Weg mit den Parkplätzen und Niveauangleichung von Platz, Straßen und Wegen: Diese Forderung steht im Zentrum der Bürgerinitiativen. | Foto: Stephan Voß

 

Unsere Berichterstattung über die derzeit laufende Unterschriftensammlung für zwei Einwohneranträge zum Kranoldplatz sorgt für Diskussionen. Unabhängig voneinander und aus eigener Initiative haben die Vertreter der Markthändler und des Bürgerbündnisses Redebedarf angemeldet und uns ausführliche Stellungnahmen zugesandt.  

Hier lesen Sie, was Stephan Voß, Sprecher des „Bündnisses für einen lebendigen Kranoldplatz“, zu sagen hat. Den Beitrag des Markthändlers Felix Heese lesen Sie an dieser Stelle

„Manchmal wäre es schlau, einfach mal zu reden“ – mit diesem Satz endet der Artikel „Kranoldmarkt: Jetzt melden sich die Händler zu Wort“ vom 9. November 2023. Dieser Satz erweckt den Anschein, als hätte es keine Gespräche zwischen den Markthändlern und den Initiativen rund um den Kranoldplatz gegeben. Das Gegenteil ist der Fall.

Am Anfang gab es Gespräche in großer Runde

Auf Anregung von Urban Aykal, Stadtrat für Ordnung, Umwelt- und Naturschutz, Straßen und Grünflächen, hatte das damalige Standortmanagement Kranoldkiez für Ende 2022 alle Initiativen vor Ort und die Markthändler zum Gespräch eingeladen. Am 2. Dezember 2022 wurde gemeinsam über die Perspektiven einer Neugestaltung des Kranoldplatzes und seiner Umgebung diskutiert sowie darüber, in welchem Rahmen künftig gemeinsame Positionen aller Akteure rund um den Kranoldplatz erarbeitet werden könnten.

Nach diesem ersten Gespräch sind die Markthändler bedauerlicherweise jedoch allen weiteren Treffen dieser Runde bis Juli 2023 ferngeblieben, obwohl Felix Heese vom Käsestand Loch an Loch und Frank Steube vom Kartoffelstand von den Initiativen selbstverständlich jedes Mal eingeladen worden waren. Es war diesen nämlich völlig klar, dass produktive Diskussionen um eine Neugestaltung des Kranoldplatzes ohne den Sachverstand der Markthändler überaus schwierig sein würden. Sie sollten deshalb von Anfang an unbedingt dabei sein.

Neuer Kranoldplatz, toter Markt

Anfang Februar 2023 schickte Herr Heese zur Vorbereitung des nächsten gemeinsamen Treffens in großer Runde, so wie es mit allen Akteuren vereinbart war, eine Stellungnahme der Markthändler zum Umbau des Kranoldplatzes an die Initiativen. Die von Herrn Heese übermittelte Stellungnahme mit der Überschrift „Neuer Kranoldplatz, toter Markt“ war allerdings, das zeigten Gespräche mit zahlreichen Markthändlern vor Ort, vielen von ihnen gar nicht bekannt. Sie beinhaltete vor allem die Forderung, dass alle Markthändler während des Umbaus und nach dem Umbau mit ihren Fahrzeugen bzw. Ständen auf dem Kranoldplatz stehen bleiben können und dass in der Bauphase jederzeit ein uneingeschränkter Marktbetrieb zu den üblichen Marktzeiten gewährleistet sein muss – ohne jegliches Baumaterial auf dem Platz.

Das von Herrn Heese versandte Papier wurde aus dem Kreis der Initiativen zum Anlass genommen, erneut das Gespräch mit ihm und Herrn Steube zu suchen. Dazu wurden beide eingeladen, das Gespräch fand am 21. Februar 2023 in kleiner Runde statt.

Annäherungen in kleiner Runde

Einig waren sich die Beteiligten darüber, dass ein Umbau so kurz wie möglich sein müsse. Außerdem müsse der Markt während des Umbaus auf einer zusammenhängenden Fläche möglichst auf dem Kranoldplatz und unter Einbeziehung anliegender Flächen so stattfinden, dass alle Markthändler ihre Stände dort aufbauen könnten. Dies, so wurde besprochen, müsse durch eine entsprechende offizielle Ausschreibung gewährleistet werden. Ebenfalls bestand Einigkeit darüber, dass die Forderung, die Baumaterialien jeweils für die Markttage tags zuvor wegzuschaffen, jeden Umbau unmöglich machen würde. Vonseiten der Markthändler wurde darüber hinaus eingeräumt, dass nicht nur sie legitime Interessen bezüglich des Kranoldplatzes hätten, sondern auch die Bürgerinnen und Bürger von Lichterfelde Ost. Das Gespräch wurde auf Seiten der Beteiligten aus dem Kreis der Initiativen als durchaus positiv wahrgenommen, auch wenn die verständlichen Bedenken und Sorgen von Herrn Heese und Herrn Steube bezüglich der Perspektiven des Marktes bei einem Umbau des Platzes sicher nicht vollständig ausgeräumt werden konnten.

Argumente und Sorgen der Markthändler werden ernst genommen

Die Ergebnisse dieses Gesprächs wurden dann eins zu eins in das Gründungsdokument des Bündnisses für einen lebendigen Kranoldplatz übernommen, welches sich am 24. August 2023 als Zusammenschluss der Initiativen vor Ort gegründet hatte. Dort heißt es: „Um die Existenz der Markthändler:innen nicht durch Umbaumaßnahmen am und um den Platz herum zu gefährden, sind alle Wettbewerber:innen aufgefordert, Planungen vorzulegen, die sicherstellen, dass den Markthändler:innen während der Baumaßnahmen eine zusammenhängende Marktfläche für ihre Stände am Platz und ggf. zusätzlich in den umliegenden Straßen zur Verfügung steht. Darüber hinaus ist darzulegen, durch welche Maßnahmen die Dauer der Umbaumaßnahmen  möglichst weitgehend reduziert wird.“

Das Gleiche gilt für den Einwohnerantrag „Lebendiger Kranold-Markt-Platz“ des Bündnisses: „Um diese Ziele zu erreichen, […] wird den Markthändler:innen, um ihre Existenz nicht zu gefährden, während der Baumaßnahmen eine zusammenhängende Marktfläche am Platz und ggf. in den umliegenden Straßen zur Verfügung gestellt und ist die Dauer der Umbaumaßnahmen so weitgehend wie möglich zu begrenzen“.

Die im Bündnis für einen lebendigen Kranoldplatz zusammengeschlossenen Initiativen haben so dokumentiert, dass sie nicht nur gesprächsbereit sind, sondern darüber hinaus die Argumente und Sorgen der Markthändler sehr ernst nehmen und sie daher selbstverständlich in ihre Überlegungen und Aktivitäten so weit wie nur möglich einfließen lassen.

Es verändert sich etwas

Die Markthändler haben, wie bereits erwähnt, die weiteren Treffen der Initiativen rund um den Kranoldplatz bis Ende Juli dieses Jahres nicht mehr wahrgenommen, obwohl speziell sie des Öfteren von Vertretern der Initiativen entweder direkt am Marktstand oder per Mail dazu eingeladen worden waren. Dennoch wurde seitens der Initiativen an Markttagen immer wieder das Gespräch mit Herrn Heese und Herrn Steube gesucht – es verfestigte sich jedoch zunehmend der Eindruck, dass vor allem Herr Heese einen Umbau des Marktes unter keinen Umständen befürworten würde.

Kompromisslose Position

Dieser Eindruck bestätigte sich, als die Markthändler am 24. Juli 2023, sieben Monate nach dem Beginn der gemeinsamen Gespräche aller Akteure rund um den Kranoldplatz, zum ersten Mal wieder an der Gesprächsrunde teilnahmen: Bei dieser Gelegenheit stellten sie jedoch unmissverständlich klar, dass sie jeglichen Umbau des Kranoldplatzes ablehnen, obwohl Herr Heese den Initiativen noch im Frühjahr per Mail einen Vorschlag unterbreitet hatte, wo am Kranoldplatz er sich Ersatzstellplätze für die Markthändler während eines Umbaus vorstellen könnte. Die Markthändler machten damit deutlich, dass sie den Anliegen der im Bündnis für einen lebendigen Kranoldplatz zusammengeschlossenen und anderer Bürgerinnen und Bürger in Lichterfelde Ost sowie denen eines großen Teils der Gewerbetreibenden kompromisslos gegenüberstehen.

Konstruktive Gespräche mit den Markthändlern weiterhin erwünscht

Die über Monate gezeigte Bereitschaft des Bündnisses für einen lebendigen Kranoldplatz und der darin zusammengeschlossenen Initiativen, mit den Markthändlern lösungsorientierte Gespräche zu suchen, zu führen und sich sogar wesentliche ihrer Forderungen zu eigen zu machen, konnten daran offenbar nichts ändern.
Dass sich die Markthändler nun überrumpelt und nicht in die laufenden  Diskussionen einbezogen fühlen, ist angesichts der Gesprächsbereitschaft der Initiativen nicht zu verstehen. Niemand und vor allem die Händler selbst sollten sich darüber wundern: So eine Situation entsteht, wenn man sich über Monate Gesprächen und den Möglichkeiten zum Austausch entzieht, selbst das Gespräch nicht sucht, die Anliegen anderer ignoriert und so am Ende nur Blockaden errichtet. Nichtsdestotrotz ist das Bündnis für einen lebendigen Kranoldplatz weiterhin an konstruktiven Gesprächen mit den Markthändlern interessiert.

 

Stephan Voß

Stephan Voß ist auch ehrenamtliches Mitglied des Redaktionsteams der Stadtrand Nachrichten. Als ein Vertreter der „Initiative Lebenswerter Kranoldplatz“ im „Bündnis für einen lebendigen Kranoldplatz“ hat er mehrfach über Neuigkeiten informiert. Zu Beginn der Unterschriftensammlung bat er darum, die redaktionelle Begleitung des Themas in „neutrale“ Hände zu geben.  

 

 

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Unterschriften-Battle am Kranoldmarkt 
Neues Bündnis fordert lebendigen Kranoldplatz