Im Steglitzer Wrangelschlösschen stellten die Beteiligten die Ausbildungsinitiative vor. Foto: Gogol

Griechische Jugendliche sollen zukünftig in Steglitz-Zehlendorf eine Ausbildung absolvieren können. Dieses berlinweit und auch in Griechenland bisher einmalige Projekt stellten die Beteiligten am Dienstag in Steglitz vor.

Entstanden ist die Idee dazu im Jugendamt Steglitz-Zehlendorf. Dort will man das Thema Internationalisierungg stärker in den Fokus rücken, erläuterte Jugendstadträtin Christa Markl-Vieto (Grüne). Globalisierung sei ein wichtiges Thema im heutigen Leben, doch in der Jugendarbeit und vor allem in der Ausbildung käme sie kaum vor. Das wolle man mit diesem Projekt ändern, so Markl-Vieto.

Bis die ersten griechischen Jugendlichen wirklich nach Steglitz-Zehlendorf kommen, werden noch viele Monate ins Land gehen. Erst im August 2014 werden die ersten Ausbildungen beginnen. „Wir werden uns Zeit lassen, um alles gut vorzubereiten. Das soll kein Schnellschuss werden“, sagte Markl-Vieto. Deshalb sprechen die Beteiligten auch von einer „Ausbildungsinitiative mit Weitsicht“.

Seit mehr als 20 Jahren pflegt Steglitz-Zehlendorf eine Partnerschaft mit der Gemeinde Sochos, die seit einer Gebietsreform im November 2010 Teil von Lagadas ist. Auf vielen Gebieten funktioniert die Partnerschaft schon gut, nun soll sie durch die Ausbildungsinitiative weiter vertieft werden.

In diesem Jahr soll die Auswahl der Unternehmen beginnen, 14 interessierte gebe es schon, berichtete Christian Wiesenhütter, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Berlin. Die griechischen Jugendlichen werden ausführlich auf ihre Zeit in Berlin vorbereitet, lernen unter anderem Deutsch. Ostern 2014 soll eine Gruppe Jugendlicher aus Steglitz-Zehlendorf in die Partnergemeinde Lagadas fahren. Durch diesen vorbereitenden Besuch sollen zwischen den Jugendlichen aus Deutschland und Griechenland Kontakte, vielleicht sogar Freundschaften entstehen, hofft Markl-Vieto. Diese Beziehungen soll die Griechen ihre Zeit in Deutschland erleichtern.

Zwar sei es immer noch das erste Ziel, Berliner Jugendliche mit Ausbildungsplätze zu versorgen, so Wiesenhütter. Doch übersteige die Zahl der freien Ausbildungsplätze die Nachfrage.

In Griechenland liegt die Jugendarbeitslosigkeit bei rund 60 Prozent, führte Hans-Joachim Fuchtel, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales, aus. Er gab auch zu bedenken, dass eine duale Ausbildung, wie sie in Deutschland üblich sei, in Griechenland so nicht bekannt ist. Die Jugendlichen in Griechenland müssten damit im Vorfeld bekannt gemacht und ihnen die Möglichkeiten, die sich daraus ergeben, erklärt werden.

Unterstützt wird der Austausch durch ein Programm der Bundesregierung, die dafür 41 Millionen Euro zur Verfügung stellt.

Die Ausbildungskooperation helfe nicht nur den Jugendlichen, sondern auch den Unternehmen, war Fuchtel überzeugt, der auf den demografischen Wandel aufmerksam machte.

Das Interesse bei den Jugendlichen in Lagadas sei sehr hoch, erklärte Bürgermeister Ioannis A. Anastasiadis. Einige hätten sogar schon aus freien Stücken damit begonnen, Deutsch zu lernen, erzählt er.

Wie viele griechische Jugendliche nach Steglitz-Zehlendorf kommen werden, konnte Markl-Vieto noch nicht sagen, das hänge davon ab, wie viele Ausbildungsplätze bereit gestellt würden. Wohnen sollen sie im Studentendorf Schlachtensee, das Zimmer für eine so geringe Miete bereitstellen, „dass man es fast als Spende betrachten muss“, so die Bezirksstadträtin.

(go)