Der Kranoldmarkt an einem Mittwoch im November. Die Händler sind überzeugt: ein Umbau würde ihre Existenz gefährden. | Foto: Daniela von Treuenfels

 

Unsere Berichterstattung über die derzeit laufende Unterschriftensammlung für zwei Einwohneranträge zum Kranoldplatz sorgt für Diskussionen. Unabhängig voneinander und aus eigener Initiative haben die Vertreter der Markthändler und des Bürgerbündnisses Redebedarf angemeldet und uns ausführliche Stellungnahmen zugesandt.  

Hier erfahren Sie, warum die Markthändler die Existenz des Kranoldmarktes gefährdet sehen, sollte ein Umbau der Fläche stattfinden. Einen Beitrag von Stephan Voß vom „Bündnis für einen lebenswerten Kranoldplatz“ lesen Sie hier.

Am „miteinander reden“ ist es nicht gescheitert am Kranoldplatz. Eher am Zuhören. Schon vor Corona haben wir uns mit diversen Initiativen zusammengesetzt und immer wieder betont: Wir sind gegen einen Umbau. Sollte es dennoch zu einem Umbau kommen, sind unsere Forderungen wie folgt: Der Marktbetrieb muss ungehindert weiterlaufen, mit den gleichen Händlern, am gleichen Standort. Dazu haben wir auch kommuniziert, dass eine mögliche Baustelle mittwochs und samstags soweit geräumt sein muss, dass der Marktbetrieb weiterlaufen kann. Dieser Vorschlag wurde als nicht umsetzbar abgekanzelt.

Da die Ferdinandstraße als Ausweichfläche ausfällt, alleine schon aufgrund des Freihaltens einer Feuerwehrzufahrt, von Anwohnern mit PKW ganz abgesehen, und die Brauerstraße und der Oberhofer Weg aufgrund der Entfernung nicht in Betracht kommen, sehen wir keine Möglichkeit, ein Bauprojekt umzusetzen, welches den Markt nicht schädigt. Für diesen Schluss brauchen wir keine Stadtplaner und Planungen.

Wer, wenn nicht Markthändlerinnen und Markthändler, die in Jahrzehnten schon diverse Umbaumaßnahmen miterleben durften, hat die Expertise, zu sagen, ob ein Umbau schädlich für einen Markt ist, oder nicht? Dabei ist egal, ob ein Umbau drei Monate oder zwei Jahre dauert. Wird der Marktbetrieb an einem Standort gestört, wandern Kunden unwiderruflich ab.
Das beste Beispiel ist der Wochenmarkt am Ludwig-Beck-Platz, der seit dem Umbau tot ist. Hier wurde der Umbau in zwei Etappen, wobei jeweils die Hälfte der Händler „aussetzen“ mussten, bewerkstelligt. Der Markt ist seither bedeutungs- und kundenlos. Zwar gab es am Hermann-Ehlers-Platz eine Ausweichfläche während des Umbaus (unter der Autobahnbrücke), dennoch war der Markt nach dem Umbau nahezu tot und es hat Jahre gedauert, einen neuen Kundenstamm aufzubauen.

Wir haben bereits 2016 eine Unterschriftenaktion gegen einen Umbau gestartet (sehr erfolgreich übrigens). Das passierte auf Initiative der Markthändler, nicht der CDU und SPD. Hätten wir von der Unterschriftenaktion der Initiative gewusst, hätten wir wieder eigene Unterschriftenlisten angefertigt, das habe ich bereits vor Monaten so kommuniziert. Dies erklärt auch, warum die neue Initiative niemanden der Markthändler (durch diverse vorherige Gespräche kennt man sich eigentlich) über die geplante Unterschriftenaktion, die zumindest suggeriert, dass die Markthändler an Bord seien, informierte.

Nun müssen wir uns mit den CDU-Listen begnügen, da diese explizit unsere Interessen wiedergeben.
Unsere Entscheidung, uns komplett gegen einen Umbau auszusprechen, entspringt unserer Erfahrung, dass wir nicht ernst genommen werden, sondern das Ziel „schönerer Platz“, koste es, was es wolle, umgesetzt werden soll. Von einer größeren, schöneren Fläche am Kranoldplatz haben wir nichts, weil der Markt dann schon zerstört sein wird. Mit der Unterschriftenaktion zeigt sich, dass die Interessen der Markthändler bestenfalls zweitrangig sind im idealistischen Konstrukt eines schöneren Platzes mit gleichzeitig florierendem Markt. Beides ist unmöglich.
“You can’t have your cake and eat it”, lautet ein bekanntes britisches Sprichwort. Du kannst nicht alles haben.

 

Felix Heese

Felix Heese ist Geschäftsführer der „Loch an Loch Käse GmbH“. Das Unternehmen verkauft Käse an verschiedenen Standorten im Berliner Südwesten. 

 

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