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Jeder Mensch, der in Deutschland zur Schule geht, lernt einiges über den Holocaust. Jeder Mensch weiß, dass die Nazis Juden, Homosexuelle, Sinti und Roma, Behinderte, politische Gegner und jeden anderen, der nicht in ihr Weltbild passte, in Konzentrationslager verschleppten, wo sie durch Zwangsarbeit ausgebeutet, für Menschenversuche missbraucht und ermordet wurden. Die Konzentrationslager Ravensbrück und Sachsenhausen hatten in Berlin zahlreiche Außenlager. In diesen Außenlagern mussten die Häftlinge Zwangsarbeit verrichten und wurden für die Rüstungsindustrie ausgebeutet.

Die neue App „Satellite Camps“ behandelt die Geschichte von sechs dieser Außenlager. Sie wurde von der Initiative KZ-Außenlager Lichterfelde (IKZ) entwickelt und ist seit dem 23. Januar verfügbar. Man kann sie sich kostenfrei im App Store und im Google Play Store auf das Smartphone oder das Tablet herunterladen. Die Schicksale der Menschen sowie die Geschichte der einzelnen Außenlager werden dem Nutzer der App in einer sehr anschaulichen und abwechslungsreichen Weise nahegebracht. Zahlreiche Texte, Bilder und Originaldokumente informieren über das jeweilige Lager. In Audiodateien kommen ehemalige Häftlinge zu Wort.

Die IKZ hat über viele Jahre Zeitzeugen nach Lichterfelde eingeladen und außerdem dafür gesorgt, dass sie vor Schulklassen sprechen konnten. In Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte Sachsenhausen entstand die Idee zur App. Bei deren Umsetzung wurde die Initiative KZ-Außenlager Lichterfelde vom Historiker und Kurator Thomas Irmer maßgeblich unterstützt. Die Firma exozet sorgte für die digitale Umsetzung. „Sattelite Camps“ ist in den Sprachen Deutsch, Englisch sowie Arabisch und außerdem in gut verständlicher Sprache zugänglich.

Zwar leben wir in Deutschland heute in einer Demokratie – Deutschland ist ein Sozialstaat, ein weltoffenes Land. Doch trotzdem ist der Judenhass immer noch ein Problem. Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Berlin registrierte in der Zeit von Januar 2018 bis Juni 2018 527 antisemitische Vorfälle in der Hauptstadt. Dabei handelte es sich um Angriffe, Bedrohungen, Sachbeschädigungen sowie um verletzendes Verhalten. Auf Schulhöfen kursiert der Begriff „Jude“ als Schimpfwort und es gibt viele Fälle, in denen jüdische Schüler gemobbt werden. Die beiden wohl aufsehenerregendsten Fälle von Antisemitismus des letzten Jahres ereigneten sich im April 2018. In Prenzlauer Berg wurde ein Israeli mit einem Gürtel geschlagen und beschimpft. Die beiden Rapper Kollegah und Farid Bang sangen „Mein Körper definierter als von Auschwitz-Insassen“ und bekamen dafür den Echo-Musikpreis.

Max Mannheimer, ein Holocaust-Überlebender sagte einmal: „Ihr seid nicht verantwortlich für das, was geschah. Aber dass es nicht wieder geschieht, dafür schon.“ Damit Deutschland frei, demokratisch und weltoffen bleibt ist es wichtig, dass sich die Menschen informieren. Über den Holocaust und was er für Juden und andere Minderheiten bedeutete. Denn wer die Schrecken der Vergangenheit kennt, wird dafür sorgen, dass sie nicht wiederholt werden. Die App „Satellite Camps“ hilft dabei.

(mh)