Rechtsextremismus: „Staatsreparatur“ bekommt regelmäßig Besuch

Rechtsextremismus: „Staatsreparatur“ bekommt regelmäßig Besuch

Immer und immer wieder: In Lichterfelde Ost kämpft die Nachbarschaft gegen Rechtsextremismus und für die Werte einer demokratischen Gesellschaft. | Foto: Daniela von Treuenfels

 

Familien malen mit Kreide den Gehweg bunt, die Initiative „Lichterfelde weltoffen“ möchte erstmals am Ostersamstag das Gespräch mit den Nachbarn suchen. Die Aktionen für Demokratie und gegen Rechtsextremismus finden rund um den Bahnhof Lichterfelde Ost statt, in der Nähe des AfD-Parteibüros und den Räumlichkeiten der sogenannten „Staatsreparatur“.  

Emese Bodolay ist eine Trendsetterin. Schon vor der großen Demonstration am Jungfernstieg anlässlich einer Veranstaltung der „Staatsreparatur“ mit dem Rechtsextremisten André Poggenburg machte sie sich gemeinsam mit sieben anderen Familien aus der Nachbarschaft und deren Kindern auf den Weg. Mit Straßenkreide malten sie den Weg vom Bahnhof zu den Räumen der Neuen Rechten und ihrer parlamentarischen Verbündeten bunt.  

Wie bei vielen anderen Menschen gaben die Berichte der Rechercheplattorm Correctiv über ein Treffen Rechtsextremisten mit Politikern und Unternehmern in Potsdam den Anstoß für die Initiative. Auch den Beitrag des Berliner Registers über Netzwerke der Neuen Rechten im Berliner Südwesten vom Januar in den Stadtrand-Nachrichten hatte Emese Bodolay aufmerksam gelesen. 

Nun heißt es: dranbleiben. Bis zu den Sommerferien laden die aktiven Eltern ein, einmal im Monat „den Jungfernstieg am Bahnhof Lichterfelde Ost in ein großes farbenfrohes Bild zu verwandeln und damit ein buntes Zeichen gegen das Erstarken der rechten Szene im Kiez zu setzen.“ Die nächsten Termine: 12. April, 3. Mai, 7. Juni und 5. Juli. Das Ziel: Zeigen, dass man nicht einverstanden ist mit der Entwicklung Steglitz-Zehlendorfs zum „Hot Spot der Neuen Rechten“. „Weder das extrem rechtskonservative Veranstaltungsprogramm der „Staatsreparatur“, das immer wieder Vertretern und Vertreterinnen der Neuen Rechten eine Bühne bietet, noch die Politik der AfD wollen wir weiter unkommentiert lassen“, sagt Emese Bodolay. 

 

 

Die Reaktionen der Passanten seien mehrheitlich zustimmend, aber nicht immer. Ob man denn das Parteiprogramm der AfD schon gelesen habe, das sei doch gar nicht so schlimm, wird den Aktivisten beispielsweise entgegengehalten. Auf dieser Ebene sei ein Gespräch noch möglich, aber die direkte Konfrontation mit den Akteuren der „Staatsreparatur“ will die Lichterfelderin vermeiden. Die Mutter fürchtet handfeste Auseinandersetzungen, die sie ihren Kindern nicht zumuten möchte. Daher finden die Malaktionen auch freitags statt, während die AfD und ihre Freunde sich zumeist am Wochenende treffen. 

Die Initiative „Lichterfelde weltoffen“ geht etwas forscher in die Debatte, dort wo es wuselig ist – samstags, am Eingang des Bahnhofs Lichterfelde Ost nahe dem Einkaufszentrum „LIO“ mit einem Informationsstand. Das erste Mal präsentiert sich das Bündnis am kommenden Ostersamstag von 11 bis 13 Uhr, danach in regelmäßigen Abständen, die Termine stehen noch nicht fest.  

“Wir wollen mit den Leuten ins Gespräch kommen, und sie davon überzeugen, dass es keine gute Idee ist, die AfD zu wählen“, sagt Ulrike Meyer, eine der Initiatorinnen. Im Blick haben die Aktivisten dabei vor allem die Wahlen zum Europäischen Parlament am 9. Juni. Wählerinnen und Wähler sollten keine Parteien wählen, die zum Ziel haben, „unsere grundgesetzliche Ordnung zu zerstören, Menschen auszugrenzen, Falschinformationen und Verschwörungserzählungen zu verbreiten und ein völkisches Gedankengut in unserer Gesellschaft zu verankern.“ Stattdessen tritt die parteiunabhängige Initiative für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit ein. 

Diese Werte will das Bündnis dort verteidigen, wo sie nach Ansicht der Akteure verletzt werden: direkt vor Ort am Jungfernstieg. In einigen Wochen ist zudem ein „Demokratiefest“ geplant, Zeit und Ort werden noch bekanntgegeben. 

Interessierte können sich per Mail Lichterfelde-weltoffen@web.de an das Bündnis wenden und werden dann mit weiteren Informationen versorgt. 

 

Daniela von Treuenfels 

 

 

 

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert