Foto: Evgeni Vershinin

 

 

Frauenschwimmkurse für Steglitz-Zehlendorfer Neubürgerinnen ist ein neues Projekt des Mittelhof und des Stadtteilzentrums Steglitz. Weil es im Bezirk keine Kapazitäten in den Bädern gibt, müssen die Frauen ins benachbarte Potsdam ausweichen. 
 
Insgesamt sind es über 50 erwachsene Frauen aus unterschiedlichen Herkunftsländern, die nicht schwimmen können und gerne die Möglichkeit wahrnehmen würden, sich sicher im Wasser zu bewegen. Sie wollen Spaß haben, Sport treiben und im Notfall ihr Leben retten können. So berichtet es Nele Petzold von der Mobilen Stadtteilarbeit Lankwitz, die gemeinsam mit ihrer Kollegin Zeina Zaghal versucht, einem enormen Bedarf gerecht zu werden. 
 
„Wir können uns kaum retten vor Anfragen“, sagt die Sozialarbeiterin. „Bei jeder Schwimmstunde kommen mindestens fünf weitere Frauen aus dem Schwimmbad auf uns zu und fragen, wann es den nächsten Schwimmkurs gibt, denn sie wollen auch Schwimmen lernen.“  
 
Das Problem: es gibt zu wenige Schwimmbadzeiten nur für Frauen. Nach der erfolglosen Suche in Steglitz-Zehlendorf findet jetzt ein Kurs mit 12 Teilnehmerinnen im Potsdamer Kiezbad am Stern statt. „Aus anderen Bezirken hören wir, dass es überall schwierig ist, bezahlbare Schwimmkurse für Erwachsene zu realisieren“, sagt Nele Petzold. Tatsächlich sind viele Schwimmhallen im Sommer geschlossen, während die Freibäder oftmals überfüllt sind. Die Kapazitäten der Hallenbäder sind ausgeschöpft, auch weil einige aktuell saniert werden. 
 
Die Bäderbetriebe bitten um Verständnis: „Berlin investiert aktuell mehr als 100 Millionen Euro in die Sanierung und Modernisierung der Bäder. Diese Bauarbeiten können jedoch nur durchgeführt werden, wenn diese Bäder geschlossen sind. In der Folge müssen alle Nutzungsgruppen in den noch geöffneten Bädern etwas zusammenrücken, damit für alle weiterhin Platz ist.“ 
 
Auf die Frage, warum das Stadtbad Lankwitz nicht für einen Frauenschwimmkurs zu Verfügung stehen kann, bleibt das Unternehmen vage: „Das Stadtbad Lankwitz ist als eines von derzeit zwei freizeitorientierten Bäder Berlins im Wesentlichen für die Nutzung der allgemeinen Öffentlichkeit da. Aus diesem Grund steht dieses Bad für die Nutzung durch Vereine und Gruppen nur sehr eingeschränkt zur Verfügung.“ Deren Bedarfe seien zwar bekannt. Doch Familien und Freizeitschwimmer „haben jedoch auch einen Bedarf und da gilt es, einen guten Mittelweg zu finden.“  
 
Priorität bei der Vergabe von Wasserzeiten haben die Schulen für den obligatorischen Schwimmunterricht sowie die Schwimmvereine. Darüber hinaus, teilen die Bäderbetriebe den Stadtrand-Nachrichten mit, seien 50 Prozent der zur Verfügung stehenden Wasserzeiten dem Schwimmen der allgemeinen Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. In der Folge sei es nicht auszuschließen, „dass neu eintreffende Anfragen abschlägig beschieden werden“. 
 
Nele Petzold ist enttäuscht, hat aber ganz offensichtlich nicht vor, aufzugeben. „Wir wünschen uns mehr exklusive Frauenschwimmzeiten in allen Berliner Hallenbädern und mehr weibliches Schwimmbadpersonal“, erklärt die Sozialarbeiterin. Außerdem plädiert sie für eine stärkere finanzielle Unterstützung, damit alle Interessierten sich ein solches Angebot leisten können. „Wir hoffen, dass wir weitere Finanzierungsmöglichkeiten, Schwimmlehrerinnen, sowie Schwimmbäder auch in Steglitz-Zehlendorf finden, die wir für dieses Projekt langfristig begeistern können.“ 
 

Daniela von Treuenfels