, Mehrpunktverriegelungen und Schutzbeschläge für Türen. Jalousien, wie nachgefragt, seien nur ein ergänzender Einbruchsschutz. Dafür sollte sie aus stabilen Material sein und Einbrecher sie nicht hochschieben können. Den preiswertesten Tipp des Abends, den von Strünck bereit hielt: Türen immer zweimal abschließen, auch wenn man mal nur kurz die Wohnung verlasse.

Für die Aufklärung von Einbrüchen in Steglitz-Zehlendorf sind Ingo Grahlmann und sein Team zuständig. Die Leitung des Kommissariats für Einbruchsdelikte übernahm der Steglitz-Zehlendorfer vor einem Jahr und sah sich einer „immensen Zahl von Einbrüchen“ gegenüber. Und einer geringen Aufklärungsqoute. Im mittleren einstelligen Bereich habe die 2013 gelegen. „Wenn die Quote bei fünf Prozent lag, dann war das schon viel“.

Mittlerweile sehe es besser aus. Verzahnung und Vernetzung heißen die Maßnahmen, aber auch eine Aufstockung des Personals. Die Zahl der Fahnder habe man für die dunkle Jahreszeit erhöht. In der Kernzeit zwischen 13 und 23 Uhr seien in den Kiezen Zivilstreifen unterwegs. Das verkürze die Einsatzzeiten.

Einbrecher seien schwer zu erkennen, sagte Grahlmann. „Sie sehen aus wie du und ich“. Oft handele es sich um reisende Täter, die ein paar Tage eine Einbruchschneise ziehen und dann wieder verschwinden. Um sie zu erwischen, werden mittlerweile auch DNA-Spuren gesichert und in einer europaweiten Datenbank gespeichert.

Auch Grahlmann wiederholte den Appell Hartwichs, aufmerksam zu sein und bei verdächtigen Beobachtungen die 110 zu wählen. „Verdächtig“ sein könnten fremde Kennzeichen, Unbekannte, die Häuser beobachten und fotografieren. Auch wenn sich der Verdacht nicht bestätigt, sollte man sich keine Sorgen machen, so Grahlmann. „Es trifft vielleicht Unschuldige, aber denen passiert ja nichts“.

Wie aktuell das Thema Einbruch zu Beginn der dunklen Jahreszeit ist, zeigte auch, dass die FDP Steglitz-Zehlendorf parallel zu einer Diskussionsrunde eingeladen hatte, bei der unter anderem Justizsenator Thomas Heilmann auf dem Podium saß.

 (go)