Klaus-Peter Laschinsky eröffnete die neue Ausstellung zur Machtergreifung in Zehlendorf. Foto: Gogol

„Mit Hindenburg und Hitler zur deutschen Freiheit und Einigkeit“ – auch in Zehlendorf fielen Anfang der 1930er Jahre Menschen auf diesen Wahlaufruf herein. Wie die Machtergreifung vor 80 Jahren in diesem Ortsteil aussah, thematisiert die neue Ausstellung „Zehlendorf wurde braun“ des Heimatmuseums Zehlendorf.

Wenn man im Bezirk an die Zeit des Nationalsozialismus erinnert, dann gebe es meist zwei Schwerpunkte, sagt der Vereinsvorsitzende und Ausstellungsmacher Klaus-Peter Laschinsky in seiner Rede zur Eröffnung der Ausstellung am Donnerstagabend. Das sei zum einen das Haus der Wannsee-Konferenz und zum anderen die Bekennende Kirche in Dahlem. „Der Rest liegt im Halbdunkel, im Verschwommenen.“

„Wir haben uns auf die Zeit von 1933 bis 1936 konzentriert“, erklärt Laschinsky. Denn es ginge darum aufzuzeigen wie Zehlendorf braun „wurde“. Dazu forschte der Heimatverein nicht nur im eigenen Archiv, sondern wurde auch im Deutschen Historischen Museum, im Bundesarchiv und im Landesarchiv fündig.

Zu sehen sind in der Schau unter anderem der Mitgliedsausweis und ein Foto von Walter Helferstein, der seit 1925 Mitglied der NSDAP war und 1934 Bürgermeister von Zehlendorf wurde. Es gibt einen Brief, in denen ehemalige Beamte, die der SPD und ihren Organisationen nahe stehen, aufgefordert, sich von diesen zu distanzieren, da sie sonst ihre Bezüge verlieren. Es gibt Liste mit Straßenumbenennungen. So wurde unter den Nationalsozialisten die Lindenthaler Allee zur Theodor-Fritsch-Allee, benannt nach einem bekannten Antisemiten, dem die Nazis in Zehlendorf sogar ein Denkmal errichteten. Zu sehen sind unter anderem Ausgaben der „Zehlendorfer Warte“, eine Übersichtskarte zeigt, wo sich die Nazis im Bezirk breit machten und wo Juden wohnten, die deportiert wurden.

Laschinskys Lieblingsobjekte sind zwei Bilder aus dem Zehlendorfer Rathaus. Das eine zeigt einen Appell im Foyer, das andere eine Sitzung im alten Sitzungssaal. Als ehemaliger Bezirksverordneter habe er selbst noch auf diesen Bänken sitzen dürfen, erzählt Laschinsky.

Die Ausstellung ist Rahmen des Berliner Themenjahres „Zerstörte Vielfalt“ entstanden, mit dem Berlin an die Machtübernahme der Nationalsozialisten erinnert. Nach Ostern habe der Verein damit begonnen, für die Schau zu recherchieren und Material zusammenzutragen. Es sei nicht sehr schwierig gewesen, sagt Laschinsky. „Man muss nur die richtigen Stichworte eingeben.“

Bezirksbürgermeister Norbert Kopp (CDU) findet, dass die Sonderausstellung zeige, „wie rasch sich in unserem Bezirk die Nationalsozialisten breit machten, wie missliebige Beamte bedrängt wurden“. Deshalb lobt er die Schau als guten Beitrag zum Themenjahr.

„Eigenlob stinkt“, sagt Laschinsky, aber auch er ist sehr zufrieden mit dem Ergebnis und bedankt sich bei allen Unterstützern, allen voran Heike Stange vom Kulturamt Steglitz-Zehlendorf.

Dem Thema der Sonderausstellung widmet sich auch der neuste Zehlendorfer Heimatbrief des Heimatvereins.

 Zu sehen ist die Ausstellung „Zehlendorf wurde braun“ bis 31. Januar 2014, montags und donnerstags von 10 bis 18 Uhr, dienstags und freitags von 10 bis 14 Uhr. Der Eintritt ist frei.

(go)