Aufkleber überall künden von dem neuen Namen. Foto: Gogol

Die Lankwitzer Werkstätten sind tot – lang lebe das Lwerk. Mit Beginn des neuen Jahres haben sich die Lankwitzer Werkstätten einen neuen Namen gegeben. Gleich beider Begriffe wollte man sich mit dem neuen Namen entledigen: dem Lankwitz und dem Werkstätten.

Die Anregung zur Namensänderung kam von den Mitarbeitern selbst, erklärt Stephan Kersten, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit beim Lwerk. „Bei uns gibt es viele Menschen mit Behinderung, die haben den Anspruch in einer normalen Firma zu arbeiten“, erklärt er. Das Wort „Werkstatt“ sei ein Stigma, das den Eindruck vermittle, die Arbeit, die die Mitarbeiter leisten, sei nur zweit- oder drittbeste Wahl. Dabei sei man durchaus konkurrenzfähig, man organisiere die Arbeit eben nur anders, um den zumeist psychisch erkrankten Mitarbeitern ein angenehmes Umfeld zu schaffen. Es werden Ruhezeiten ermöglicht, es gibt Ansprechpartner und gegenseitige Unterstützung.

Zudem sei die Streichung des Wortes „Werkstätten“ aus dem Namen nur eine Anpassung an die Entwicklung der vergangenen Jahre. Die „Lankwitzer Werkstätten“ seien schon lange keine „Werkstätten“ mehr, so Kersten. Sondern man biete viel mehr. So können die Mitarbeiter in einer ausgelagerten Tochtergesellschaft den Führerschein machen, um dann anschließend das Essen an die Kitas und Schulen oder die Wäsche auszufahren. Es wird auch Schmuck entworfen und in einem Geschäft in Nähe des Kranoldplatzes verkauft. Vor kurzem übernahm die gGmbH das Café Blisse, um daraus ein Kunsthaus zu machen. Wohnen und Arbeitsstellen im Rahmen des persönlichen Budgets gehören ebenfalls zum Angebot des Lwerks. Sogar eine eigenen Band namens „The way“ gibt es. Das alles gehe weit über eine „Werkstatt“ hinaus, so Kersten.

Das „Lankwitz“ im Namen sollte ebenfalls weg, denn schon lange sind die Werkstätten nicht ausschließlich in dem Ortsteil ansässig. Auch in Hohenschönhausen, Charlottenburg-Wilmersdorf und Teltow betreibt die gemeinnützige GmbH Werk- und Betriebsstätten. Insgesamt 13 Standorte hat das Lwerk.

Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussehen mag, einen neuen Namen zu finden, sei nicht einfach gewesen, erklärt Kersten. Denn er sollte die Vergangenheit – die Lankwitzer Werkstätten gibt es immerhin seit 27 Jahren – und die Zukunft zusammenbringen. Das L im neuen Namen steht nicht für Lankwitz, sondern für Leben, Lernen und Leisten.

Dass man durch eine Umbenennung den Wert der Marke „Lankwitzer Werkstätten“ schmälern könnte, glaubt Kersten nicht. „Die Marke definiert sich über Inhalte und über die gute Leistung“, so Kersten. Der gute Ruf, den habe man sich auf den Baustellen erworben, wo die Mitarbeiter zeigen konnten, dass sie gute Arbeit leisten und dass sie zuverlässig sind. „Das wird sich nicht ändern, nur weil wir jetzt Lwerk heißen“.

Die Lankwitzer Werkstätten wurden 1986 eröffnet, um Menschen mit psychischer Behinderung eine Rehabilitation durch Arbeit zu ermöglichen. Seitdem hat sich nicht nur das Angebot an Ausbildungs-und Arbeitsmöglichkeiten erweitert, sondern auch die Zahl der Mitarbeiter, die von 60 auf fast 900 anstieg. Sie sollen durch Bildung und Ausbildung in ihrer persönlichen Entwicklung unterstützt und, wenn möglich, auf den ersten Arbeitsmarkt vorbereitet werden, unter anderem in den Bereichen Mediengestaltung, Elektro-Recycling, Hausmeisterwerkstatt, Garten- und Landschaftspflege sowie Fahrradwerkstatt.

(go)