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„Der Kopf lebt nicht vom Buch allein. Und allein zu essen ist öde“ – unter diesem Motto organisiert Lea Martin, Autorin aus Lichterfelde, seit Oktober 2017 einmal im Monat eine Art literarisches Buffet. In der privaten Atmosphäre einer Wohnung kommen Literaturfreunde zusammen, um gemeinsam zu essen und über Bücher zu reden. Die Teilnahme ist kostenfrei. Jeder Gast bringt etwas mit – sowohl für den Bücher- als auch für den Esstisch.

„Lesen ist wie Essen für die Seele“, sagt Lea Martin. Deshalb wollte sie eine Veranstaltungsreihe ins Leben rufen, die die beiden Vergnügen miteinander verbindet. Unter dem Titel „Eat & Read“ lädt sie nun seit bereits einem halben Jahr immer am 16. des Monats Literaturliebhaber zu einem gemeinsamen Abend ein – „mit gutem Essen und guten Büchern.“

Das Treffen findet immer an einem anderen Ort statt. Wo genau, erfährt man aber erst, wenn man sich für die Veranstaltung angemeldet hat. „Da sowohl ich als auch andere Gastgeber ihre privaten Räume dafür zur Verfügung stellen, wollen wir natürlich nicht, dass es aus dem Ruder läuft“, erklärt die Veranstalterin. So könne man besser den Überblick behalten, außerdem sorge die „Geheimnistuerei“ für zusätzliche Spannung vor der Veranstaltung.

Die kreative und die berufliche Seite

Von Geheimnissen umgeben ist übrigens auch der Name der Organisatorin – Lea Martin ist ein Pseudonym. Ihren richtigen Namen möchte sie nicht verraten. Die eigentlich in der IT-Branche-Tätige möchte ihre berufliche und ihre kreative Seite strikt voneinander trennen.

Was ihre kreative Seite neben der beruflichen aber alles leistet, ist wirklich beachtlich: Sechs Bücher hat die Autorin bereits, unter drei verschiedenen Pseudonymen, veröffentlicht. Im Jahr 2000 gründete sie den Joanmartin Literaturverlag. 2005 rief sie die „Literaturladies“ ins Leben – ein Projekt, bei dem Lesungen an Wohn- und Arbeitsorten angeboten werden. 2017 folgte dann das „Eat & Read“.

Keine Lesung – Gespräche auf Augenhöhe

„In einer schönen, entspannten Atmosphäre mit anderen über Bücher zu reden, macht mir einfach Spaß“, erklärt die Veranstalterin ihre Motivation für die neue Veranstaltungsreihe. Es sei nicht wie bei einer klassischen Lesung. „Hier sind alle auf Augenhöhe“, erklärt sie. So würden ganz andere Gespräche und auch Beziehungen zwischen den Teilnehmern entstehen. Natürlich würde sie manchmal bei solchen Abenden auch ihre eigenen Bücher vorstellen, doch das primäre Ziel sei das nicht. „Bei Eat & Read“ kann jeder sein mitgebrachtes Buch vorstellen und andere an seinen Leseerlebnissen teilhaben lassen“, erklärt Lea Martin das Konzept der Treffen. Wer möchte, könne sein Buch gleich weitergeben, oder für weitere potenzielle Leser bei der Gastgeberin lassen. In diesem Fall würden kleine Zettelchen in das Buch gelegt werden, auf denen der frühere Besitzer beschreibt, warum er oder sie das Buch empfehlen würde. „Manche entdecken ihre mitgebrachten Bücher beim Vorstellen aber auch neu“, erzählt Martin. Erst kürzlich habe eine Frau ihr Buch, das sie eigentlich weitergeben wollte, wieder mit nach Hause genommen, weil sie gemerkt habe, dass sie es „unbedingt nochmal lesen muss“.

Zwischen 10 und 15 Menschen kommen in der Regel zu den Veranstaltungen. „Aus Platzgründen muss die Teilnehmerzahl schon begrenzt sein, doch meist passen in eine Wohnung mehr Menschen rein, als man denkt“. Gäste abweisen habe man bisher noch nicht gemusst.

Beim April-Treffen geht es um Lyrik

Beim nächsten Eat & Read-Abend am 16. April steht das Thema Lyrik auf dem Programm. Dabei soll es aber nicht nur um die „klassische Lyrik“ gehen, sondern auch um die Lyrik im Alltag. „Heute sitzen die besten Lyriker in der Werbebrache“, so Martin. Man würde es oft nicht sofort erkennen und genau deswegen sei es einen genaueren Blick wert. Im Mai soll sich dann alles um Tango drehen, inklusive Live-Musik. Aber auch wenn Lea Martin immer versucht, ein Thema für den Abend vorzugeben, müssen die mitgebrachten Bücher diesem nicht zwingend entsprechen. „Es heißt immer ‚kann, muss aber nicht’“, so die Gastgeberin. Es können auch andere Genres mitgebracht werden.

Das „literarische Abendessen in geselliger Runde“ beginnt meist um 19 Uhr und endet um 21 Uhr. Eine Anmeldung per E-Mail an info@joanmartin.de ist zwingend erforderlich.

(eb)