Rosengarten_Botanischer Garten

Der Rosengarten im Botanischen Garten strahlt in neuem Glanze. Foto: Denkmalschutzbehörde

In Steglitz-Zehlendorf wurden kürzlich drei denkmalgeschützte Rosengärten wieder hergestellt: im Botanischen Garten, auf dem Gelände der ehemaligen Königlichen Gärtnerlehranstalt in der Königin-Luise-Straße und im Stadtpark Steglitz. Auch für den Garten der Siemensvilla in Lankwitz besteht die Hoffnung, dass Dornröschen wieder aus ihrem Schlaf wach geküsst wird. Die Rosengärten sind Denkmal des Monats August.

Mindestens 250 Arten mit weltweit über 30.000 Sorten gibt es von der „Königin der Blumen“. Rosen berauschen mit mannigfachen Duft- und Farbkreationen und haben in vielen Kulturen eine große Bedeutung. Aus Wildrosen hervorgegangen, selektierte man in Persien schon vor Jahrtausenden stark duftende und gefüllt blühende Arten und gewann wertvollstes Rosenöl. Herodot beschreibt thrakische und babylonische Rosengärten im 5. Jahrhundert v. Chr. Die ältesten ägyptischen Zeugnisse stammen aus der Zeit Ramses II. († 1224 v. Chr.). Und Homer erzählt in der Ilias (7./8. Jhd. V. Chr.) von rosenbekränzten Waffen und wie Aphrodite mit Rosenöl den Leichnam Hektors salbt. In der Römischen Kaiserzeit wurden die Blumen in Glashäusern gezogen und von Ägypten aus in alle Welt exportiert. Rosen sind in den europäischen und orientalischen Kulturen fest in Mythologie, Religion und Symbolik verankert.

Rote Rosen gelten seit dem Altertum als Symbol der Liebe und Romantik. Die Griechen weihten sie daher Aphrodite, bei den Germanen war sie die Blume der Freya. Sie steht für Freude und Jugendfrische. Bei den Römern und Germanen war sie aber auch Blume des Todes und wurde auf Gräbern gepflanzt. Auch Fest- und Kultplätze wurden mit Rosenhecken umgeben. Im Christentum entwickelte sich früh die Rosen-Symbolik. So sind etwa Rosenranken auf Grabanlagen Sinnbilder eines aus dem Tod erblühenden ewigen Lebens. Das verbreitetste katholische Gebet und die dazu gehörende Gebetsschnur ist der Rosenkranz. Und zum Hochzeitsfest darf Rosenschmuck nicht fehlen.

Die Rose war häufig Bauhüttensymbol und findet sich an vielen Gebäuden des Mittelalters. Kelten und Germanen verwerteten die Hagebutten von Widrosen. Hildegard von Bingen nutzte die Heilkraft der Apothekerrose in ihrem mittelalterlichen Klostergarten. Kulturrosen, also Gartenrosen, die aus Wildrosen gezüchtet wurden, waren in Mitteleuropa zunächst unbekannt. Die ersten kamen aus dem Orient und gelangten durch Araber, Osmanen und Kreuzfahrer nach West- und Nordeuropa. Erst in der Renaissance und nach der Reformation wurden auch in Europa Rosen gezüchtet, die sogenannten alten oder historischen Rosen. Sie wurden zum Grundstock der europäischen Gartenkultur und setzten sich bis zum Rokoko als „Königinnen der Blumen“ durch. 1867, mit Einführung der Edelrosen, den Teehybriden, begann die europäische Zuchtgeschichte sogenannter Moderner Rosen.

Heute gibt es Rosen für jeden Zweck: Als Strauch, als Kletterpflanze, als Hochstämmchen, als Flächendecker. Einfach oder gefüllt blühend. Einmal oder Dauerblüher. Erst waren es die Höfe der Kaiser, Könige und Fürsten, die Rosengärten anlegen ließen, zur Präsentation von Reichtum und Macht. Rosengärten sind häufig Rosensammlungen, sogenannte Rosarien, und dazu bestimmt, Rosenarten oder -sorten aus aller Welt zu sammeln.

Die älteste bekannte Rosensammlung stammt von Joséphine Bonaparte, Gattin Napoleons I. in Malmaison unweit von Paris (um 1800). Im Südharz befindet sich das 1899 gegründete, heutige Europa-Rosarium in Sangerhausen. Es verfügt über die größte Rosenvielfalt der Welt. Rosarien dienen in erster Linie dem Sortenstudium und der Rosenzucht, weniger als Schmuck- und Erholungsanlage.

Rosengärten sind häufig abgetrennte Sondergärten einer größeren Anlage. Ein Rückzugsort für vertrauliche Gespräche, ein Salon im Grünen. Ende des 19. Jahrhundert findet das Großbürgertum Geschmack an diesen repräsentativen, edlen Gartenanlagen. Der Rosengarten wird Ausdruck von Individualisierung und Privatheit. Parallel entstanden die ersten Rosengärten in öffentlichen Parkanlagen. Häufig gesponsert von wohlhabenden Bürgern, erfreute sich fortan auch die breite Bevölkerung an der Blütenpracht städtischer Rosengärten und konnte sich so von dem Dasein in tristen und engen Mietskasernen erholen.

Rosenanlagen trennen meist Hecken, Mauern oder Pergolen von den übrigen Gartenbereichen. Sie sind oft mit Brunnen, Wasserbecken, Plastiken, Sonnenuhren, Vasen, Rosenlauben, Rosenbögen, Rankgittern, Bänken und anderem Mobiliar ausgestattet. Ein lauschiger Sitzplatz, eine verträumte Skulptur, schaffen ein romantisches Ambiente.

Meist haben Rosengärten klare, geometrische Grundformen wie Rechteck und Oval mit weiträumigen Sichtachsen. Ebene oder terrassierte Wege, mit Stützmauern und Stufen verbinden die Beete und schaffen einen würdigen Rahmen für den opulenten Blütenflor der Rosen.

Text: Uwe Schmohl

Denkmalschutzbehörde