Duschmobil mit Lina und Marie / Bildnachweis: Sozialdienst katholischer Frauen e.V. Berlin

Seit knapp sechs Wochen fährt das Duschmobil nun durch Berlin. Es bietet obdachlosen Frauen einen geschützten Raum, in dem sie sich in Ruhe waschen und auch beraten lassen können.

Schon von außen sieht das Duschmobil einladend aus, denn auf der Seite prangt ein riesiges Naturbild. Tritt man durch die Tür, steht man in einem gemütlichen Aufenthaltsraum mit Sitzgelegenheit. Links herum geht es ins Badezimmer. Die Wände sind in einem hübschen Türkis angestrichen und der Raum ist sehr hell und freundlich, was nicht zuletzt an dem großen Oberlicht liegt. Gleich links befindet sich eine Garderobe mit bunten Haken. Es gibt ein Waschbecken und einen Spiegel, eine Toilette und eine Dusche. Über der Dusche ist eine Heizung, darunter ein ausklappbarer Sitz.

„Unsere Idee ist es, Frauen abzuholen, die nicht zu Unterkünften kommen können oder wollen.“, sagt Lina Freund, die als Sozialassistentin das Duschmobil betreut. Einige obdachlose Frauen seien zu krank oder besitzen nicht genug Kraft, um eine Notunterkunft aufzusuchen. Andere haben Angst, dort ihre Sachen abgeben zu müssen. Und manche seien gern unabhängig und „fühlen sich in Notunterkünften gegängelt“. Außerdem sei es in Tagesstätten und Notunterkünften laut Lina Freund „viel wuseliger“, da sich mehrere Frauen ein Badezimmer teilen. Oft befinden sich Dusche und Toilette in einem Raum, wodurch ständig jemand klopfe. Petra*, die selbst obdachlos ist, erzählt von ihren Erfahrungen. „Mich stört das, wenn ich dusche und draußen Frauen warten, die auch Duschen oder auf Toilette wollen.“

Dusche mit Sitz / Bildnachweis: Sozialdienst katholischer Frauen e.V. Berlin

Im Duschmobil ist es anders. Hier könne sich jede Frau 1,5 Stunden aufhalten. Während sie im Badezimmer sei, bekomme sie, wie Freund erzählt, ihre Privatsphäre. Lina Freund und Sozialarbeiterin  Marie Anderson halten sich dann hinter der Schiebetür im Fahrerhäuschen auf. Neben der Gelegenheit, sich ausgiebig zu pflegen, können sich die Frauen bei Marie Anderson beraten lassen. Weiterhin könne auch zwanglos geplaudert werden. Anderson und Freund bieten den Frauen kleine Snacks wie Kekse oder Müsliriegel, aber auch Tee und Kaffee an. „Viele nutzen auch die Möglichkeit, ihr Handy aufzuladen“, so Freund. Aber auch wenn eine Frau nicht zum Duschen komme, sondern nur für ein Gespräch oder einen Snack, sei sie willkommen. Die Sozialassistentin wolle Frauen, die auf der Straße wenig Glück erfahren, „Momente der Entspannung und des Wohlfühlens gönnen“.

Aktuell befinde sich das Duschmobil noch in einer „Findungsphase“, wie Freund es nennt. Sie und Anderson fahren zu verschiedenen Orten und lokalisieren jene, an welchen sich Frauen aufhalten, die das Angebot annehmen. Außerdem müssen die Rahmenbedingungen stimmen. „Wir brauchen einen Platz, der gut erreichbar ist, aber auch genügend Privatsphäre bietet.“ Das Duschmobil sei, so erklärt Freund, täglich von Montag bis Freitag, jeweils 5 bis 8 Stunden unterwegs. Es gebe einen Frischwassertank, der 200 Liter fasse und einen Boiler, in dem 80 Liter Platz haben. Das reiche für 4-5 Frauen am Tag. Um den Frischwassertank zu befüllen und den Schmutzwassertank zu entleeren, fahren Freund und Anderson zu Wohnmobilplätzen. Auch desinfizieren sie das Bad nach jeder Benutzung und reinigen es am Ende des Tages gründlich.

Waschbecken, Spiegel und Toilette / Bildnachweis: Sozialdienst katholischer Frauen e.V. Berlin

Die Idee des Duschmobils hatte Matthias Müller, Geschäftsführer des Berufsbekleidungsunternehmens „Workerfashion“. Dabei inspirierte ihn die Organisation „MOBIL’douche“, deren Wohnmobile, unter anderem in Paris, Obdachlosen ebenfalls die Möglichkeit zum Duschen bieten. Müller kaufte ein Technikmobil und brachte es zu einem Bootsbauern, der den Rohbau entwickelte. So konnte, wie Müller erklärt, Gewicht gespart und das Bad feuchtigkeitsverträglich gemacht werden. Den Rest baute Müller eigenhändig aus. Dann übergab er das Duschmobil an den Sozialdienst Katholischer Frauen.

Ursula Snay, Pressesprecherin des SkF, erklärt, wie das Duschmobil finanziert wird. „Aus dem Haushalt des Bezirks Mitte, stellt der Bezirksbürgermeister von Dassel dem Duschmobil 40.000 Euro zu Verfügung.“ Davon werden das Personal bezahlt und die Betriebskosten gedeckt. Das Geld reiche bis zum 31. Dezember dieses Jahres. „Dann hoffen wir, dass der Bezirk uns weiter finanziert, damit wir den Frauen weiterhin mit der aufsuchenden Straßensozialarbeit Hygiene und Beratung anbieten können“. Das Duschmobil sei „ein innovativer Ansatz, der die obdachlosen Frauen auf der Straße erreicht“ und „das System der frauenspezifischen Wohnungslosenhilfe ergänzt“. Snay ist davon überzeugt, dass sich das Duschmobil in Deutschland auf lange Sicht durchsetzt.

Kontakt:
0151 146 48 756

Weitere Infos auf:
www.duschmobil.de

Maria Hentschel