Marina Schaarschmidt (rechts) und ihre Mitarbeiterinnen haben gebacken und laden zu Kaffee und Kuchen ein. Foto: Gogol

Gäste zu einer Feier einzuladen, ist manchmal nicht ganz einfach – mal kann der eine nicht, mal der andere. So ähnlich ging es auch den Mitarbeiterinnen der Lankwitzer Stadtteilbibliothek. Doch aus der Not machten sie eine Tugend – und feiern nun eine Woche lang den 100. Geburtstag der kleinen Bücherei.

Bereits um 12 Uhr standen am Montag die ersten Geburtstagsgäste vor der Tür, freuten sich auf die Lesung aus den Top 100-Büchern der Lankwitzer. Über Monate hinweg konnten die Leser ihre Lieblingstitel nennen, Bücher, die sie nicht mehr loslassen, die sie immer wieder lesen. Bei der Auswertung gab es dann für Bibliotheksleiterin Marina Schaarschmidt und ihre Mitarbeiterinnen eine große Überraschung: Es gibt keine Hitliste. Alles ist auf der Liste zu finden, vom harten Krimi bis zum heiteren Liebesroman, von Isabel Allende bis Carlos Ruiz Zafon. Die Wahl spiegelt auch den breiten Bestand an Büchern wieder, den es in der Bibliothek gibt. Sogar Sachbücher waren dabei. „Aber Jamie Oliver kann ich nicht vorlesen“, so Schaarschmidt lachend.

Doppelt genannt wurden nur vier Werke, alle anderen nur einmal. Trotzdem wird Schaarschmidt am Nachmittag lesen, eben aus den Büchern mit zwei Nennungen. Ihr Lieblingsbuch wird nicht darunter sein, aber es findet sich auf der Liste: Frank Schätzings „Der Schwarm“.

Der Montag soll die Besucher auf das Jubiläum einstimmen. Es gibt selbstgebackenen Kuchen, an nett gedeckten Tischen, dazu Kaffee. Wenn Schaarschmidt ab 15Uhr mit der Lesung beginnt, dann sorgt zwischendurch das Duo Napart für musikalische Abwechslung.

Am Mittwoch soll die große Geburtstagsfeier steigen, dann wird Bezirksstadträtin Cerstin Richter-Kotowski (CDU) ein Rede halten und wahrscheinlich auch die Geschichte der Bibliothek Revue passieren lasse, die am 6. Oktober 1912 eröffnet wurde. Damals war die „Volksbibliothek“ in der heutigen Paul-Schneider-Grundschule untergebracht. Zwischen 300 Bänden konnten die Besucher damals auswählen – heute sind es 35.000. Oft ist die Bibliothek umgezogen, nach dem 2. Weltkrieg war sie im Lankwitzer Rathaus zu finden, erst 1965 zog sie an den jetzigen Standort an der Bruchwitzstraße.

1995 kam Schaarschmidt dorthin. In dieser Zeit sei viel passiert – Umbau, neues Mobiliar, technische Veränderungen, derzeit wird das Dach neu gedeckt.

Schaarschmidt schätzt die kleine Bibliothek. „Hier ist das Verhältnis zu den Lesern wesentlich persönlicher als in einer großen“, sagt sie. Es ist eine Familienbibliothek: Langjährige Leserinnen kommen vorbei, um ihren Nachwuchs vorzustellen, manche Leser kennen die Mitarbeiterinnen seit diese klein waren, auch Ehepaare kennt man und versuche zu trösten, wenn einer plötzlich alleine kommt, erzählt Schaarschmidt. Viele Jahre gab es auch Veranstaltungen für Kinder – Lesungen, Theater – doch seit die Schulen zum Ganztag übergehen, sei das schwierig geworden, Schüler dafür zu begeistern. Nun gibt es an Vormittagen Angebote für Kitas.

Gern angenommen werden von erwachsenen Besuchern die Lesungen, vor allem im Sommer, wenn man im Garten sitzen kann und vom Nachbargrundstück das Plätschern des Wasserspiels zu hören sei, sei das sehr idyllisch, so die Leiterin. Dazu gehört dann auch etwas Leckeres zu essen und zu trinken – daran hätten sich die Zuhörer einfach gewöhnt.

Die Leser sind das Wichtigste für Schaarschmidt und so sollte auch das Jubiläum mit den Lesern und für die Leser gefeiert werden. „Geburtstag feiert man mit guten Freunden, mit einer langen Tafel, weißen Tischdecken und schönem Geschirr“, findet Schaarschmidt, die seit zwei Jahren die Bibliothek leitet.

Vielleicht ist es auch dieser enge Kontakt, der Leser gerne in die Bibliothek führt. Die Leserzahlen jedenfalls steigen seit Jahren kontinuierlich an, erzählt Schaarschmidt. Von Leseunlust ist in Lankwitz nichts zu spüren.

(go)

 

Das Programm:

Lesungen, Montag, 15. Oktober:

15 Uhr Carlos Ruiz Zafon: Der Schatten des Windes

16.30 Uhr David Safier: Mieses Karma

18 Uhr Simon Beckett: Die Chemie des Todes

 

Große Geburtstagsfeier: Mittwoch, 17. Oktober, 11.30 Uhr

 

Lesung: Donnerstag,18. Oktober, um 19.15 Uhr – Pfarrer Hartmut Walsdorff erzählt von Begegnungen mit Menschen unserer Zeit

 

Kabarett: Donnerstag, 25 Oktober, um 19.15 Uhr – Czernowitz – Berlin. Altjüdisches Kabarett mit Musik