Das Projekt "Objektbiografien" beleuchtet die Geschichte des Ausstellungsobjektes. Foto: Anna Lisa Ramella

Kritisch, sinnlich, akustisch – so präsentiert sich die sechste Probebühne des Humboldt Labs Dahlem, die am Mittwoch eröffnet wurde. In drei Installationen wird erprobt,  wie eine zeitgemäße Präsentation nichteuropäischer, historischer Sammlungen für das Humboldt-Forum aussehen kann. In der letzten Runde vor dem großen Finale liegt der Schwerpunkt auf der Frage nach dem Museum selbst, als Institution des Sammelns und Ausstellens, und der Wirkung der Präsentationsformen auf die Besucher.

Gleich zwei Projekte – „Objektbiografien“ und „Verzauberung – Beauty Parlour“ – beschäftigen sich mit der facettenreichen Geschichte und Gegenwart der Afrika-Sammlungen des Ethnologischen Museums: Indem „Objektbiografien“ die Bedeutungen von ausgewählten Sammlungsobjekten auf ihrem Weg nach Berlin nachzeichnet und dabei vor allem die Rolle des Museums thematisiert, erhält das Publikum Einblicke in die Prozesse und Geschichten, die in der Regel hinter den Kulissen der Ausstellungen verborgen bleiben. Woher kommt das Objekt? Wie ist es nach Berlin gelangt? Auf welche Weise hat es den Besitz gewechselt? Und wie werden die vermeint-lich „fremden“ Objekte letztlich ausgestellt? Die Installation richtet so einen kritischen Blick auf das Museum selbst, seine Praktiken und Netzwerke – und hinterfragt gängige Strategien der Ausstellungspraxis.

„Verzauberung – Beauty Parlor“ widmet sich der Frage nach dem ästhetischen Konzept der Artefakte. Foto: Foto: Humboldt Lab Dahlem / Staatliche Museen zu Berlin / Jens Ziehe

Eine zweite große Installation, „Verzauberung – Beauty Parlor“, widmet sich der Frage, wie man die ästhetischen Konzepte, in deren Kontext die Artefakte von der ostafrikanische Swahiliküste hergestellt und verwendet wurden, für Besucher des Museums erfahrbar machen kann. Anders als „Objektbiografien“, das über ebenso präzise wie anschauliche Wissensvermittlung Erkenntnis stiften will, ist „Verzauberung – Beauty Parlour“ ein sinnliches Projekt, das das derzeit im Theater vieldiskutierte Konzept sogenannter „narrativer Räume“ auf das Museum überträgt: Die Besucher betreten einen Schönheitssalon und unternehmen eine synästhetische Reise, in der Duft, Musik, Farben, Glanz, Haptik und Bewegung im Zentrum stehen. Mit diesem Erlebnis geht auch eine leise Kritik an nüchtern-europäischen Ausstellungsformen daher. Die gestalterische Leitung lag beim Bühnenbildner Dominic Huber, der im vergangenen Jahr für seine Theater-Projekte mit „Rimini Protokoll“ als Bühnenbildner des Jahres nominiert war.

Für die Fortsetzung des Projekts "Musik hören" öffnete das Ethnologische Museum sein Soundarchiv. Foto: Humboldt Lab Dahlem / Staatliche Museen zu Berlin / Jens Ziehe

Eintauchen und ihre Sinne öffnen dürfen die Besucher auch in der Fortsetzung von „Musik hören“ – unter anderem stehen die Klangwelt einer nordafrikanischen Großstadt, nordindischer Kathak-Tanz und die Musik einer Sufi-Zeremonie auf dem Programm. Wie schon bei der Probebühne 5 werden hier auch die vielfältigen Bestände des Soundarchivs der Museen Dahlem hörbar und erlebbar gemacht. Die Ergebnisse des Projekts sind eine direkte Vorarbeit für die Ausstellung der musikethnologischen Abteilung im Humboldt-Forum.

Neben Dahlemer Kuratoren waren internationale Wissenschaftler, Musiker, eine Filmemacherin, ein Szenograf und Gestalter an der Umsetzung beteiligt.

Zu sehen ist die Probebühne bis zum 18. Oktober zu den Öffnungszeiten des Museums zu sehen, der Eintritt ist in der Bereichskarte, die es für acht, ermäßigt vier Euro gibt, enthalten.

(sn)