Haus der Wannseekonferenz Gedenkstätte, Foto: Patrick Ranz

 

Von der „Endlösung“ zur „Remigration“ – gedanklich ist es nur ein Katzensprung, räumlich auch. Vom Haus der Wannsee-Konferenz bis zu einem Potsdamer Landhotel, in dem Rechtsextreme die zwangsweise Ausweisung von Migranten und ihren Unterstützern diskutierten, ist es nicht weit. Die Bildungsstätte lädt nun ein zur Debatte über den Umgang mit Feinden der Demokratie. 

Vor 82 Jahren, am 20. Januar 1942, trafen sich in einer Villa am Wannsee 15 hochrangige Vertreter staatlicher Organe, der NSDAP sowie der SS und Polizei zu einer Besprechung mit anschließendem Frühstück. Einziger Gegenstand dieser Besprechung war die Umsetzung der sogenannten „Endlösung der Judenfrage in Europa“, also der millionenfachen Deportation und Ermordung der europäischen Jüdinnen und Juden.

Wie das Recherchenetzwerk Correctiv vor einigen Tagen aufdeckte, trafen sich im vergangenen Jahr Rechtsextreme in Potsdam, um über die millionenfache Ausweisung vermeintlich Nicht-Deutscher und ihrer Unterstützer zu beraten. Auch andere Medien recherchieren zu diesem Thema, und es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht neue verstörende Details an Licht kommen.

„Trotz fundamentaler Unterschiede sollten die völkischen Gedankenparallelen samt Vertreibungsfantasien uns allen verdeutlichen, dass durch diese und viele andere Äußerungen Rechtsextremer, auch aus der AfD, die demokratische Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland in Frage gestellt wird“, erklärt dazu Deborah Hartmann, Direktorin der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz. „Diese beunruhigenden Planungsfantasien können lebensbedrohliche Konsequenzen für in Deutschland lebende Menschen jeglicher Herkunft haben und sollten zu entschiedenem Handeln gegen diese Tendenzen motivieren.“

Mit eindringlichen Worten weist die Bildungsstätte auf ihre Veranstaltung zum 82. Jahrestag der Besprechung von 1942 hin: Einen Nachmittag diskutieren Wissenschaftler, Politiker sowie Verwaltungs- und Medienleute über „Diktatur wählen? Demokratische Kultur und ihre Feinde“. In der Ankündigung heißt es:

Auf der Konferenz von 1942 stand vorab fest, dass die zum Gegenprinzip einer deutschen Volksgemeinschaft stilisierten und bereits gänzlich entrechteten Jüdinnen und Juden der vollständigen Vernichtung entgegensehen mussten. Diese hatte im Januar 1942 längst begonnen und fand mancherorts vor den Augen der Bevölkerung in Form von Massendeportationen und Erschießungsaktionen statt. Die Lage von Jüdinnen und Juden hatte sich seit der Machtübergabe an die Nationalsozialisten im Januar 1933 bis zum Zeitpunkt der „Wannsee-Konferenz“ im Januar 1942 in allen Lebensbereichen radikal verschlechtert. Systematische staatliche Ausgrenzung, Verfolgung, Vertreibung und mörderische Gewalt waren seit Jahren an der Tagesordnung.

„Das Treffen in Potsdam verdeutlicht einmal mehr, wie wichtig die Auseinandersetzung mit den Feinden der Demokratie gegenwärtig ist“, sagt Matthias Haß, stellvertretender Direktor und Leiter der Abteilung Bildung und Forschung des Hauses der Wannseekonferenz.

Zur diesjährigen Tagung ist auch der Correctiv-Journalist Marcus Bensmann eingeladen.

„Diktatur wählen? Demokratische Kultur und ihre Feinde“

Veranstaltung der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz
zum 82. Jahrestag der Besprechung von 1942
Sonntag, 21. Januar 2024
Gemeindehaus der Jüdischen Gemeinde, Fasanenstraße 79/80, 10623 Berlin

Info und Anmeldung (erforderlich): https://www.ghwk.de/de/termine/termin/diktatur-waehlen-demokratische-kultur-und-ihre-feinde

 

Treuenfels/pm