Am Freitag wird Michael Teuber ein letztes Mal an seinem Obstand bedienen. Foto: kiez.report

Der Countdown läuft für Michael Teuber und Simone Meyer. Am Freitag werden sie zum letzten Mal ihren Obst- und Gemüsestand an der Ecke Kaiser-Wilhelm-/Sibyllenstraße in Lankwitz auf- und am Abend für immer abbauen. Damit stirbt eine Institution im Ortsteil, denn wenn auch Teuber erst 2010 den Obststand übernahm, es gibt ihn schon seit rund 50 Jahren.

Bereits im vergangenen Jahr habe es Probleme bei der Erteilung der Sondernutzungsgenehmigung gegeben, die er jährlich neu beantragen muss, berichtet der Obsthändler. In diesem Jahr nun versagte das Ordnungsamt die Genehmigung ganz. Begründung: Teubers Stand gefährde die Verkehrssicherheit. Der Obsthändler versteht die Welt nicht mehr. „Es gab hier nie einen Unfall“, sagt er. Das Amt habe nicht einmal das Gespräch gesucht oder ihn auf die Gefährdung aufmerksam gemacht, ist Teuber enttäuscht. Stattdessen gab es zwei Bußgeldverfahren. Als Beweis dienten Fotos, die Ordnungsamtsmitarbeiter morgens um 6 Uhr gemacht hatten, die zeigen, dass Teuber zumindest vorübergehend mehr als die ihm genehmigten drei Quadratmeter Standfläche nutzte. Das Kuriose: Als Teuber nach der Absage im August um eine Ausnahmegenehmigung bis Ende Oktober bat, wurde diese ihm gewährt – sogar für eine Standfläche von zwölf Quadratmetern.

Ein weiterer Grund für die Schließung, die Teuber am Telefon vom Leiter des Ordnungsamtes erfahren hatte, sei ein neuer Paragraf, mit dem der gewerbliche vor dem ambulanten Einzelhandel geschützt werden soll.

Für Teuber und seine Familie bedeutet die Schließung des Obststandes das Ende ihrer wirtschaftlichen Existenz. Dabei hatte sich der Stand in den vergangenen Jahren gut entwickelt, berichtet der Familienvater. Seit 2012 brauchte die Familie man keine finanzielle Unterstützung vom Staat mehr. Zwar ist Teuber mit einem Obststand auch an drei Tagen in der Woche in Kleinmachnow präsent, doch davon allein kann die Familie nicht leben.

Als Alternative zu seinem Stand habe ihm das Ordnungsamt nahe gelegt, auf einen Wochenmarkt umzuziehen. Doch das ist für Teuber keine Lösung. „Das Marktleben ist am Aussterben“, sagt er. Und um Gewerberäume anzumieten, fehlt das Geld.

Unterstützung erhält Teuber von seinen Kunden, die eine Unterschriftenaktion starteten, um den Obststand zu erhalten, weil man dort eben nicht nur Obst kaufen kann, sondern auch immer einen netten Gesprächspartner findet.

Aufgeben will Teuber nicht, auch wenn die Schließung des Standes am Freitag nicht mehr zu verhindern ist. Mit seinem Anliegen hatte er sich an die SPD Lankwitz gewandt, die am Dienstagabend über die Zukunft des Ortsteils sprach. Dort ermutigte ihn Norbert Buchta, Fraktionsvorsitzender der SPD-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung, einen neuen Antrag zu stellen, um an gleicher Stelle wieder einen Obststand betreiben zu können. Zudem versprach er, sich mit dem zuständigen Bezirksstadtrat Michael Karnetzki (SPD) in Verbindung zu setzen, um so die Angelegenheit zu klären.

Auch SN bat im Büro des Bezirksstadtrates um eine Stellungnahme, die bisher aber nicht vorliegt.

(go)