Am 10. Dezember, am Tag der Menschenrechte, werden Musiker in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche zugunsten der Flüchtlinge vom Oranienplatz musizieren. Organisiert wurde das Benefizkonzert von einem Lichterfelder.

Ein Konzert zu organisieren ist für Dr. Peter Hauber nichts Neues. Er ist seit 29 Jahren Mitglied der IPPNW, Internationale Ärzte zur Verhütung des Atomkrieges, hat dafür schon zahlreiche Musikveranstaltungen auf die Beine gestellt. „Ich kenne dadurch viele Musiker“, sagt der Arzt. Darunter auch von den Berliner Philharmonikern, der Deutschen Oper, der Staatskapelle Berlin und des Deutschen Symphonie-Orchesters. Diese und viele weitere rief Hauber an. Die Resonanz war überwältigend, sagt er. „Es sind eigentlich zu viele.“ Denn es soll nicht nur musiziert werden, auch Texte werden vorgetragen, etwa von Bertolt Brecht und Mascha Kalèko. „Wir öffnen mit Musik die Herzen für die Texte“, sagt der Arzt. Hermann Beil wird zudem von den Schicksalen einiger Lampedusa-Flüchtlinge erzählen.

Von denen erfahren hat Hauber bei einem Besuch am Oranienplatz. Ein Zehlendorfer Kollegen habe habe ihn auf die Zustände dort aufmerksam gemacht, erzählt Hauber. „Ich habe die Not gesehen. Das sind Zustände wie in Kalkutta und Bombay“, sagt der Arzt, der für die Flüchtlinge dort Sprechstunden anbot. Und er hat ihnen zugehört. „Es sind erschütternde Geschichten“, sagt Hauber und berichtet von einem Vater, dessen beide kleinen Söhne auf der Überfahrt nach Lampedusa ums Leben kamen.

Die Flüchtlinge kommen vor allem aus Libyen, erzählt der Lichterfelder. Sie waren dort Gastarbeiter, hätten ein gutes Leben und Einkommen gehabt. Mit Beginn des Bürgerkrieges aber seien sie von den Leuten Muammar al-Gaddafis in Lagern zusammengetrieben worden und mussten das Land verlassen. In Italien erhielten sie dann eine Aufenthaltserlaubnis für die EU und wurden weiter geschickt. In Deutschland bekommen sie keinen Aufenthaltsstatus, keine Arbeitserlaubnis, keine sozialen Leistungen, kein Geld und kein Asyl. Dagegen protestierten sie bis Ende November auf dem Oranienplatz. Derzeit sind sie vorübergehend in einem Heim der Caritas untergebracht.

„Das ist ein Berliner Problem. Wir alle müssen uns darum kümmern“, findet Hauber und hofft, dass zahlreiche Zuhörer auch aus Steglitz-Zehlendorf zum Konzert kommen werden.

Das Konzert in der Gedächtniskirche beginnt um 20 Uhr. Der Eintritt ist frei, anschließend wird um eine Spende gebeten. Ein Teil der Einnahmen kommt der Malteser Migranten Medizin Berlin zugute.
Rund drei Stunden wird das Konzert dauern. Es erklingen unter anderem Werke von Franz Schubert, Gustav Mahler, Maurice Ravel und Astor Pantaleón Piazzolla. Ebenso werden kammermusikalischer Jazz und afrikanische Klänge zu hören sein.

(go)