Das Planungsgebiet Parks Range umfasst knapp 100 Hektar, um dren Ausgetsaltung gerungen wird. Foto: Groth Gruppe

Ende September hatten das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf und die Groth Gruppe die ersten Entwürfe für Parks Range vorgestellt, am Donnerstag nun präsentierten sie den aktuellen Stand bei einem Bürgerdialog den zukünftigen Nachbarn, Anwohnern und anderen Interessierten.

2.500 neue Wohneinheiten sollen auf dem ehemaligen Militärgelände entstehen, sowie eine Schule, eine Kita, kleine Gewerbeeinheiten aber auch ein Stadtplatz und ein soziokulturelles Zentrum. 39 Hektar des Areals werden dafür bebaut. 57 Hektar sollen als „Grüne Mitte“ erhalten bleiben und – durch eine Pufferzone geschützt – auch der Bevölkerung zugänglich gemacht werden. Architektin Helena Casanova, die mit ihrem Büro Casanova+Hernandez Architects den vorangegangenen städteplanerischen Wettbewerb gewonnen hatte, erläuterte ihre Ideen.

Viele Anwohner, die in die Sporthalle an der Osdorfer Straße gekommen waren, sahen die Planungen kritisch. Man habe zwar nichts gegen die Wohnbebauung, doch verstoße der Entwurf gegen das vom Bezirksamt in Auftrag gegebene Gutachten von Fugmann und Janotta. Dort sei die zu schützende Grünfläche größer als nun in den Planungen. 12 Hektar mehr würden bebaut. Erst durch die höhere Bebauung würden sich viele Probleme ergeben, betonte Helmut Schmidt von der Initiative „Landschaftspark Lichterfelde-Süd“. Stadträtin Christa Markl-Vieto (Grüne) erklärte, dass es sich bei der Fläche um einen Kompromiss handele. Das Bezirksamt hätte gern mehr Grünflächen gehabt, die Groth-Gruppe mehr Bauland.

Eines der größten Probleme sahen die Bürger im Verkehr. Die einzige Erschließungsstraße ist die auch jetzt schon überlastete Osdorfer Straße. Für die Ideen Casanovas, ein autoarmes Quartier zu schaffen, das den Radverkehr und die öffentlichen Verkehrsmittel fördert und durch eine Verquickung von Wohnen und Arbeiten Pendelverkehr vermeidet, hatten die Anwohner nur ein Lachen übrig. Die von Groth angeführte Zahl von Stellplätze – je Wohnung ein halber, je Doppelhaus ein Stellplatz – fanden sie zu wenig. Ein Anwohner kritisierte, dass es für die Verkehrssituation noch immer keine Lösung gebe – ein Jahr nachdem man mit den Gesprächen begonnen habe. Das sei unbefriedigend. Uwe Köhne, Fraktionsvorsitzender der Grünen in der Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf, forderte ein frühzeitiges Verkehrsgutachten. Bezirksstadtrat Schmidt erklärte, dass solch ein Gutachten bereits in Auftrag gegeben sei. Valide Ergebnisse lägen allerdings noch nicht vor. Er betonte aber auch, dass er Planungen, die den Autoverkehr als Grundlage nehmen – Stichwort: autogerechte Stadt – ablehne. Solche Modelle gehören in die „Mottenkiste“, fand er.

Kritik gab es auch an der Bürgerbeteiligung, die einigen nicht ausreichte. Zu wenige Bürger hätten an den Workshops mitmachen können, kritisierte ein Anwohner. Helmut Schmidt, der bei Workshops dabei war, kritisierte, dass man an den vorgegebenen Eckdaten – zum Beispiel Aufteilung der Fläche in Bauland und „Grüne Mitte“ oder Anzahl der Wohnungen – nichts habe ändern können. Deshalb könne er den vorgelegten Entwurf nicht unterstützen.

Bezirksstadtrat Schmidt betonte, dass man erst am Anfang der Planungen stehe. Die vom Gesetzgeber vorgeschriebene Bürgerbeteiligung im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens komme erst noch. Dort könne jeder Bürger sich mindestens zweimal zu den Plänen äußern. Bezirk und Investor gingen mit Bürgerdialogen und Workshops im Vorfeld des B-Planverfahrens neue Wege, um die Anwohner möglichst früh einzubeziehen. Gesetzlich vorgeschrieben sei solch ein Vorgehen nicht.

Auch der jetzt ausgewählte städteplanerische Entwurf sei noch nicht endgültig, er werde noch überarbeitet und angepasst. Dabei würden Bürgeranliegen ebenfalls berücksichtigt.

Schmidt als auch Groth betonten, wie dringend Berlin neuen Wohnraum brauche, weil der Zuzug weiter anhalte. Nur Neubau nehme den Druck vom Wohnungsmarkt, so Groth.

Protokolle zu den Workshops, den Bürgerdialogen und weitere Materialien zum Projekt gibt es unter der Internetseite www.lisued.de.

(go)