Durch einen Tunnel drangen die Täter in die Bank ein. Fotos: Gogol

Ein spektakulärer Bankraub ereignete sich am Wochenende in Steglitz – bemerkt wurde der am Montagmorgen durch ein Feuer.

„Der Bankbetrieb bleibt aus technischen Gründen vorübergehend geschlossen“, steht an der Eingangstür zur Berliner Volksbank an der Schloß- Ecke Wrangelstraße. Im Haus sieht man Kriminalbeamte und Sicherheitsleute, hinterm Haus ist die Feuerwehr im Einsatz.

Um 6 Uhr am Montagmorgen wurde die Feuerwehr von einem Wachschützer zu einem Feuer im Tresorraum der Bank gerufen, dabei entdeckten die Feuerwehrmänner einen 30 Meter langen Tunnel, der zur Tiefgarage in der Wrangelstraße führte. Über den hatten sich Unbekannte  Zugang  zur Filiale der Berliner Volksbank verschafft. Dort räumten sie die Schließfächer aus und verschwanden unerkannt.

Während die Spuren gesichert werden, kommen immer wieder Kunden der Bank vorbei und stehen vor verschlossener Tür. Einige haben noch gar nicht mitbekommen, was passiert ist. Eine ältere Dame ist schockiert. „Das ist unglaublich. Man ist nirgendwo mehr sicher“, sagt sie. Eine jüngere Kundin hingegen scheint Sympathien für die Täter zu haben. „Dann ist die schwere Arbeit wenigstens belohnt worden“, sagt sie lächelnd, als sie hört, was passiert ist.

Mit so viel Humor können andere den Raub nicht nehmen. Wie ein älterer Kunde, der vergeblich auf der Suche nach Informationen ist. Er hat in der Bank ein Schließfach, erzählt er. „Das ist meine Altersvorsorge, die da drin liegt“, sagt er – fast 90.000 Euro Bargeld. Im Radio habe er von der Tat gehört und anschließend versucht, mit der Filiale zu telefonieren. Doch da habe er niemanden erreicht. Dann habe er bei der Zentrale angerufen, und die waren selber überrascht, wussten noch nichts von dem Bankraub, schildert der Rentner. Ähnlich geht es einer Anwohnerin, die im Internet von dem Raub gelesen hat. „Meine Putzfrau hat mir davon erzählt“, berichtet sie. Sie habe zwar auch Polizei gesehen, aber gedacht, das gehöre zu den Dreharbeiten, die dort in der Straße gerade stattfinden. Sie habe in einem Schließfach der Bank Schmuck zu liegen, erzählt sie. „Sogar mein Autoschlüssel ist da drin“.

Da die Kriminalbeamten aufgrund der Länge des Tunnels von einer mehrwöchigen oder gar mehrmonatigen Bauphase  ausgehen, haben die Polizisten folgende Fragen: Wer hat in den letzten Wochen Baulärm aus der Tiefgarage in der Wrangelstraße hören können? Wer hat Fahrzeuge zum oder vom Tatort fahren sehen, die eventuell Bauschutt oder Baumaterialien geladen hatten? Wer hat Beobachtungen über sonstige verdächtige Fahrzeuge oder Personen in der Wrangelstraße gemacht? Hinweise nimmt das Fachkommissariat des Landeskriminalamtes am Tempelhofer Damm 12 unter der Telefonnummer (030) 46 64 94 51 01 sowie jede andere Polizeidienststelle entgegen.

Kunden, die ein Schließfach in dem Geldinstitut gemietet haben, werden gebeten, sich bei der Bank unter der Rufnummer (030) 30 63 33 00 zu melden.

Die Tat erinnert an einen Bankraub in Zehlendorf vor rund 18 Jahren. Damals hatten mehrere Räuber eine Commerzbank-Filiale in der Breisgauer Straße überfallen. Sie entkamen durch einen selbstgegrabenen Tunnel.

(pol/go)