Ein überraschender Gast. Foto: Grützner

Seltenen Besuch – und das gleich zweimal innerhalb einer Woche – hatte die Redakteurin der StadtrandNachrichten. Eine Brieftaube ist ihr zugeflogen.

Bereits vergangenen Mittwoch trauten wir unseren Augen nicht: Eine Taube saß auf dem Balkon. Grau, mit bunt leuchtendem Hals, Höcker auf der Nase und Ringen an den Füßen.

Was macht man mit einer gestrandeten Brieftaube?

Füttern und Wasser geben, erklärt Brieftaubenzüchter Klaus-Dieter Grothe. Sämtliches Körnerfutter – egal ob Hirse, Weizen oder auch Haferflocken nimmt so eine Taube gern. Wenn sie sich erholt hat, fliegt sie meistens weiter nach Hause. So war es auch bei uns, gegen Abend war das Tier wieder verschwunden.

Eine Zwischenlandung ist eher selten, so Grotte. „Bei normal laufenden Flügen ist das nicht die Regel“, selbst bei langen Wegen. Er habe etwa seine Tauben in Holland losgeschickt auf eine rund 600 Kilometer lange Reise. Aber manchmal gebe es Widrigkeiten, etwa gestörte Magnetfelder nach Sonnenstürmen, die die Tauben von ihrem Weg abbringt. Dann müssen sie sich irgendwo erholen.

Wer eine Taube findet, sollte im Internet nach Meldestellen suchen, empfiehlt Grothe. Dort findet man Namen und Telefonnummer des zuständigen Obmanns. Dafür braucht man allerdings die Nummer auf dem Ring am Fuß.

Wir hatten Glück, das geschwächte Tier ließ sich leicht fangen und hatte am Fuß sogar die Telefonnummer ihres Züchters. Der lebt in der Nähe von Wolfsburg und war gerade in Urlaub, wie uns seine Tochter erzählte. Die Tauben waren in Polen ausgesetzt worden, wusste sie zu berichten. Als wir miteinander telefonierten, hatte sich unsere Graue aber schon längst wieder auf den Weg nach Hause gemacht – dachten wir.

Doch die Taube schien sich wohl gefühlt zu haben bei uns – immerhin kam sie bei ihrem ersten Besuch sogar mehrmals bis in die Wohnung und sogar bis vor den Käfig unseres Zwergkaninchens – jedenfalls war sie am Montag wieder da.

Ein Grund für die Rückkehr könnte sein, so Grothe, dass die Taube das Gefühl gehabt hätte, dass sie sich erholt habe. Doch unterwegs wurde sie wieder schwach und kehrte dahin zurück, wo es ihr gutgetan habe, wo sie in der Not Futter und Wasser gefunden hatte. Das habe sie sich eingeprägt, so der Taubenzüchter.

Dann der Anruf vom Besitzer, der frisch aus dem Urlaub zurück ist. Die vergangenen Tage hat „unsere“ Taube bei einer anderen Berlinerin Unterschlupf gesucht, erzählt er.  Auch dort habe es für das Tier Wasser und Futter gegeben. Und sie wurde eingesperrt, damit der Besitzer sie am Wochenende abholen kann.

Auf eine 600 Kilometer lange Reise war die Taube unterwegs gewesen, erzählt der Mann aus der Nähe von Wolfsburg. Doch es war anscheinend zu heiß für sie. Nun muss sie sich erholen. „Ich gebe ihr eine Woche“, so der Besitzer.  Dann müsste sie wieder fit sein und es nach Hause geschafft haben. Ansonsten will er sie abholen.

Wir sind jedenfalls gespannt, wie lange die Taube es dieses Mal bei uns aushält. Ob sie wohl zu einem regelmäßigen Urlaubsgast wird?

 

(go)