In den Bürgerämtern Steglitz-Zehlendorf fehlt es an Personal. Archiv-Foto: Gogol

Wegen des anhaltenden Personalengpasses in den bezirklichen Bürgerämtern hat die ver.di-Betriebsgruppe des Bezirksamtes Steglitz-Zehlendorf einen Brandbrief an die politisch Verantwortlichen verfasst. In dem Schreiben, das unter anderem auch der Berliner Innensenator Frank Henkel (CDU) erhielt, wird die völlig unzureichende Personalausstattung der Ämter kritisiert.

Wegen der permanenten Unterbesetzung musste in den vergangenen Wochen in den Bürgerämtern Zehlendorf und Steglitz regelmäßig viele Stunden vor Ende der Bürozeit die Nummernausgabe geschlossen werden. Viele Bürger standen daher vor verschlossenen Türen und mussten lange Wartezeiten in Kauf nehmen.

Steglitz-Zehlendorf hat nur drei Bürgerämter, obwohl es eigentlich fünf pro Bezirk geben sollte. Nach ver.di-Berechnungen stehen statt der 60 notwendigen Beschäftigten faktisch nur 37 zur Verfügung. „Jeder weitere Krankheits- oder Urlaubsausfall verschärft die Situation mit der Folge, dass die wichtige bürgernahe Arbeit nicht mehr geleistet werden kann. Ver.di fordert daher, dass durch eine fach- und sachgerechte Personalausstattung die Engpässe endlich behoben werden und die Spar- und Kürzungspolitik nicht immer weiter auf dem Rücken der Beschäftigten und Bürgerinnen und Bürger ausgetragen wird“, so Marion Kruck, zuständige ver.di-Gewerkschaftssekretärin.

ver.di fordert weiterhin, dass mindestens 60 Beschäftigte dauerhaft zur Verfügung stehen und damit fünf Standorte im Bezirk – wie eigentlich vorgesehen – stabil betrieben werden können. „Wenn jedoch die Unterdeckung weiterhin besteht und nicht zusätzliches Personal zur Verfügung gestellt wird, bleibt nichts anderes übrig, als den Standort Lankwitz zu schließen“, sagt Marion Kruck.

Es gebe aber nicht nur Personalengpässe, sondern auch die Ausstattung der Ämter lasse zu wünschen übrig. Seit Jahren würden Ausschilderungen fehlen oder aus notdürftig selbst gebastelten Schildchen bestehen. Wartebereiche seien kahl und wenig einladend, Broschürenschränke alt und schlecht nutzbar. Es fehle an Getränke- und Snackautomaten. „Die Bürgerämter vermitteln rein optisch einen wenig professionellen Eindruck. Daher fordern wir, dass die notwendigen Investitionen in die Ämter vorgenommen werden“, so Marion Kruck.

Bezirksbürgermeister Norbert Kopp (CDU) bestätigt eine derzeit „angespannte Situatio“n in den Bürgerämtern des Bezirks. Seit zirka vier Wochen gebe es einen sehr starken Zulauf. Gründe sieht er dafür mehrere: Neben Charlottenburg-Wilmersdorf ist Steglitz-Zehlendorf der einzige Bezirk ohne Terminvergaben. Durch die Ferienzeit seien zudem nicht alle Mitarbeiter an Bord. Der zusätzliche Druck auf die Mitarbeiter sie hoch, so dass auch die Krankenstände angestiegen seien. Die zusändige Stadträtin plane deshalb, auch in Steglitz-Zehlendorf zumindest testweise eine Terminvergabe einzuführen. Kopp ist damit nicht wirklich glücklich. „Wir haben viele ältere Bürger, die oft keinen Computer haben“, gibt er zu bedenken. Maßnahmen wie diese kaschierten aber nur das eigentliche Problem: „Es fehlt an Personal“, so Kopp. Deshalb werde im Bezirksamt darüber diskutiert, ob mit der derzeitigen Bestand an Mitarbeitern drei Bürgerämter aufrechtzuerhalten sind.

(sn/go)