Der Schlachtensee soll für alle Menschen zugänglich sein, findet die SPD. Archiv-Foto: Gogol

Knapp eine Woche bevor sich das Verwaltungsgericht mit dem sogenannten „Hundeverbot“ an Schlachtensee und Krumme Lanke befasst, lud die SPD Steglitz-Zehlendorf zu einem Gespräch ein, bei der sie die Ergebnisse ihrer Vor-Ort-Umfrage vorstellte. Nicht unbedingt überraschend: Das Hundeverbot beschäftigt zwar die Menschen, doch andere Probleme sind für sie wichtiger. Vor allem sind es die Themen Toiletten und Müll. Und: Sie sorgen sich um das Naherholungsgebiet.

An acht Wochenenden waren die Abteilungen Seenplatte und Krumme Lanke an den beiden Seen mit Ständen präsent und kamen mit den Spaziergängern mit und ohne Hund, Radlern und Joggern ins Gespräch. Sie wollten wissen, wie diese sich die Zukunft des Gebietes vorstellen. Dabei seien sie auf sehr viel positive Resonanz gestoßen, berichtet Ulrike Wöhning, Vorsitzende der Abteilung Krumme Lanke. „Es gab so viel kluge Ideen“, freut sie sich. Viele Bürge seien einfach besorgt, dass das Erholungsgebiet „den Bach runter gehe“, so ihr Eindruck aus den Gesprächen, die sie geführt hat.

Im Sommer war die SPD an den beiden Seen präsent und sammelten Meinungen. Archiv-Foto: Gogol

Mit der Aktion „Partei ergreifen für Schlachtensee und Krumme Lanke“ wollte die SPD nachholen, was Bezirksstadträtin Christa Markl-Vieto und der Senat ihrer Meinung nach beim Hundemitführverbot ignoriert hatten: die Bürgerbeteiligung. Und die war gut. 342 Menschen antworteten auf die acht Fragen der SPD, die sich auch um das Hundeverbot drehten, aber ebenso nach Radverkehr, Bademöglichkeiten, Toiletten und Müllentsorgung fragten. Zudem gab es mehr als 200 schriftliche Kommentare auf den Bögen, von Einzelbemerkungen bis hin zu halbseitigen Ausführungen, berichtet Joachim Elsholz, Vorsitzender der Abteilung Seenplatte.

Auf Platz eins, mit 97,5 Prozent Zustimmung, landete die Forderung nach mehr Toiletten und Müllbehältern. 91,7 Prozent der Antwortenden wünschten sich, dass die Auslaufgebiete ausgewiesen werden, 89,3 Prozent, dass die Schutzgebiete gesichert werden. Dass das Hundeverbot relativiert werden soll, fanden 55,9 Prozent der Antwortenden. Viele hätten sich für eine saisonale Regelung ausgesprochen, erklärte Elsholz. Wenig Zustimmung (33,6 Prozent) fand die Idee, einen Grillplatz einzurichten.

Aus diesen Ergebnissen will die SPD ein Konzept erstellen zum Schutz und zur Weiterentwicklung des Erholungsgebietes. Dazu gehören eine bessere Beschilderung, ausreichend Toiletten in Nähe der Hauptbadestellen, mehr Müllbehälter, Sicherung der Wasserqualität, Schutz der Pflanzen und Tiere sowie gesonderte Rad- und Wanderwege. Was kurzfristig umzusetzen geht, will der SPD-Fraktionsvorsitzende in der Bezirksverordnetenversammlung, Norbert Buchta, noch in dieser Wahlperiode angehen. Die Umfrage werde Eingang finden in das Wahlprogramm im kommenden Jahr, versicherte er, und Grundlage werden für die Arbeit der neuen Fraktion nach der Wahl im September.

Einiges von dem, was sich die SPD wünscht, ist in der Zwischenzeit auch schon passiert. So wurden erste Hinweisschilder aufgestellt, die Berliner Stadtreinigung wird ab kommenden Sommer die Reinigung des Südufers übernehmen, auch die Standortfrage für neue Toilettencontainer ist wohl geklärt.

Im Sommer 2014 hatten sich Staatssekretär Gaebler und Bezirksstadträtin Markl-Vieto das Ufer der beiden Seen genau angeschaut. Foto: Gogol

Dass es an den beiden Seen Nutzungskonflikte gibt und das schon seit Jahren, ist kein Geheimnis. Seit mehr als zehn Jahren wurde in der BVV darüber diskutiert, wie diese zu lösen sein, verschiedene Anträge von unterschiedlichen Fraktionen gestellt. Das Hundeverbot habe die Diskussion beschleunigt, ist der Staatssekretär für Verkehr und Umwelt, Christian Gaebler, überzeugt. Er findet es auch immer noch richtig und gut, dass die Verordnung jetzt umgesetzt wurde. Nur die Art der Kommunikation bedauert er. Das sieht auch Buchta so, der nicht den Inhalt bemängelt, sondern die „Basta-Mentalität“, mit der die Bezirksstadträtin das Hundeverbot umgesetzt hätte. Das habe zu Zorn und Ärger bei den Bürgern geführt.

Die ursprünglich angedachte „Probezeit“ des Projektes von zwei Jahren ist für Gaebler indes nicht unbedingt verpflichtend. Man habe nun einen Sommer und bald auch einen Winter lang Erfahrungen gesammelt, so könnten sich Bezirksamt, Senat und Forsten bereist im kommenden Frühjahr zusammensetzen und diese auswerten, fand er. Er wünscht sich vom Bezirk, dass dieser an einem Gesamtkonzept für die beiden Seen arbeitet, wie dies die SPD nun tue. „Es geh nicht um Hund und Nicht-Hund, sondern um Mensch und Natur“, betonte er zum Abschluss.

(go)