Staatssekretär André Schmitz erinnerte bei der Einweihung der Stelen an die wechselvolle Geschichte der Insel Schwanenenwerder. Fotos: Gogol

Unter großer Anteilnahme der Anwohner wurden am Dienstag sechs Informationsstelen auf der Insel Schwanenwerder und eine am Strandbad Wannsee enthüllt.

Direkt an der Zufahrt nach Schwanenwerder gibt ab sofort eine Stele Auskunft über die Geschichte der Insel von ihrer Besiedlung bis zur Gegenwart. Sie hat den Stil der bezirklichen regionalhistorischen Stelen, ebenso wie die Stele am Wannsee.

Im Gegensatz zu den fünf weiteren Stelen, die an dem kleinen Platz stehen, an dem sich die Inselstraße trennt. Sie sind durchsichtig und gehen unter anderem auf die Bewohner der Insel, die Baumeister und Gartenarchitekten ein.

In Auftrag gegeben hat der Senat die Stelen 2010, erinnerte Staatssekretär André Schmitz in seiner Rede. Er ließ die außergewöhnliche Geschichte der Insel Revue passieren, deren Besiedlung um 1900 begann. Seitdem habe die Insel „alle Höhen und Tiefen unserer deutschen Geschichte“ mitgemacht. Gekauft als Spekulationsobjekt entstanden auf der Insel große Villen als Sommersitz. Rund ein Drittel der Bewohner waren für die Nazis Juden, die vertrieben und verfolgt wurden. In die Villen zogen dann die Nazigrößen selbst.

Schmitz bedankte sich bei allen Anwohnern, die sich konstruktiv in die Diskussion um die Stelen eingebracht hatten. Einer von ihnen war Georg Schertz, der „Inselpförtner“. Es sei ein gutes und sehr überzeugendes Endkonzept, erklärte Schertz auf SN-Nachfrage. Eine erste Idee hatten er sowie wie viele andere Anwohner abgelehnt. Geplant war, Stelen vor einzelnen Häusern aufzustellen, um darauf hinzuweisen, wer einst in welcher Villa gewohnt hatte, etwa Joseph Goebbels. „Das hätte die falschen Leute angelockt“, zeigte sich der frühere Berliner Polizeipräsident überzeugt. Deshalb findet er den jetzigen Standort besser.

„Es wurde Zeit für diese Stelen“, sagte Schertz in seiner Rede. Er, 1935 geboren, habe sein ganzes Leben auf der Insel verbracht, doch nie einen der jüdischen Bewohner der Insel kennengelernt. Zeitzeugen seien heute noch selten, „Erinnerung ist zwingend geboten“.

Von dem, was die jüdischen Bewohner zurücklassen mussten – Häuser und Gärten – sei heute fast nichts mehr vorhanden, so Schertz. Den „braunen Okkupanten“ habe der kulturelle Hintergrund gefehlt, um zu bewahren, was sie vorgefunden hätten. „Heute erinnert nahezu nichts mehr daran, was ehedem den Charakter der Landschaft ausmachte.“

Die Stelen sollen an die Glanzzeiten der Insel, aber auch an die Vertriebenen erinnern. Und so passten sie gut in das Themenjahr „Zerstörte Vielfalt“, so Schmitz.

Finanziert wurden die Stelen aus dem Verkaufserlös eines landeseigenen Grundstückes auf der Insel. Die Senatskanzlei beauftragte im Sommer 2012 das Aktive Museum mit der Umsetzung des Projektes, in dessen Umsetzung die Inselbewohner einbezogen wurden.

(go)