Foto: Heike Deselaers

Es wurde 1911 in Berlin-Köpenick als Sommersitz errichtet, ein Kataloghaus der „Berliner Hausbaugesellschaft m.b.H.“ und ist einer der wenigen heute noch erhaltenen Holzbauten dieser Ära. Am alten Standort musste es weichen, wurde aber unter der Maßgabe, denkmalgerecht wieder aufgebaut zu werden, zur Translozierung freigegeben. Dies geschah in Berlin-Wannsee, genau gesagt in Kohlhasenbrück, in enger Zusammenarbeit mit den Denkmalschutzbehörden des Landes und den Bezirken unter Leitung der Autorin.

Der Abbau erfolgte mit Kran und Tieflader. Brücken, Tunnel und Straßenbreiten waren maßgebende Größen für die Streckenfindung. Das Haus wurde schließlich auf einen neuen Sockel gestellt und in die Berliner Denkmalliste eingetragen.

Als Köpernicker Sommerfrische eines Sanitätsrates und hochrangigen Beamten der preußischen Gesundheitsverwaltung stand es ursprünglich in der Nähe der Dahme. Die Pläne lieferte der Friedenauer Architekt Richard Jacobi im Auftrag der Hausbaugesellschaft, die auf kostengünstige Wohn- und Landhäuser, Sommer- und Ferienhäuser spezialisiert war. Es zählt zu den frühesten Beispielen des Fertigbaus und ist Ausdruck der Lebensreform-Bewegung, die sich nach „Licht, Luft und Sonne“ sehnte. Aber es ging auch um Bauen mit natürlichen Materialien und eine erschwingliche industrielle Fertigung. In Holzskelettbauweise konstruiert, stellte man es mit einfacher Innen- und Außenverbretterung auf einen gemauerten Sockel.

Vor der Translozierung wurden alle Bauteile wandweise gekennzeichnet. Die Dachinnenverschalung inkl. aller Fußböden, Leisten und Stoffbespannungen der Wohnräume wurde behutsam rückgebaut und zum späteren Einbau eingelagert. Die Fensterflügel, Türblätter und Einbaumöbel wurden ausgebaut und in einem Container zwischengelagert. Die Dachdeckung wurde in Gitterboxen für den späteren Wiedereinbau am neuen Standort zwischengelagert. Mit einem 40-Tonnen-Kran verlud man die Wand- und Deckenelemente und erwog zunächst den Wasserweg, weil der Teltowkanal den vormaligen und neuen Standort in nahezu gerader Linie verbindet. Letztlich blieben aber die Probleme des An- und Abtransports von und zur Wasserstraße unlösbar, sodass ein Spezial-LKW, ein 44-Tonnen-Innentieflader mit herausschiebbarer Ladepalette, den Transport übernahm.

Zur Demontage wurden die Hausecken und Fußpunkte geöffnet, um die Wände trennen zu können. Von Vorteil war dabei, dass die Wand- und Deckenelemente nur durch Nagelverbindung befestigt waren, sodass sich sämtliche Elemente nach Aussteifung durch leichten Zug lösen ließen (wobei die Nagelverbindung erforderlichenfalls mit dem „Alligator“ abgeschliffen wurde).

Das Gebäude war dank seines konstruktiven Holzschutzes mit einem Sockel von 80 cm Höhe, Dachüberstand und Opferbrettern bei Hirnhölzern und Schwellen grundsätzlich in einem guten Zustand. Positiv wirkte sich dabei auch der hohe Harzanteil des amerikanischen Red-Pine-Baumes aus. Nur wenige Sanierungsarbeiten waren erforderlich, unter anderem die ursprünglich auf Holz ausgeführten Elektro- und Sanitärinstallationen in die Holzständerkonstruktion zu integrieren.

Notiz der Denkmalschutzbehörde:

Bevor sich Dr. Matthias Kühne für den Erwerb dieses Kleinods entschied, hatte er bereits auf demselben Grundstück in Albrechts-Teerofen das hier seit langer Zeit leerstehende und zunehmend vom Verfall bedrohte Büdnerhaus aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu restaurieren begonnen. Auch dieses Vorhaben wurde von der Autorin geleitet. So entstand in Albrechts-Teerofen ein besonders malerisches Bauensemble, das diesem historischen Standort der Köhler am ehemaligen Bäkeufer wieder ein Gesicht verleiht.

Adresse: Albrechts-Teerofen 8
Text: Heike Deselaers (Architektin)
Redaktion: Dr. Jörg Rüter
Fotos: Heike Deselaers