Am Dienstag wurden die Kinder und ihre Betreuer im Rathaus Zehlendorf begrüßt. Foto: BA

„Das ist Leben für sie“, sagt Anatoli Melnikov, Leiter des Kinderkulturpalastes in Charkow-Ordshonikidse (Ukraine). Sie, das sind die Kinder und Jugendlichen des Kinderkulturpalastes, und Leben, das sind die zweieinhalb Wochen, die diese Kinder alle zwei Jahre in Berlin verbringen. So wie derzeit. 24 Kinder sind seit Mittwoch im Bezirk zu Gast – 20 von ihnen waren noch nie in Deutschland, erzählt Gerold Maelzer, der im Bezirksamt für den Bereich Internationale Kinder- und Jugendarbeit zuständig ist.

Seit 22 Jahren besteht die Partnerschaft zwischen den beiden Bezirken, seit fünf Jahren gebe es wieder einen regelmäßigen Austausch. Alle zwei Jahre kommen die ukrainischen Jungen und Mädchen nun nach Berlin, in den Jahren dazwischen fahren Jugendliche aus Steglitz-Zehlendorf nach Charkow.

„Die Kinder freuen sich zwei Jahre lang auf diesen Besuch“, erzählt Melnikov. Sie überlegen, was sie singen und tanzen könnten und proben für ihre Auftritte in Steglitz-Zehlendorf. Die Kinder sind ausgezeichnete Musiker und Tänzer, werden im Kinderkulturpalast in Tanz, Ballett, Theater, Musizieren und Fußball unterrichtet. Der Besuch in Deutschland sei eine Auszeichnung für die Besten von ihnen, berichtet Maelzer. „Sie leben und träumen von der Zeit in Berlin“, so Melnikov.

In diesem Jahr waren es drei Auftritte in Steglitz-Zehlendorf, bei denen die Ukrainer ihre Zuschauer begeisterten und lauten Applaus ernteten, plus ein weiterer in Nentershausen, der Partnerstadt in Nordhessen. Dort waren die Zehn- bis 16-Jährigen ebenfalls eine Woche lang eingeladen.

Organisiert wurde der Besuch vom Bezirksamt und dem Partnerschaftsverein, die auch ein umfangreiches Programm geschnürt haben: mit Wannsee-Rundfahrt, Sightseeing in Berlin und Steglitz-Zehlendorf, Besuch im Filmpark Babelsberg sowie im Zoo. Zwischendurch hätten die Kinder aber auch noch genug Freizeit, versichert Maelzer, um beispielsweise mit ihren neuen Freunden aus der Schottenburg zu spielen und sich näher kennenzulernen. Über die Jahre seien Freundschaften entstanden, es werde gechattet und E-Mails hin- und hergeschickt. Kommuniziert wird in englisch.

Am Sonntag heißt es Abschied nehmen für die Kinder und ihre vier Betreuer, die sich mit mehr Gepäck auf die zweitägige Heimfahrt machen als sie ursprünglich dabei hatten. Es habe zahlreiche Spenden gegeben, unter anderem vom Deutschen Fußballbund (DFB), der Fußballtrikots überreichte. DFB und Kinderkulturpalast sind nicht erst seit der Weltmeisterschaft miteinanderr verbunden, erzählt Petra Milz-Höhne, die Partnerschaftsbeauftragte des Bezirks Steglitz-Zehlendorf, als der Kinderkulturpalast die Deutsche Nationalelf damals am Flughafen in Kostümen musikalisch begrüßte. Die Egidius-Braun-Stiftung des DFB unterstützte den Kinderkulturpalast in den vergangenen fünf Jahren mit 20.000 Euro jährlich. Nun hat sie ihr Engagement auf fünf weitere Jahre ausgedehnt. Ohne diese Unterstützung würde der Kinderkulturpalast, der zu Zeiten der Sowjetunion vom Traktorenwerk unterstützt wurde, nicht überleben können.

(go)